PR 2646 – Die Tage des Schattens
wollte, hatte quasi nur einen Streifschuss abbekommen ...
Warum?, fragte sie sich bitter. Wozu das Ganze? Wieso handeln Intelligenzwesen dermaßen unlogisch und sterben einen vollkommen sinnlosen Tod?
*
Auch Marrghiz haderte. Für seine Verhältnisse tobte der Sayporaner geradezu.
»Welch ein Desaster!«, schleuderte er Chossom entgegen. »Was habt ihr dabei gewonnen? Nichts! Umgekehrt drohen wir wegen eurer eigenmächtigen Aktion die letzten Sympathien der terranischen Bevölkerung zu verspielen.«
»Der uns zugespielte Hinweis klang glaubwürdig«, erwiderte Chossom kalt. »Wir mussten Nachforschungen anstellen.«
»Nachforschungen, ja, von mir aus, aber mit mir koordiniert und unter Rücksichtnahme auf die hiesigen Gegebenheiten. Was ihr in Wahrheit angestellt habt, war sträflicher Unsinn. Ein Gebäude von solchem Symbolcharakter zu stürmen ... zahlreiche Handgemenge und Gefechte. Hunderte Verletzte, an die fünfzig Tote! Das dient unserer gemeinsamen Sache nicht, sondern wirft meine Arbeit um Wochen zurück.«
»Das Auffinden der Leiche von ALLDAR hat absolute Priorität. Wie auch Vergeltung für die Attentate auf meine Leute Priorität haben sollte. Sowie die Aufklärung der unautorisierten Zugriffe auf die Transit-Parkette.«
Marrghiz fragte nicht nach, wie Chossom davon Kenntnis erhalten hatte. »Diese Sache habe ich längst dem denkbar besten Mann übergeben«, wiegelte er ab.
»Einem Terraner?«
»Natürlich. Fydor Riordan. Er ist äußerst fähig und durchtrieben.«
»Du vertraust ihm?«
»Natürlich nicht. Beziehungsweise nur in den angemessenen Grenzen. – Hoher Marschgeber, ich flehe dich an, überlass mir die Handhabung der Bevölkerung dieses Sonnensystems. Betreibt eure Nachforschungen, aber im Hintergrund, und bleibt in Deckung dabei. Reizt den Zorn der Terraner nicht noch weiter, nehmt euch eine Weile aus der Schusslinie! Ihr habt schon mehr als genug Schaden angerichtet, auch an euren eigenen Leuten.«
»Unsere Verluste steigen von Tag zu Tag.«
»Hörst du mir eigentlich zu? Ich verstehe deine Ungeduld, aber du musst sie zähmen. Es werden bereits die Vorbereitungen getroffen für den Empfang der Neuformatierten. Mit der Einsetzung des Umbrischen Rates sollten sich viele Probleme erledigen.«
»Wunschdenken!«, höhnte der Fagesy.
Marrghiz verkniff sich eine geharnischte Entgegnung. Ihr Verhältnis war schon angespannt genug.
Er musste Acht geben, dass es nicht noch mehr aus der Balance geriet.
Traumangebot Nr. 543:
Vogelmenschen
Du bist ein Vogel in einem lichtdurchfluteten Wald voller phantastischer, wundervoll bunter Pflanzen.
Alles ist friedlich. Alles riecht sehr gut.
Du fliegst, gleitest anmutig dahin, lässt dich vom warmen Aufwind nach oben tragen. In die Wipfel der Bäume, wo die Raben ihre Nester bauen.
Am Rand eines Nestes aus Zweigen, die mit besonders schönen Schnitzereien verziert sind, landest du, faltest die Schwingen zusammen und sagst: »Ich grüße euch, schwarze Brüder. Ist dies nicht ein herrlicher Tag?«
Die drei Raben klappern zustimmend mit den Schnäbeln.
Der jüngste sagt: »Du kannst ja sprechen.«
»Ich kann noch mehr«, antwortest du fröhlich. »Ich kann mich in einen Menschen verwandeln. In eine Menschenfrau. Und auch dich kann ich verwandeln. Möchtest du mein Jagdgefährte sein?«
»Nimm an«, rät der älteste Rabe. »Du wirst es nicht bereuen. Ich kenne sie, mit ihr jagt es sich ganz vortrefflich.«
»Aber ich habe noch nie ...«
»Einmal ist immer das erste Mal«, unterbricht der mittlere gutmütig. »Nun zieht schon los!«
»Einverstanden?«, fragst du.
»Einverstanden.«
Du wirkst deinen Zauber. Aus Vögeln werden Menschen, allerdings solche mit Flügeln.
»Was jagen wir?«, fragt dein junger Gefährte.
»Erinnerungen. Weisheiten, die uns noch menschlicher machen. Der Wald ist voll davon. Sie gehören allen und niemandem, du musst sie nur einfangen; aber vorsichtig, damit sie nicht kaputtgehen.«
»Und dann?«
»Das wirst du schon sehen.« Die beiden älteren Raben keckern.
Ihr fliegt hinauf, über die Baumkronen hinaus, in den Himmel, den goldroten Sonnenuntergang.
6.
Andere Arten von Lächeln
Dieser Traum gefiel ihr so gut, dass sie nicht nur die Vollversion, sondern auch sämtliche angebotenen Erweiterungen installiert hatte.
Phaemonoe Eghoo löste sich sehr ungern davon. Selbst am helllichten Tag, während sie in einem Vorzimmer der Residenz auf eine Besprechung mit Marrghiz wartete,
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