PR 2646 – Die Tage des Schattens
da kann man nichts machen.«
»Deine persönliche Note? Hm, da gäbe es Schickeres. Winzige asymmetrische Zöpfe zum Beispiel sind momentan extrem angesagt. Man könnte bunte Leuchtkristalle einflechten oder Mikro-Stimmverstärker ...«
»Nein.«
»Schade. Aber wie du willst. Möchtest du nicht wenigstens in diese Jacke schlüpfen? Wir hätten auch passende Iso-Hosen dazu. Nichts gegen deine Tracht, aber du kommst schon ein wenig underdressed daher. Schließlich haben wir früher als sonst Winter, Fimbul-Winter gar!«
»Mein Kaftan ist warm genug.«
Trotzdem tat Toufec dem verhinderten Barbier den Gefallen und probierte diverse Oberbekleidung an. Ihn erfreute die unbekümmerte, lebenslustige Art des Mannes, der über die Entführung seines Heimatsystems und die Auslöschung der Sonne genauso leicht schwafelte wie über Stoffe, Schnitte und kommende Trends in der Herrenmode.
Toufec lernte allerhand von ihm, besonders über die Mentalität der Menschen dieser Epoche. Je länger er ihm zuhörte, desto zuversichtlicher wurde er, dass seine Saat auch diesbezüglich auf fruchtbaren Boden fallen würde.
Dann reichte es ihm, und er verließ den Laden, ohne etwas erworben zu haben.
Dies nahm der Kaufmann ohne Murren hin. Er bedankte sich überschwänglich für die drei Harzperlen, die Toufec ihm zusteckte.
*
Abends ruhte er in der Wüste, in einem Areal, wo die uralte Gobi noch naturbelassen war. Wo keine bevormundende Technik den Blick vom Wesentlichen ablenkte.
Er labte sich am fahlen Dämmerlicht, sog genüsslich die klare, kalte Luft ein. Stille und Einsamkeit taten ihm gut. Selbst mit Pazuzu redete er nicht viel.
Toufec wusste wohl, dass auch Pazuzu ein technisches Produkt darstellte und die erstaunlichen Fähigkeiten seines Dschinns keineswegs auf Zauberei beruhten. Er war ja nicht von gestern.
Dieser Gedanke amüsierte Toufec. Sein kehliges Lachen schallte weit in die Wüste hinaus.
Traumangebot Nr. 530:
Der Lustgarten
Am Tor zum Garten empfängt dich ein Engel. Er nennt dich beim Namen und salbt dir das Haupt mit parfümiertem Öl.
Dann bringt er dich zum Badehaus. Man bettet dich auf warmen Marmor, bis dein Leib ganz weich ist. Dann wirst du gewaschen und massiert und aufs Neue gewaschen.
Man kleidet dich in Seide und Brokat. Der Engel führt dich zum Palast der Lüste.
Im Inneren erstreckt sich endlos eine Säulenhalle. Auf niedrigen Podesten stehen Millionen Statuen, einzeln oder zu mehreren: Angehörige verschiedenster Völker, teils bekannt, teils unbekannt.
Bei manchen ist nicht ersichtlich, ob es sich um Intelligenzwesen oder Tiere handelt. Auch Hybridgestalten sind darunter, puppenhafte Androiden, Cyborgs mit künstlichen Gliedmaßen, deren Form keine Zweifel über die Funktion offen lässt. Andere wiederum ähneln eher einladend kuscheligen Möbeln oder abstrakten Kunstwerken.
Jede Statue, die du mit der Hand berührst, erwacht zum Leben und ist dir zu Willen, solange du willst. Du musst nicht reden dabei, die fleischgewordenen Statuen lesen dir die Wünsche von den Augen ab.
»Solltest du trotz des reichen Angebots nichts finden, was dir mundet, kannst du auch neue Statuen erschaffen«, erklärt der Engel. »Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sowieso haben wir keine Eile.«
Du staunst und begutachtest sie ein wenig, dann triffst du die erste Wahl. Du streckst den Arm nach der Statue aus und ...
Ende des Gratis-Demos. Bitte mit ENTER bestätigen, dass du die Vollversion erwerben möchtest.
5.
Akademische Gefechte
Am 8. November 1469 NGZ verlor Elema Tresmolinos beide Beine.
Das Gute daran war, dass das Gerede, sie verfüge über die Psi-Begabung, in die Zukunft sehen zu können, danach endgültig verstummen würde. Hätte Elema geahnt, was ihr bevorstand, wäre sie an diesem Tag garantiert nicht in die Waringer-Akademie gekommen.
Ein schwacher Trost, zugegeben.
Sie unterrichtete als Dozentin am Institut für Theoretische Hyperphysik. Irgendwelche Studenten hatten ihr den Spitznamen »Wahrsagerin« verpasst, weil Elemas Tipps, welche Pärchen sich im Laufe des Semesters bilden würden, sehr oft eintrafen.
Dabei beruhten diese Vorhersagen, zu denen man sie jedes Mal wieder, wenn die Vorlesungen anfingen, drängte, auf drei Fundamenten, die mit parapsychologischen Fähigkeiten nicht viel zu tun hatten. Erstens: simple Menschenkenntnis.
Zweitens: eine praktische Anwendung von Nemo Partijans neuesten Arbeiten auf dem Gebiet der Quintadim-Topologie.
Weitere Kostenlose Bücher