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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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schon, Mann! Manchmal gibt der klügere Ertruser nach. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache.«
    Dieser Wink funktionierte.
    »Wenn du meinst, Wahrsagerin«, murmelte Parruk und setzte sich in Trab.
    »Beeilt euch, Leute. Aber nicht rennen, das könnte Verdacht erregen.«
    Mehrere Fagesy bewegten sich auf sie zu. Zum Glück kamen sie im Gewühl nur langsam voran, und Elemas Grüppchen schaffte es vor ihnen zum Antigravschacht.
     
    *
     
    Sie sanken nach unten.
    Abermals ertönte eine Lautsprecherdurchsage.
    »Hier spricht Jewennai Brown. Mir wurde vom Fagesyschen Kommandanten mitgeteilt, sie gingen dem Gerücht nach, etwas für sie sehr Wertvolles, das man ihnen entwendet habe, werde auf unserem Gelände versteckt. Deswegen wollen sie die Waringer-Akademie durchsuchen und diverse Leute befragen.«
    Er habe unter Protest zugestimmt, um eine Eskalation zu vermeiden, teilte der stellvertretende Direktor mit, und bat alle Betroffenen, wahrheitsgemäß Auskunft zu geben. »Wir haben nichts zu verbergen, der Vorwurf entbehrt jeder Grundlage. Ich hoffe, unsere ... Gäste werden dies bald einsehen, und appelliere an eure wissenschaftliche Vernunft, keinerlei feindselige Handlungen zu setzen.«
    Elema bezweifelte, dass sich alle daran halten würden. Ihr ertrusischer Student Parruk Parseith war garantiert nicht der einzige Hitzkopf am Campus.
    Sie bemerkte, dass er sich ein weißes Tuch um den muskulösen Oberarm gebunden hatte. Nun wurde ihr tatsächlich mulmig im Magen.
     
    *
     
    Unbehelligt gelangten sie in eines der Foyers im Erdgeschoss.
    »Wir nehmen die Nottreppe!«, befahl Elema.
    Vielleicht war das der entscheidende Fehler, und sie wären mit einem Expresslift besser beraten gewesen. Vielleicht hatten sie aber einfach nur Pech.
    Jedenfalls liefen sie einem Trupp Fagesy direkt in die stachelbewehrten Schlangenarme.
    »Halt, stehen bleiben!«, dröhnte es aus einem Translator, so laut, dass Elema unwillkürlich ihre Handflächen auf die Ohren legte. »An die Wand! Wer ist der Ranghöchste unter euch?«
    »Das bin ich«, presste Elema heraus. »Könntet ihr das Gerät bitte etwas leiser drehen?«
    Der Fagesy tat genau das Gegenteil. »Gestehe!«, donnerte er. »Wo haltet ihr den Korpus von ALLDAR versteckt?«
    Rasende Kopfschmerzen machten es Elema Tresmolinos beinahe unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich verstehe die Frage nicht. Welchen Korpus?«
    »Den Schatz, den mein Volk behütet hat, bis er von einem terranischen Stoßtrupp geraubt wurde. Den Korpus unserer Superintelligenz!«
    Darum ging es? Die Fagesy glaubten allen Ernstes, der Leichnam ihrer Superintelligenz befände sich in der Waringer-Akademie?
    »Er ist nicht da«, stöhnte sie. »Ganz sicher nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie sollte der Korpus ausgerechnet hierher gelangt sein?«
    »Ohne ihn ist die Heimat schutzlos!«, brüllte der Stimmgenerator des Fünfarmigen. Obwohl die Sprache künstlich generiert war, spürte Elema darin große Sorge, Frustration und wachsende Wut; so intensiv, dass sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    »So glaub mir doch«, würgte sie hervor. »Meine Studenten und ich haben damit nichts zu tun!«
    »Lüge! Freche Lüge, ekliger Lateraler!«
    Parruk Parseith verlor die Beherrschung.
     
    *
     
    Als an die extremen Umweltbedingungen und die erhöhte Schwerkraft von 3,6 Gravos seines Heimatplaneten Angepasster verfügte Parseith über ungeheure Körperkräfte. Mit bloßen Händen riss er eine Stützstrebe aus der Wand, als handle es sich um ein Holzscheit, und ging damit auf die Fagesy los.
    »Nein!«, schrie Elema.
    Aber es war zu spät.
    Chaos brach aus. Schallwellen peitschten über sie hinweg und scheinbar durch sie hindurch. Blitze blendeten sie, sodass Elema völlig die Orientierung verlor – und wenig später das Bewusstsein.
    Sie erwachte in einem Krankenbett. Schwer sediert, wie in Watte gehüllt.
    Eine mitfühlende Schwester teilte ihr nach mehreren Anläufen relativ schonend mit, dass sie keine Beine mehr hatte – derzeit. Neue Gliedmaßen befänden sich bereits im Klonprozess und würden ihr implantiert werden, sobald sie herangewachsen und getestet worden waren.
    Elema Tresmolinos hatte vergleichsweise Glück gehabt, erfuhr sie. Sie war gerade noch rechtzeitig von Medorobotern geborgen worden.
    Parseith hingegen, der kaum ausgewachsene, so vielversprechende und doch so dumme Ertruser, war den Desintegratorwaffen der Fagesy zum Opfer gefallen. Elema, die er verteidigen

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