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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Das behauptete sie zumindest, um das Interesse der Studenten für dieses etwas sperrige Forschungsfeld zu wecken.
    Und drittens handelte es sich nicht selten um selbst erfüllende Prophezeiungen. Elema hatte ganz einfach einen guten Blick dafür, wer gut zusammenpasste. Indem sie die Betreffenden darauf hinwies, waren die Steine zumeist schon ins Rollen gebracht.
    Nichts davon schützte sie vor dem Unheil, das an jenem Tag über sie und Lehrkörper wie Studentenschaft der Akademie hereinbrach.
     
    *
     
    Eröffnet am 1. Dezember 1331 NGZ, hatte sich die Waringer-Akademie seit mittlerweile bald eineinhalb Jahrhunderten ihren Ruf als bedeutendste technische Hochschule Terras, ja der gesamten Liga Freier Terraner erworben und bewahrt. Darüber hinaus galt sie als eines der spektakulärsten Bauwerke der Menschheit.
    Der Rainbow Dome, das Zentrum der Anlage, war der Momentaufnahme einer »Tropfenkrone« nachgebildet und durchmaß stattliche 730 Meter. Zwei gigantische Tropfen schwebten über einer Kuppel, aus der 16 Ausleger entwuchsen, mit je einer 60-Meter-Kugel am Ende. Sie bildeten ein schüsselförmig sich aufwölbendes Dach mit zahlreichen, teilweise begrünten Terrassen.
    Über das Hauptgebäude spannte sich ein strahlender, holografisch projizierter Regenbogen, Tag und Nacht aus allen Richtungen sichtbar, unabhängig von Standort und Blickwinkel des Betrachters. Er sollte ein Symbol der Hoffnung, Phantasie und Kreativität darstellen, ein wahrhaft leuchtendes Zeichen dafür, dass es nach dem Hyperimpedanz-Schock wieder aufwärtsging. Über der Zentralkuppel des Hauptgebäudes schwebte der 300 Meter hohe und an seiner dicksten Stelle 120 Meter durchmessende Haupttropfen, der von einem zweiten, kleineren Tropfen begleitet wurde.
    Insgesamt durchmaß das nordöstlich der Universität Terrania gelegene Akademiegelände acht Kilometer. Um einen künstlich angelegten See gruppierten sich neben dem Rainbow Dome zahlreiche Wohnheime, Laborhallen, Forschungs- und Produktionsstätten.
    An Spitzentagen konnten sich eine halbe Million Menschen und mehr auf dem Gelände aufhalten. Es war eine Stadt in der Stadt, eine schöne, überaus lebenswerte und friedliche dazu.
    Bis die Fagesy kamen.
     
    *
     
    Zu Hunderten und Tausenden fielen sie aus dem Himmel.
    Sie glichen fünfarmigen, fliegenden Riesenseesternen. Mit drei bis vier Meter langen Armen hingen sie an so genannten Rüstgeleiten, sechs mal zwölf Meter großen Tragflächen, die beinahe Schallgeschwindigkeit erreichten.
    Seit der Machtübernahme durch die Invasoren sah man immer wieder Patrouillen der Fagesy, meist in Kleingruppen. Derart viele auf einem Haufen waren, soweit Elema Tresmolinos wusste, noch nie gesichtet worden.
    Überall im weiten Rund der Dachterrassen des Rainbow Domes landeten die Sternwesen. Das memostrukturelle Material ihrer Fluggeräte verformte sich zu stacheligen, annähernd kugelförmigen Sphären. Schutzschirme flammten auf, die den martialischen Eindruck noch verstärkten.
    Aus unsichtbaren Schallfeldern erklang eine Durchsage. »Achtung, hier spricht Jewennai Brown, stellvertretender Direktor der Waringer-Akademie. An alle Studenten und Mitarbeiter: Bitte, bewahrt unbedingt Ruhe! Sobald wir erfahren, was es mit dem unangekündigten Besuch auf sich hat, werden wir euch umgehend in Kenntnis setzen. Es wird dringend geraten, sich nach Möglichkeit geordnet in die subplanetaren Schutzräume zurückzuziehen. Dies ist keine Übung! Ich wiederhole ...«
    »Wir befolgen die Anweisungen!«, rief Elema den sechs Studenten zu, mit denen sie gerade eine Seminarbesprechung abgehalten hatte. »Los, mir nach, hopp-hopp!«
    Mit raschen Schritten steuerte sie den nächstgelegenen Antigravschacht an. Fünf ihrer Seminaristen trotteten brav hinterher. Der sechste jedoch blieb stehen, zu seiner vollen Größe von zweieinhalb Metern aufgerichtet.
    »Eigentlich eine Sauerei«, grollte Parruk Parseith, der Ertruser. »Universitätsgelände ist exterritoriales Gebiet! Ohne Zustimmung des Direktors darf nicht einmal unsere eigene Exekutive hier aufmarschieren. Wir sollten diesen Überfall nicht sang- und klanglos hinnehmen, sondern wenigstens gewaltlosen Widerstand leisten.«
    »Das halte ich für keine gute Idee, Parruk.«
    Auf einigen Terrassen in Elemas Sichtfeld umzingelten Fagesy die dort lose Verstreuten und trieben sie mit vorgehaltenen Waffen zu Pulks zusammen. Was immer sie mit ihnen vorhatten – Elema wollte es nicht am eigenen Leib erfahren.
    »Komm

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