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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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erneut ihre schlangenhaarigen Häupter! Als schickte Augenklar jemals etwas anderes als die lautere Wahrheit in den Äther.«
    »Die lautere Wahrheit, ja. Ich weiß, ihr seid die reinsten Lämmchen. Und Dschingiz Brettzeck ist die personifizierte Stimme der Vernunft.«
    »Genau. – Auch nicht, wenn du ein gutes Wort für mich einlegst?«
    »Vergiss es, Aksander. Keine Chance.«
    »Schade. Ich hätte zu gern Riordans Meinung über die neuesten Streiche dieses Schattenmanns eingeholt ...«
    »Untersteh dich, wenn dir deine Akkreditierung lieb ist. Gib mir lieber einen heißen Heuschreck aus.«
    »Mit Vergnügen, Verehrteste.«
     
    *
     
    Sie gingen zu einer Labestation.
    Aus dem Westteil des Parks wehte das Lied der Sängerin herüber, die bereits zusammen mit den Cosmolodics aufgetreten war: »Ich sehe dich vor mir unter einem wolkenlosen Himmel. Die Sterne schimmern hell, Raumschiffe schweben vorüber ...«
    Inzwischen hatte die Abwanderung der Schaulustigen eingesetzt. Allmählich dünnte die Zuschauermenge aus. Höchstens ein Drittel war geblieben, Tendenz weiter schrumpfend.
    Die Medienvertreter hingegen, an die hundert Journalisten, waren noch so gut wie vollzählig vorhanden. Vielleicht wollten sie nicht wahrhaben, dass sie sich mit dem bisherigen Material zufrieden geben mussten; vielleicht orientierten sie sich ebenfalls an Phaemonoe, so wie Oskar.
    Sie erkannte Kolleginnen und Kollegen der großen Sender Info-Orbit, Luna City Comm, Terra Wahr & Wesentlich ... Manche erwiderten ihre Grüße, aber viele taten, als sähen sie Phaemonoe nicht. Einige zeigten ihr ganz bewusst die kalte Schulter.
    Das waren natürlich die Vertreter der so genannten Qualitätsmedien, die sich über die Regierungssprecherin erhaben dünkten und meinten, sie müssten ihren Abscheu zeigen. Sie grämte sich nicht darüber; nicht sehr.
    Während sie den Heißen Heuschreck schlürften, eine Art Grog mit einem tüchtigen Schuss Vurguzz, fragte Aksander Oskar: »Warum baut man eigentlich das Transit-Parkett nicht wieder ab, sondern hat es stattdessen erneut unter den Paratron gelegt?«
    »Du wirst lachen – das wüsste ich auch gern ...«
     
    *
     
    So rasch wie die Nacht hereinbrach, zerstreute sich die Menge.
    Auch Phaemonoe stand kurz davor aufzubrechen. Marrghiz hatte nicht mehr nach ihr gerufen.
    Oskar machte ihr den Hof, aber sie ging nicht darauf ein. Der Reporter vom Sender Augenklar hatte zwar ein sehr erotisches Timbre; ansonsten war er jedoch überhaupt nicht ihr Typ.
    Sie erwog, sich in einer Spontankontaktbörse eine männliche Gesellschaft für den Rest der Nacht zu suchen. Aber eigentlich hatte sie mehr Lust auf den Trauminduktor.
    Phaemonoe setzte eben zur Verabschiedung an. Da hörte sie leise Musik, die scheinbar aus allen Richtungen näher kam.
    »Was ist das?«, fragte Oskar. »Sind das diese ...«
    »Phenuben, ja.«
    Von drei Seiten bewegten sich Schlangen junger Terraner auf Gnauplon und das Dolan-Denkmal zu. Es mussten Hunderte sein, vielleicht mehr als tausend.
    Jede Kolonne wurde von drei Sayporanern angeführt. Sie waren es, die den Phenuben, einer Mischung aus Saxofon und Dudelsack, die fremdartigen, dunklen, beinah hypnotischen Töne entlockten.
    Sich ihrem Bann zu entziehen war gar nicht so leicht. Die getragenen Melodien erweckten den Eindruck, etwas wie einen Weckruf zu hören, der von fern erklang und den Anbruch eines ganz neuen, wunderbaren Tages verkündete.
    »Deswegen also ist das Transit-Parkett nicht desaktiviert«, sagte Aksander Oskar. »Offenbar soll es zu einer Dauerverbindung werden; zu einem unaufhörlichen Aderlass für die menschliche Bevölkerung. Mitten in Terrania, noch dazu an einem solch geschichtsträchtigen Ort!« Er hatte bereits einige Heiße Heuschrecken intus, was seine Erregung nicht unbedingt bremste.
    »Halt dich zurück, Kollege. Was ist mit der legendären Contenance der Augenklar-Journalisten?«
    »Darauf wird gepfiffen! So eine Sauerei, was hier abgeht. Man hat doch vorhin gesehen, dass den jungen Leuten die Hirne weichgespült wurden. Und jetzt kommen die nächsten an die Reihe. Ja, tut denn da niemand was dagegen?«
    Noch ehe Phaemonoe ihren beschwipsten Verehrer besänftigen konnte, wurde er erhört.
     
    *
     
    Die drei Kolonnen nahmen vor dem Paratronschirm Aufstellung. Der Schirm um das Transit-Parkett erlosch.
    Unmittelbar danach kam es zum Angriff. Aus dem Strauchwerk am Rande des Parks jagten Kreaturen auf das Gnauplon zu, die riesenhaften Kamelen mit

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