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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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ihr nicht. Pazuzu.«
    »Pa... was?«
    »Die Flasche runter.«
    »Hä? Welche Flasche? Wie ... Hiergeblieben!«
    Toufec verhüllte sich mit seinem Tarnschatten. Er hätte in den Luftraum entfliehen können; aber dort herrschte, wie immer im Stadtteil Antares, reger Gleiterverkehr.
    Die Verstärkung, die der tellerköpfige Polizist angefordert hatte, würde ebenfalls aus der Luft kommen. Außerdem rief der Funkspruch mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst Scharen von Fagesy auf den Plan.
    Toufec fühlte sich noch zu benommen, um es mit dieser komplizierten Gemengelage aufzunehmen. Vor allem wollte er keine unschuldigen Passanten gefährden. Deshalb hatte er seinen Dschinn angewiesen, nach unten durchzubrechen.
    Der Nanoschatten ermöglichte ihm, innerhalb weniger Augenblicke Wände zu durchdringen. Er baute dazu die Molekülstruktur des Hindernisses um, ließ Toufecs Körper passieren und reformierte hinter ihm die Wand in derselben Form wie zuvor. Auf diese Weise hätte er sogar durch massives Erdreich »tauchen« können, wenn auch bedeutend langsamer.
    Für die Jülziish-Polizisten sah es aus, als versänke ein schwarzer Nebel von ungefähr humanoider Gestalt binnen Sekundenbruchteilen im Rasenboden der Dachterrasse. Die Strahlbahnen ihrer Waffen kreuzten sich an der Stelle, wo Toufec bis vor einem Atemzug gestanden hatte.
    Aber sie trafen niemanden mehr.
     
    *
     
    Nachdem er, die Zwischendecken ignorierend, durch den Flaschenhals des Nottreppenhauses hinabgesunken war, verließ Toufec unbehelligt das Gebäude und das Regierungsviertel.
    In einem leeren Kellerabteil eines Warenhauses am Canopus Boulevard legte er einen Zwischenstopp ein. Er rief Pazuzu auf und befahl ihm, sich zu zeigen.
    Aus dem Hals des Fläschchens, das Toufec neben dem Weihrauchbeutel am Gürtel trug, entstieg ein nebliges Gebilde. Die Wolke aus Partikeln, die wie Schneekristalle glitzerten, komprimierte sich zu einer etwa einen Meter großen, halbstofflichen, humanoiden Figur.
    Ab dem Nabel blieb die Gestalt undeutlich. Sie verschwamm, verjüngte sich zu einem dünnen Faden, der im Flaschenhals mündete. Ein beständiger Austausch schien vorzugehen, ein unaufhörliches Hin-und-her-Strömen: ein Teilchenfluss aus der Flasche zur Gestalt, von der Gestalt zur Flasche.
    Pazuzus Gesicht wirkte hart, beinahe steinern. Die Augen, buntfleckig und blaugrün schillernd wie Opale, hatten weder Pupille noch Augapfelweiß. Die Lippen bewegten sich zwar, wenn Pazuzu sprach, doch leicht asynchron.
    Seine Stimme klang wie modulierter Windhauch. »Ich stehe zu Diensten.«
    »Was ist da vorhin passiert, Dschinn? Wie konnte ich derart überrumpelt und ums Haar bezwungen werden?«
    »Für eine genaue Analyse mangelt es mir an Daten. Aber ich schätze, der Umbrische Gong ist auf das menschliche Gehirn abgestimmt und legt gewisse Teile davon zeitweilig lahm.«
    »Warum hast du nicht eingegriffen?«
    »Würde ich jedes Mal eingreifen, wenn du kurzzeitig weggetreten bist, beispielsweise berauscht oder abgelenkt durch sexuelle Reize, wäre es dir auch wieder nicht recht. Erst gestern hast du gleich dreimal ...«
    »Schon gut, akzeptiert. Hast du eine Ahnung, wie ich mich vor der Beeinflussung durch den Gong schützen könnte?«
    »Ich würde dir empfehlen, spezielle Ohrenstöpsel einzusetzen.«
    »Die du generieren kannst.«
    »Selbstverständlich.« Der Flaschengeist klopfte gegen die Kellerwand. »Alle nötigen Rohstoffe sind vorhanden. Dauert nur ein paar Sekunden.«
    Toufec überlegte. »Die Mauern haben Löcher, die Löcher haben Mäuse, und die Mäuse haben Ohren ... Gut. Stell die Stöpsel schon einmal her und übernimm sie in deinen Fundus.«
    Pazuzus Fundus bestand aus jenen Gerätschaften, die er jederzeit bereitstellen konnte, aus seiner Substanz heraus, ohne auf zusätzliches Baumaterial angewiesen zu sein. Dazu gehörte die Umgestaltung zu einer flachen Schwebescheibe mit aufgewölbtem Rand, die wegen der Webmuster an einen fliegenden Teppich erinnerte und deshalb verlässlich für Aufsehen sorgte.
    »Benutzen möchtest du die Ohrstöpsel noch nicht?«, fragte der Dschinn. »Obwohl du keine Ahnung hast, wann der Umbrische Gong das nächste Mal schlägt?«
    Toufec wusste wohl, dass Pazuzu ein technisches Produkt darstellte, keine echte eigene Persönlichkeit aufwies und seine Fähigkeiten nichts mit Magie zu tun hatten. »Sie werden es verlautbaren. Die Sayterraner oder diese Umbrischen Quatschköpfe. Damit die Leute sich darauf freuen und einstellen

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