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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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in dieser Höhe auftraten, wurde sie nicht im Mindesten erfasst. Wahrscheinlich projizierten die Roboter unsichtbare Prallfelder.
    Vor Empörung schlug Homer G. Adams mit der flachen Hand auf die Sessellehne. In seinen Augen hatte der Vorgang etwas zutiefst Obszönes.
    Als würde eine fremde Flagge über Terrania gehisst!
    »Der Umbrische Gong hat die Residenz erreicht und wurde installiert«, erklärte eine sonore Kommentatorenstimme. »In weniger als zwei Minuten, um zweiundzwanzig Uhr Ortszeit, wird er zum ersten Mal schlagen.«
    Adams blickte auf die altmodische Pendeluhr neben dem offenen Kamin. Sie zeigte 15 Uhr und 58 Minuten, ging also relativ richtig.
    Kaum hörbar summend, schwebte sein Butler herein. »Sir, wünschen Sie wie üblich zur vollen Stunde eine Schale Tee?«, fragte der Haushaltsroboter.
    »Nein, diesmal nicht.«
    »Ist Ihnen nicht wohl, Sir?«
    »Darüber bin ich mir noch nicht im Klaren ... Ich rufe, wenn ich etwas brauche.«
    Der Sekundenzeiger der Pendeluhr zog seine Runden. Adams spannte sich an.
    Pünktlich um vier Uhr nachmittags, beziehungsweise in Terrania zehn Uhr abends, schlug der Umbrische Gong.
    Aus den Lautsprechern drang ein Wummern, sehr tief zwar, doch nicht besonders laut. Es dauerte eine Zeit lang an, ohne dass Adams irgendeine besondere, damit einhergehende Wirkung verspürt hätte.
    Vermutlich wurde in der Übertragung nur unzureichend wiedergegeben, was die Bewohner von Terrania City zu hören bekamen. Sie zeigten nämlich ungleich stärkere Reaktionen.
     
    *
     
    Auch Toufec hörte den Umbrischen Gong. Es war ein tiefer, lange nachschwingender, überaus angenehm vibrierender, ungemein wohltuender Klang.
    Als der Gong endgültig verhallt war, empfand Toufec ein Gefühl des Verlusts, so überwältigend, dass er alles andere vergaß. Er brauchte etliche Atemzüge, um in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    Das wurde ihm beinahe zum Verhängnis.
    Er hatte die Anlieferung und Einrichtung des Umbrischen Gongs vom Dachgarten eines Büroturms aus beobachtet. Das am Rand des Residenz-Parks liegende Gebäude hatte die Form eines schlanken, auf der Spitze stehenden Kegels.
    Obwohl er diesmal lieber unbemerkt bleiben wollte, hatte Toufec keinen künstlichen Sichtschutz aktiviert, da es Nacht war und sich auf der kreisrunden Dachterrasse nur wenige Personen aufhielten. Vor diesen verbarg er sich problemlos hinter dichten, mannshohen Ziersträuchern.
    Allerdings bestand die Bodenfläche aus zwei konzentrischen Ringen, die langsam in Gegenrichtung zueinander rotierten. Irgendein Architekt hatte es gewiss mächtig originell gefunden, dass sich auf diese Weise die Gartenlandschaft pausenlos veränderte.
    Im Banne des Umbrischen Gongs war Toufec entgangen, dass er durch die Verschiebung der Terrassenteile seine Deckung eingebüßt hatte. Als sich seine Sinne wieder entschleierten, stand er vollkommen ungeschützt da.
    Ein menschliches Pärchen, das eng umschlungen auf einer Parkbank saß, bedeutete keine Gefahr. Sie lösten sich eben erst aus der Trance, gähnten und streckten sich und hatten sowieso nur Augen füreinander.
    Aber die rotierenden Ringe schoben Toufec auf eine Gruppe von Außerirdischen zu, die offenbar von der Nachwirkung des Gongs viel weniger oder gar nicht betroffen waren. Es handelte sich um fünf Exemplare jener Milchstraßenbewohner, die von den Terranern Blues genannt wurden, sich selbst jedoch als Jülziish bezeichneten.
    Die Tellerköpfigen trugen Uniformen; Polizeiuniformen. Sie hatten Toufec bereits entdeckt und wohl auch erkannt, denn sie zückten ihre Kombistrahler, schwärmten aus und verteilten sich so, dass sie sich nicht gegenseitig in die Schussbahnen gerieten.
    »Hände hoch und nicht bewegen!«, rief einer. Ein anderer sprach schrill und hastig in sein Armband-Funkgerät.
     
    *
     
    »Was jetzt, erstarren oder die Arme heben?«, fragte Toufec. Er war kein Freund von Wachpersonal, egal welcher Volkszugehörigkeit.
    »Sehr witzig. Mach keine Dummheiten, hörst du? Kannst du deine Identität nachweisen?«
    »Mein Name ist Toufec.« Er deutete auf das Schild um seinen Hals. »Das schreibt man so.«
    »Subjekt bestätigt positive Identifikation«, quiekte der Polizist ins Funkarmband. Ebenso wie seine vier Kameraden hielt er den entsicherten Strahler auf Toufec gerichtet.
    Der Wortführer sagte: »Du wirst steckbrieflich gesucht, als Staatsfeind Nummer eins, und bist hiermit verhaftet. Wir werden dich den staatlichen Autoritäten übergeben.«
    »Nein, werdet

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