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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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können.«
    »Eine bloße Vermutung, durch keinerlei gesicherte Fakten untermauert.«
    »Weisheit der Völker: Lerne die Zauberei, aber benutze sie nicht.«
    »So ist das Sprichwort nicht gemeint. Sondern dass man sich viel Wissen aneignen, bei dessen praktischer Umsetzung jedoch äußerste Sorgfalt walten lassen soll.«
    »Jaja. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Tu, wie ich dir gesagt habe.«
     
    *
     
    In dieser Nacht schlief Toufec nicht. Bis zum frühen Morgen trieb er sich in den Katakomben Terranias herum.
    Das Sprachbild von den »Eingeweiden der Stadt« kam ihm in den Sinn. Aber er verwarf es, da es unstimmig war, viel zu kurz gegriffen.
    In Wahrheit bestand diese Metropolis aus Dutzenden von verschiedenen Städten. Ein nicht geringer Prozentsatz lag unter der Erdoberfläche.
    Toufec blieb im subplanetaren Bereich, weil er keine Lust auf weitere Scharmützel mit Patrouillen der Fagesy verspürte. Die Schlangensternwesen operierten fast ausschließlich oberirdisch, wo ihre Rüstgeleite ihnen bessere Manövrierfähigkeit gestatteten.
    Er war grundsätzlich dem Kämpfen keineswegs abgeneigt, aber momentan stand ihm nicht der Sinn danach. Vielmehr wollte er herausfinden, in welcher Entfernung von der Solaren Residenz der Umbrische Gongschlag dieselbe Wirkung entfaltet hatte wie bei ihm selbst und bei Angehörigen welcher Völker.
    Zu diesem Zweck versuchte Toufec, mit möglichst verschiedenen Personen ins Gespräch zu kommen: von Durchschnittsbürgern, die auf dem Heimweg von kulturellen Veranstaltungen waren, bis zu Nachtschwärmern, die frühestens um Mitternacht ihre Wohnung verließen.
     
    *
     
    Nebenbei webte er fleißig an seinem Mythos weiter.
    An einem Obstzugriff, wo jedermann gratis Früchte entnehmen konnte, tat er so, als kapiere er das System nicht. Stattdessen feilschte er mit dem Servoroboter, der ihm mit stoischer Geduld wieder und wieder erklärte, dass gar keine Bezahlung verlangt wurde – so lange, bis eine Morann-Wanderpflanze, die auf winzigen Wurzelfüßchen vorbeitrippelte, sich vermittelnd einmischte.
    In einem anderen Fall ergab sich das angestrebte, lockere Schwätzchen daraus, dass Toufec seinen kamelledernen Wassersack in einem Zierbrunnen füllte.
    Ein Quartett junger, grellbunt geschminkter Umweltangepasster vom Planeten Epsal blieb lachend stehen. Ob er denn nicht wisse, fragte eine der spärlich bekleideten, nahezu würfelförmigen Kolonial-Terranerinnen, dass man praktisch überall Trinkwasser in handlichen Flaschen bekäme?
    Recht nett und durchaus ergiebig war auch die Unterhaltung mit einem Cheborparner. Der Gehörnte, allenfalls entfernt Menschenähnliche, der eher an einen aufrecht gehenden Ziegenbock erinnerte, vollführte in einer Erholungslandschaft, die einer Tropfsteinhöhle nachempfunden war, gymnastische Übungen.
    Toufec gesellte sich zu ihm und machte nach Kräften mit, ungeachtet der beträchtlichen anatomischen Unterschiede. Anstelle von Füßen hatte der fremde Turner Hufe, und aus seinen drei breiten Nasenlöchern entwuchsen muskulöse Greifzungen.
    »Falls du mich veräppeln willst, such dir jemand anderen«, sagte der Cheborparner schließlich mit hoher, meckernder Stimme. »Zwar war vor einer Woche Faschingsbeginn, aber ich finde deine Kostümierung trotzdem geschmacklos.«
    »Welche Kostümierung?«
     
    *
     
    So erfuhr Toufec, dass mittlerweile gar nicht wenige Personen in Terrania unterwegs waren, die sein äußeres Erscheinungsbild nachahmten bis hin zur Barttracht. Auch das Zitieren von Sprichwörtern aus dem arabischen Raum sei plötzlich sehr in Mode gekommen, meinte der Gehörnte.
    Damit erklärte sich, warum die Wanderpflanze und die Epsalerinnen Toufec so unaufgeregt begegnet waren: Sie hatten ihn für einen jener Imitatoren gehalten.
    Sosehr es ihm schmeichelte – Toufec war nicht sicher, ob ihn diese Entwicklung freuen sollte. Musste er ab jetzt immer, wenn er eine Fährte legte, überdies Beweise für seine Echtheit hinterlassen?
    Als Fazit der Erkundigungen stellte sich heraus, dass der Umbrische Gongschlag überall im gesamten Großraum von Terrania City zu hören gewesen war, auch tief unten in den Katakomben.
    In ihrem Innersten ergriffen und für einige Zeit desorientiert waren jedoch nur Terraner sowie deren direkte Abkömmlinge; diese dafür weitgehend unabhängig von der Distanz.
     
    *
     
    »Du hast richtig vermutet«, sagte Toufec zu Pazuzu, nachdem er kurz vor Tagesanbruch an die Oberfläche zurückgekehrt war. »Die dem

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