PR 2647 – Der Umbrische Gong
ausfallen werden, wenn sie nicht überhaupt komplett ausbleiben.«
»Was meint die Sprecherin des Umbrischen Rates dazu?«
Anicee sah Fydor nachdenklich an. »Ich muss dem Leiter des TLD recht geben. Er ist klug und sehr erfahren. Und ich bin sicher, er hat bereits konkrete Vorschläge parat, wie wir weiter verfahren sollten.«
»Nur so eine Idee ... Wie wäre es«, fragte Fydor, »wenn wir einen neuen Umbrischen Gong einrichten, jedoch diesmal so, dass er nur in bestimmten, klar definierten Stadtgebieten zu hören ist? Dies sollte machbar sein, oder?«
»Freilich«, antwortete Marrghiz. »Aber warum?«
Anicee schenkte Fydor einen wohlwollenden Augenaufschlag. »Weil die Terraner dann entscheiden können, ob sie den Gong hören wollen oder nicht. Und viele, da bin ich sicher, werden ihn hören wollen.«
»Exakt mein Gedankengang. Ich merke mit Freuden, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen, Sprecherin.«
»Ich stimme dem Plan zu. Eine entsprechende Verlautbarung möge vorbereitet werden.« Marrghiz blickte sich um. »Wo steckt eigentlich Phaemonoe Eghoo?«
Die Antwort erfuhren sie sogleich.
Über Fydors Armband erschien eine holografische Textnachricht von Ve Kekolor: »Unbedingt Trivid einschalten! Toufec auf allen Kanälen.«
*
Der Strubbelbärtige hockte im Schneidersitz auf seinem »fliegenden Teppich«, und der »blonde Hai« kauerte neben ihm.
»... wiederhole: Hier spricht Phaemonoe Eghoo von SIN-TC. Wir befinden uns so hoch über Terrania City, dass ich lieber nicht nach unten schaue. Aber das ist momentan zweitrangig. Toufec, der berüchtigte Schattenmann, hat sich bereit erklärt, mir erneut ein Exklusiv-Interview zu geben. Zuvor möchte ich jedoch etwas verlautbaren.«
Geübt im Einsatz der Kunstpause, ließ sie die Ankündigung und das Bild der unter der Flugscheibe vorbeisausenden Wolkenkratzer einwirken. Auf ihrer Schulter saß eine durchsichtige Taube.
Dann sagte Phaemonoe fast feierlich: »Mit sofortiger Wirkung lege ich mein Amt als Regierungssprecherin nieder. Der Grund dafür ist, dass sich die Hoffnungen, die ich anfangs mit dieser für mich alles andere als angenehmen Tätigkeit verbunden habe, samt und sonders zerschlagen haben. Von einer Vermittlung terranischer Interessen mit denen der Sayporaner kann aus meiner Sicht keine Rede mehr sein. – Aber nun zu dir, Toufec.«
Breit grinsend zeigte der Angesprochene auf das Schildchen an seinem Hals. »Wer's noch nicht weiß – das schreibt man so.«
»Du bekennest dich zum Anschlag auf den Umbrischen Gong?«
»Ja. Ich habe den Gong von meinen Falken zerstören lassen.«
»Warum?«
»Weil auch die angenehmste Knechtung dennoch Knechtung bleibt. Das habe ich von meinem Herrn gelernt.«
»Oho. Du hast einen Herrn? Merkwürdig für einen freien Mann, oder nicht?«
Toufecs raues, kehliges Lachen wirkte auf die meisten Zuseher hochgradig ansteckend. »In der Tat, das gebe ich zu. Es sei denn, der freie Mann hat diesem Herrn viel zu verdanken. In meinem Fall: alles.«
»Und deshalb dienst du ihm als Emissär?«
»So ist es.«
»Wie lautet seine Botschaft?«
»Sie ist nicht in Stein gemeißelt, ich erkläre sie dir mit meinen eigenen Worten. Für die allernächste Zeit erwarten wir eine erhebliche Zuspitzung der Ereignisse. Der Raub der jungen Terraner, die Verdunkelung der Sonne und die Invasion der Fagesy waren dagegen nur Vorgeplänkel.«
»Alle Wetter, was kommt denn noch auf uns geplagte Erdenbewohner zu?«
»Eine große Macht, eine ungeheuer bösartige Superintelligenz mit dem Namen QIN SHI, streckt ihre Hand nach dem Solsystem aus, hat sie längst ausgestreckt – denn die Entführung des Solsystems war eine Tat QIN SHIS!«
»Aber warum? Aus welchen Beweggründen? Und wie kann die Versetzung rückgängig gemacht werden?«
»An eine Rettung des Solsystems via Rücktransport an seinen angestammten Platz ist unter den gegebenen Umständen leider nicht zu denken. Und es kommt noch schlimmer: Zugleich steht der Untergang der Anomalie zu befürchten.«
»Hui. Starker Tobak. Gibt es wenigstens auch ein paar gute Nachrichten?«
»Die gute Nachricht bin ich; und ich bin nicht allein, sondern bloß der Vorbote. Verstärkung naht. Die Rettung naht.«
»In welcher Gestalt? Wessen Vorbote? – Ich muss mich an dieser Stelle bei meinem Publikum dafür entschuldigen, dass ich in unprofessioneller Weise so viele Fragen auf einmal stelle. Aber bei diesem Geschehen bin ich ebenso Partei wie ihr alle, da schaffe ich es
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