PR 2647 – Der Umbrische Gong
Erddrehung folgend, ständig über der südamerikanischen Stadt Quito befand, wurde es als Nuevo Quito Orbital bezeichnet.
»Sicher?«, fragte Riordan.
Die Stille Ve nickte.
Mit beiden Fäusten hieb er auf die Arbeitsplatte vor dem Positronik-Terminal. »Ja! Wir haben sie!«
Aber gleich mahnte er sich wieder zur Besonnenheit und fragte nach: »Er hat wirklich nicht einfach irgendwohin getippt?«
»Es gab definitiv einen parapsychischen Rapport.«
»Konntest du ihn zurückverfolgen?«
»Nein. Zu weit entfernt für mich.« Die Stille Ve folgte Fydors Blick zum Infusionsapparat und sagte bedrohlich leise: »Denk nicht mal daran.«
Riordan war ohnehin bereits einen Schritt weiter. »Kein Wort über Quito Orbital zu den Fagesy! Wir sagen Chossom, es habe nicht funktioniert, und zeigen ihm den Jungen als, nun ja, lebenden Beweis.«
Der Hohe Marschgeber neigte zu eigensinnigen, vorschnellen Aktionen. Ein weiteres Desaster wie in der Waringer-Akademie hätte ihnen gerade noch gefehlt.
Wenn die Fagesy etwas nicht hatten, dann Fingerspitzengefühl. Sie handelten ohne Rücksicht auf Verluste, eigene und erst recht solche aufseiten der Terraner. Wollte Fydor jedoch seinen Plan verwirklichen, brauchte er die beiden Frauen, den Architekten und den Matten-Willy lebend.
»Ofner gehört unverzüglich in eine Spezialklinik«, mahnte die Stille Ve. »Seine Vitalfunktionen ...«
»Von mir aus, nachdem wir ihn Chossom präsentiert haben. – Wir stellen einen Stoßtrupp zusammen, aber inoffiziell. Der TLD selbst ist zurzeit alles andere als ein ›Sicheres Haus‹. Etwaige Maulwürfe könnten die Aktion sabotieren.«
Fydor Riordan hatte noch eine Menge Arbeit vor sich – was ihn nicht im Mindesten schreckte.
8.
Kommen Vögel geflogen
21. November 1469 NGZ
Barisch Ghada hätte sich eine üblere Bleibe vorstellen können als Nuevo Quito Orbital.
Das Raumhabitat glich einem Luxus-Appartmente-Hotel im Weltall. Die meisten der weitläufigen Suiten waren im Besitz reicher Privatiers, die Wert auf Abgeschiedenheit und höchste Diskretion legten. Hinzu kam, dass sich die Schwerkraft individuell regeln ließ, was alten und gebrechlichen Personen entgegenkam.
Zu jeder der sechzig Wohneinheiten gehörte ein eigener Gleiterhangar. Manche verfügten sogar über einen Kurzstreckentransmitter.
Wer immer diesen Unterschlupf eingerichtet hatte, meinte es gut mit potenziellen Schützlingen von OpUltEx. Das Quartier, dessen Panoramafenster einen herrlichen Blick auf den Erdball boten, ließ wenig zu wünschen übrig.
Außer, natürlich, die Freiheit, es zu verlassen ...
Zum Glück war in den beiden Wochen, die sie nun schon im Habitat weilten, kein Lagerkoller aufgekommen. Sharoun und ihre Jahrgangskollegin Undine, der sie die erfolgreiche Flucht aus Terrania verdankten, kriegten sich zwar immer wieder einmal wegen Kleinigkeiten in die Haare.
Aber ebenso unvermittelt, wie die zwei einander ankeiften, versöhnten sie sich wieder. Das Gezank war wohl Ausdruck des nach wie vor unentschiedenen Wettstreits, welche von beiden die Position des Alpha-Weibchens einnahm und im Zweifelsfall das Sagen hatte.
Barisch, dessen Spitzname ironischerweise »Alpha« lautete, hielt sich heraus, so gut es ging. Dass Sharoun ihn nicht durch sexuelle Angebote auf ihre Seite zu ziehen versuchte, schätzte und bedauerte er gleichermaßen.
Zusammen mit Snacco, dem Matten-Willy, kümmerte er sich um Oachono. Zwischen ihm und dem rekonvaleszenten Fagesy hatte sich das kameradschaftliche Verhältnis weiter verstärkt.
»Freundschaft« wäre vielleicht zu viel gesagt gewesen; dafür waren sie einander zu fremd. Aber das gegenseitige Vertrauen wuchs, etwa im selben Ausmaß, wie allmählich auch Oachonos Arme nachwuchsen.
Mittlerweile hatten sie ihn davon überzeugen können, dass die Terraner nichts mit der Entführung des Superintelligenzen-Korpus von ALLDAR zu tun hatten. Somit rechtfertigte er nachträglich den spontanen Entschluss, den er bei der Schießerei im Zoo getroffen hatte.
Auch das alte terranische Sprichwort »Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen« hatten sie ihm bereits schon beigebracht ...
Es war früher Abend. Barisch lümmelte, die Beine hochgelagert, auf einer Couch im Salon und hing seinen Gedanken nach.
Aus dem Küchenbereich rief Sharoun Beffegor: »Möchte sonst noch jemand eine Quiche Alsacienne?«
Undine Comerell, die sich mit dem Netzterminal beschäftigte, antwortete: »Ich bitte. Aber ohne Zwiebeln!«
»Dann ist die
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