PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
bedeutet, auf seinen Körper hören zu müssen. Wahrscheinlich bin ich immun gegen jegliche Form von Pein. Der Entzug wird wie das Erwachen nach einer langen Zeit des Dämmerschlafs sein.
Ich zünde mir ein Pfeifchen an und inhaliere einige Male tief, bevor ich ins Lager meiner Schicksalsgenossen zurückkehre. Sie streiten, schmieden neue Pläne und unterhalten sich über Belanglosigkeiten. Die Zwillinge sitzen apathisch in einer Ecke. Marie-Louise geht in ihrer Rolle als Übermutter auf. Sie eilt von einem Verletzten zum nächsten, wechselt Verbände und spricht uns Mut zu. Auch mir, als sie die Wunde an der Hüfte begutachtet. Ich lasse sie reden, höre nicht weiter zu und nicke bloß, nachdem sie das kühlende Verbandspray aufgetragen hat. Sie ist enttäuscht über meine Nichtreaktion, und ich ahne, dass sie mir am liebsten ins Gesicht springen würde. Doch sie hält sich zurück. Sie schiebt meine abweisende Art auf die Verwundung. Wie dumm und unwissend sie ist ...
Ich mache es mir auf einigen Stofffetzen bequem und schließe die Augen. Das Sogo-Kraut bewirkt, dass ich mich herrlich entspannen kann. Man wird mich gewiss wecken, sobald alle weisen Reden geführt und weise Entschlüsse gefasst worden sind. Bis dahin sollen sie mich gefälligst in Ruhe lassen.
*
Tage vergehen. Der Moment, in dem ich das letzte Sogo-Pfeifchen füttere, ist erreicht. Ich stopfe den Kopf mit einer gewissen Ehrfurcht, überprüfe, ob ich auch nicht das kleinste Krümelchen in meinen Taschen übersehen habe, zünde das Kraut an und tauche ein ins Reich der Unbeschwertheit.
Alte Freunde empfangen mich. Freunde, die schon vor langer Zeit ins Gras gebissen haben und die mich nur noch ab und an in einem meiner Träume besuchen kommen. Sie plappern Sinnloses vor sich hin, schimpfen über meine Gewissenlosigkeit oder flehen um Erbarmen, während ich ihnen lustige Dinge antue.
Ich sehe dieses grünhaarige Weib vor mir, das mich als Teil eines Teams des Terranischen Liga-Dienstes seit geraumer Zeit verfolgt. Wie hieß sie noch mal? Ach ja, Neroverde. Heatha.
Ich lache. Zumindest glaube ich, dass ich lache. Das Sogo lässt mich unsicher werden.
Ich war Neroverde an Bord begegnet, glaubte anfänglich, dass sie und die anderen TLD-Agenten meine Spur aufgenommen hätten. Bis ich sie überprüfte und feststellte, dass ihre Anwesenheit einem Zufall zu verdanken war.
Sie steht da, breitbeinig, mit einem fiesen Grinsen, leckt mit der Zunge über die Lippen. Ich denke daran, was ich gern mit ihr anstellen würde, und der Wunsch wird dank des Sogos zur Realität. Ich lasse mich treiben. Spüre und genieße.
»... wach endlich auf!«
Sie rüttelt an mir. Fester, als ich es mag. Sie hat kein Recht, mich so zu berühren! Ich stoße ihren Arm beiseite.
Sie ohrfeigt mich. Mich!
Ich springe auf die Beine, hole aus, möchte ihr Gesicht zerschmettern, sie für ihre Unverschämtheit bestrafen und für alle Zeiten zeichnen – doch ich schlage ins Leere.
Ich komme zu mir. Erkenne die Realität. Trasur Sargon steht vor mir. Er hält meine Hand so fest, dass es schmerzt.
»Was hast du vor?«, fragt er mich mit aufeinandergepressten Lippen.
»Entschuldige. Ich hatte einen Albtraum.« Ich schüttle den Kopf. Die Sogo-Dosis, die letzte meines Lebens, ist allzu heftig ausgefallen. Ich bin zu weit und zu tief hineingekippt. Wie ein Süchtiger, der keine Kontrolle mehr über sein Leben hat.
»Dann achte darauf, dass du niemals wieder einen Albtraum bekommst«, meint der Ertruser. »Ich könnte es als Angriff auf mich deuten. Haben wir uns verstanden?«
»Natürlich, Trasur. Verzeih mir.«
Er könnte jetzt loslassen. Er drückt fester zu, als er sollte, und sein Griff schmerzt.
Schmerz? Seit wann empfinde ich ...?
»Wir müssen weitermarschieren«, sagt er. »Der Raum ist nicht mehr sicher. Er beginnt sich zu verändern.«
Er deutet auf die Wände. Ein Flimmereffekt überzieht die Strukturen, als wabere Hitze über Wüstensand. Wir kennen mittlerweile alle Anzeichen beginnender Verwandlungen und können rasch reagieren. In wenigen Minuten wird sich alles verändern, seltsame Geräusche und noch seltsamere Gerüche wie von faulen Eiern und Ammoniak werden die letzten Warnzeichen sein. Doch dann müssen wir längst auf dem Weg sein, weg von hier, auf der Flucht nach einem anderen – vermeintlich – sicheren Ort.
Ich komme auf die Beine. Sie sind schwach und zittern. Ich fühle mich nicht sonderlich gut und habe das Gefühl, mich übergeben zu
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