PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
Marie-Louise. Was bedeutet, dass ich doch nicht geträumt habe und mich nach wie vor an Bord des BASIS-Fragments befinde.
»Ja«, sage ich leise. »Was ist passiert?«
»Das solltest du uns erzählen.« Sie tritt vor mich und versperrt mir den Blick auf den Nahrungsmittelautomaten. »Eigentlich ist es gar nicht notwendig, dass du irgendetwas sagst. Du hast bereits viel zu viel von dir verraten.«
»Habe ich das?« Ich bleibe ruhig. Wachsam. Sie blufft. Ich habe mich stets unter Kontrolle. Niemand bekommt etwas aus mir heraus, schon gar nicht eine Frau.
»Hast du.«
Ihre Hände ballen sich zu Fäusten, immer wieder. Es ist ein Spiel, das mich fasziniert und gleichermaßen ablenkt von den Schmerzen, die allmählich zurückkehren.
»Das verbessert meine Situation nicht unbedingt, vermute ich.«
»Man wollte dich zurücklassen. Ein Mitglied unserer kleinen Gruppe hat sogar den Wunsch geäußert, dir ein Messer ins Herz zu rammen.«
»Und wer war das Herzchen? Damit ich weiß, bei wem ich mich ... bedanken kann.«
»Ich war das Herzchen.« Marie-Louise tritt an meine Seite. Ich sehe etwas in ihrer Hand blinken. Einen metallenen Gegenstand. »Ich ließ mich von unserem Konteradmiral davon überzeugen, dass du es nicht wert wärst, deinetwegen alle moralischen Bedenken aufzugeben. – Ich bin mir allerdings nach wie vor nicht sicher, ob es richtig ist, seinen Worten zu folgen.«
»Leg das Messer beiseite. Du schaffst das nicht.« Ich versuche ein Lächeln, es fällt äußerst kläglich aus.
»Mag sein. Aber verlass dich besser nicht darauf.« Marie-Louise tupft mir die Stirn mit einem feuchten Tuch ab und flößt mir Wasser ein. Das Schlucken ist eine Qual, und mein Hals kratzt so sehr, dass ich meine, eine Schippe Sand zu essen.
Sie dreht sich um und bedient sich am Automaten. Das Ding funktioniert! Eine undefinierbare Masse, grün und pastös, ergießt sich auf einen Teller. Sie reicht ihn mir, ich beginne gierig zu essen.
»Wo sind wir?«, frage ich zwischen zwei schmerzhaften Bissen. Ich gebe mich unbeeindruckt, während ich den Raum mit Blicken absuche. Ich sehe Kästen, weitere Betten, eine Nasszelle. Kommunikationsgeräte, die zerlegt wurden. Werkzeuge. Rucksäcke, Innereien einer oder mehrerer Positroniken, Waffen und Energiepacke.
»In einem ehemaligen Touristenquartier der BASIS für Pauschaltouristen. – Und bemüh dich erst gar nicht. Ich bin schneller als du.« Marie-Louise deutet in Richtung des kleinen Waffenlagers. »Du bist nach wie vor viel zu schwach, um auch nur einen Schritt zu tun.«
Sie unterschätzt mich. Gut so.
»Ich hatte es nicht vor«, lüge ich. »Ich bin Mitglied der Gruppe. Egal, was du von mir zu wissen glaubst – ich werde mich niemals gegen dich, Theonta, Sargon oder die anderen stellen.« Eine weitere Unwahrheit, die mir leicht von den Lippen geht.
»Ich will es hoffen.« Sie möchte weiterreden, bricht ab, nimmt einen neuen Anlauf. »So ungern ich es auch eingestehe – wir sind aufeinander angewiesen. Und da wir nun wissen, dass du gewisse ... Talente besitzt, brauchen wir dich umso mehr.«
»Es geht nichts über ein Zweckbündnis.« Ich versuche ein Lächeln, mein Gesicht schmerzt. »Die Grenzen sind klar abgesteckt, und jeder weiß, was er vom anderen zu erwarten hat.«
»Richtig.« Marie-Louise zeigt keinerlei Gefühlsregung.
»Wo sind denn unsere beiden Helden?«
»Der Admiral liegt im Nebenzimmer, Trasur ist auf Rundgang. Er sichtet die Umgebung. Sie scheint sicher zu sein, aber man weiß ja nie ...«
»Vor allem, da sich das BASIS-Fragment jederzeit verändern kann.«
»So ist es. Wir müssen ohnedies von Glück sagen, dass der Nahrungsmittelautomat funktioniert und ausreichend Wasservorräte zur Verfügung stehen.«
»Wobei das da«, ich deute auf den grünen Brei auf meinem Teller, »nicht gerade schmackhaft aussieht.«
»Aber es sättigt. Ich spiele derzeit mit den Zusammensetzungen, um aus den Vorräten so viel Nahrhaftes wie möglich herauszufiltern.«
Ich erinnere mich: Marie-Louise ist Lebensmitteldesignerin. Sie weiß nur zu gut mit den Pülverchen umzugehen, die im Inneren des Ausgabegeräts zu optisch anspruchsvollen Mahlzeiten zusammengemischt werden.
Ich nehme einige weitere Bissen. Es gelingt mir, die Gabel dabei selbst zu halten. Auch die Halsschmerzen klingen allmählich ab. Meine Betreuerin, die eigentlich meine Wächterin ist, lässt mich keinen Moment aus den Augen.
Ich rülpse unterdrückt und streife die Bettdecke ab. Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher