Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

Titel: PR 2649 – Die Baumeister der BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
bereit, aufzustehen und die Dinge wieder in die eigene Hand zu nehmen.
    »Du bleibst besser noch ein wenig liegen.« Marie-Louise drückt ihre Hand auf meinen Oberschenkel und verhindert, dass ich aus dem Bett steige.
    »Ich mag es nicht, bevormundet zu werden!« Ich möchte ihren Arm wegschlagen – und scheitere. Ich bin zu schwach, viel zu schwach. Selbst diese geringe Anstrengung treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Mein Herz rast, ich keuche, Übelkeit kommt hoch.
    »Du wirst einige weitere Tage benötigen, bevor du wieder auf dem Damm bist.« Zögernd fügt sie hinzu: »Wenn überhaupt.«
    »Was ... soll das heißen?« Ich spucke Schleim in eine Schüssel, die mir Marie-Louise hinhält.
    »Daniela hat es geschafft, unsere Medoeinheit mit einer untergeordneten Positronik hier in unserem Lager zu verbinden und deinen Gesundheitszustand genauer bewerten zu lassen.«
    »Mir geht es gut. Ich hatte bloß einen Schwächeanfall ...«
    »Das Kraut, das du geraucht hast, war mit Sucht erzeugenden und schädigenden Bestandteilen vermengt, die jeden von uns getötet hätten, selbst Trasur. Es grenzt an ein Wunder, dass du wieder aufgewacht bist, und wäre dir das Zeug nicht ausgegangen, wärst du innerhalb der nächsten drei bis vier Monate an multiplem Organversagen gestorben.«
    »Lächerlich! Ich bin kerngesund!«
    »Sag das deiner Niere, der Leber, dem Herz. Selbst die Milz ist geschädigt, die Lymphknoten sind entzündet. – Soll ich dir die Auswertungsbefunde vor die Nase halten?«
    »Ich kenne mich mit diesem medizinischen Kram nicht aus«, schwindle ich, »und es interessiert mich auch nicht. Gib mir ein paar Stunden, dann bin ich wieder auf den Beinen.«
    »Natürlich.«
    Marie-Louise greift nach einer aseptischen Folie, löst geschickt das darauf geklebte Medikamentenblättchen ab und legt es mir auf die Zunge. Müdigkeit übermannt mich, mein Blickhorizont wird enger und enger.
    Ich sehe mit zunehmender Betäubung dabei zu, wie sie meine Hände und Füße mit Bändern am Bett fixiert. »Es braucht seine Zeit, bis das Gift aus dir rausgespült ist«, höre ich sie wie aus weiter Ferne sagen. »Wenn uns die Dosanthi und die Xylthen vorher erwischen, hast du Glück gehabt. Solltest du überleben und aufwachen, erwarte ich, dass du einen Teil der Schulden zurückzahlst, die du bei uns angehäuft hast.«
    Es braucht seine Zeit? Die Frau ist völlig irre! Und warum bindet sie mich fest? Mir geht es gut, ich bin ... bin ...
     
    *
     
    Erwachen. Schlafen. Schreien bis zur Erschöpfung, Bitten und Betteln um nur ein einziges Sogo-Pfeifchen, damit dieses Ziehen in meinem Magen, in meinem Kopf und hinter meinen Augen endlich nachlässt!
    Doch Marie-Louise zeigt sich erbarmungslos. Sie redet von Hilfe und Geduld – und auch davon, dass ich meine gerechte Strafe erhalte. Was weiß sie schon von mir, von meinem Schicksal!
    Sie bezichtigt mich des Selbstmitleids! Sie lacht und zeigt Unverständnis, als ich ihr von meiner Kindheit und Jugend auf Stiftermann III erzähle, in dessen Orbit sich dieses riesige Raumschiff namens BASIS aufhielt, das nunmehr zu meinem Schicksal zu werden droht ...
    Oh, wie ich sie hasse!
    Während ich zwischen Wach-, Traum- und Schlafphasen hin und her pendle, ändert sich das Zimmer rings um mich. Der Nahrungsmittelautomat blinkt nicht mehr, wird zerlegt, besteht nur noch aus einem Haufen Trümmern. Die Leintücher färben sich gelb und rot. Ein Bett neben mir ist belegt. Eine menschliche Gestalt wälzt sich umher, schreit und tobt, eine andere möchte sie festhalten und fleht um Hilfe. Als ich das nächste Mal zu mir komme, bedeckt eines der vergilbten Tücher den Körper des Toten. Er wird betrauert. Ich höre Weinen. Fluchen. Gebete, die an mehrere Götter gerichtet sind. Beschimpfungen, die gegen mehrere Götter gerichtet sind.
    Dann bleibt es eine Zeit lang ruhig im Zimmer. Niemand kümmert sich um mich. Sehen meine Gefährten denn nicht, wie schlecht es mir geht? Warum beklagen sie die Toten und kümmern sich nicht um die Lebenden?
    Ein Pfeifchen. Bitte, bitte ein Pfeifchen. Das allerletzte, ich versprech's.
     
    *
     
    »... ist der sechste November«, sagt Marie-Louise.
    Es kann kein Monat vergangen sein, unmöglich! Vielleicht waren's drei oder vier Tage, seitdem ich hier einquartiert wurde. Warum lügt sie mich an?
    Sie zeigt mir ihre Uhr. Ich lese das Datum ab und die Uhrzeit. Der 6. November ist noch keine drei Stunden alt.
    »Du wirst heute aufstehen«, sagt sie streng. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher