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PR 2650 – Die Phanes-Schaltung

PR 2650 – Die Phanes-Schaltung

Titel: PR 2650 – Die Phanes-Schaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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hervor, die Augen schimmerten in dunklem Braun. Das Gesicht wirkte grobschlächtig, gefühllos, und Rhodan war sicher, dass ein extrem guter Nahkämpfer vor ihm stand, stark, mit perfekter Kondition, ein altgedienter, erfahrener, rücksichtsloser Soldat.
    Doch dieses brutale Gesicht verzog sich in namenlosem Entsetzen, als das Gespinst sich über ihn stülpte und ihn verschlang. Es geschah schneller, als Rhodan mit Blicken verfolgen konnte. Im ersten Moment war der Xylthe noch da, im nächsten war er verschwunden. Rhodan sah nur den Blitz, der bei der Berührung des Schirms mit dem Hyper-Phänomen in grellem Rot aufzuckte.
    Der zweite Xylthe wollte fliehen, doch die Hyperraum-Erscheinung veränderte erneut ihre Position, und er lief genau in sie hinein. Erneut ein Blitz, und auch dieser Gardist wurde abrupt aufgelöst.
    »In den Hyperraum abgestrahlt!«, flüsterte Nemo Partijan, obwohl er über Funk sprach, als befürchtete er, das Gespinst auf sich aufmerksam zu machen. »Zumindest den Instrumenten zufolge.«
    Der dritte Xylthe wirbelte auf den Fersen herum und rannte in Panik los. Wenn er sich erst einmal in Sicherheit gebracht hatte, würde er Meldung machen und Verstärkung anfordern.
    Ihre Zeit wurde immer knapper.
    Aber nicht die Zeit war Rhodans größtes Problem, sondern das Gespinst. Denn es schien ihn entdeckt zu haben, wechselte mehrfach die Position, kam Rhodan dabei immer näher, geradezu springend, tänzelnd. Noch zwei Meter, noch einen ...
    Rhodan fragte sich, wie es sein würde, in den Hyperraum abgestrahlt zu werden. Schmerzhaft? Oder würde er schnell sterben, ohne etwas davon mitzubekommen? Oder ...
    Im letzten Augenblick sprang er zurück, meterweit, unterstützt von den Exoskelett-Kraftverstärkern.
    Das Hypergespinst setzte ihm nicht nach. Stattdessen löste es sich auf, brach zusammen, verschwand spurlos ...
     
    *
     
    ... und zum Vorschein kam eine schlanke, humanoide Gestalt von 1,70 Metern Größe und unbestimmbarem Alter.
    Ihre riesengroßen schwarzen Augen fielen Rhodan zuerst auf. Sie erinnerten ihn an den bodenlosen Abgrund eines Zeitbrunnens. Das Gesicht der Frau war makellos und fein geschnitten. Ihre Miene atmete auf eine nicht definierbare Weise Trauer, selbst wenn sich kein Muskel regte.
    Rhodan stellte verblüfft fest, dass bei der Gestalt keinerlei sekundäre Geschlechtsmerkmale sichtbar waren. Dennoch stand für ihn nicht infrage, dass sie weiblich war.
    Die sichtbare Haut der Frau war von einem alabasternen Weiß, und sie hatte schwarze, schulterlange Haare, deren Bewegungen bei jeder Drehung des Kopfes wie in Zeitlupe erschienen, als gälten für die Haare andere Gravitationsgesetze.
    Die geschlechtslose Frau trug als Gewand eine Art knöchellangen Chiton, der aus zwei viereckigen, an den Schultern von Fibeln zusammengehaltenen und in der Taille gegürteten Stoffbahnen bestand. Als Gürtel diente eine weiße Kordel, deren Enden in zehn Zentimeter langen Quasten ausliefen.
    Doch als Rhodan auf den seidig fließenden Stoff schaute, glaubte er sich im Weltraum zu verlieren, in eine matt funkelnde Szenerie wie am Rand einer Galaxis zu sehen, und die Falten schienen zu Raum-Zeit-Falten oder Schwarzen Löchern zu werden.
    Er war dieser Frau nie persönlich begegnet, erkannte sie aber sofort aus Beschreibungen Alaska Saedelaeres und seines Sohns Kantiran.
    Diese Frau war Samburi Yura.

10.
     
    Samburi Yura!, dachte Rhodan.
    Auch Ennerhahl hatte vor gar nicht allzu langer Zeit die Enthonin erwähnt. Rhodan hatte damals aufgehorcht. Er war über ihre Verbindung zu den Friedensfahrern und ihre Zwangsrekrutierung für die Kosmokraten durch den Roboter Cairol informiert.
    Eine Beauftragte der Kosmokraten – hier?
    Rhodan musste sofort an Alaska Saedelaere denken. Der Maskenträger hegte seit geraumer Zeit eine innige, wenn auch offensichtlich einseitige Beziehung zu der Enthonin. Samburi Yura war die Kommandantin der kobaltblauen Walze LEUCHTKRAFT, die im Auftrag der Kosmokraten agierte. Rhodan wusste, dass Alaska mit der LEUCHTKRAFT unterwegs war. Vor seinem Abschied hatte er eine Nachricht hinterlassen. Bewohner verlässt Appartement auf unbestimmte Zeit, hatte er der Positronik seiner Wohnung mitgeteilt. Appartement konservieren. Nachricht an NATHAN: »Bin mit der LEUCHTKRAFT auf Reisen.«
    Welche Zusammenhänge bestehen da?, fragte sich Rhodan.
    Samburi Yura war die Letztgeborene der Enthonen, des Gründervolks der Friedensfahrer, Tochter des damaligen Patrons dieser Organisation.

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