PR 2650 – Die Phanes-Schaltung
Viele der letzten Enthonen waren überzeugt, dass sich in Samburi die Essenz des LICHTS VON AHN manifestiert hatte, dass etwas von dieser Superintelligenz, die seit ihrem Tod ein sechsdimensionales Juwel in der Sonne Rosella Rosado war, überlebt und mit der Geburt in Samburi quasi Gestalt gewonnen hatte.
Rhodan mochte nicht daran glauben. Eine Normalsterbliche als Trägerin der Essenz einer Superintelligenz? Das kam ihm zu weit hergeholt vor.
Andererseits hatte der tote Korpus ARCHETIMS die heimatliche Sonne Sol in ein sechsdimensionales Juwel verwandelt. Und die Neubildung der Schohaaken hatte seinerzeit bewiesen, dass sogar eine tote Superintelligenz einiges bewirken konnte.
Wie dem auch sein mochte, zum Zeitpunkt von Samburi Yuras Geburt waren die Enthonen schon zum Untergang verdammt gewesen. Sie vermehrten sich nicht mehr, für die letzten 329 von ihnen gab es keine Zukunft. Daran änderte auch nichts, dass nach langen Jahren mit Samburi Yura wieder mal ein Kind geboren wurde. Sie wuchs als die Hoffnung der Enthonen auf, war die Klügste und Talentierteste.
Im Jahre 2533 alter Zeitrechnung wurden die Kosmischen Ordnungsmächte auf den Geheimbund der Friedensfahrer aufmerksam. Der Roboter Cairol der Zweite drohte, die Organisation der Friedensfahrer aufzulösen – und unterbreitete ihnen dann überraschend ein Angebot: Die Ordnungsmächte würden den Geheimbund nicht behelligen, doch die Friedensfahrer hatten als Tribut eine Person zur Verfügung zu stellen, die in den Dienst der Ordnung treten sollte.
Nämlich Samburi Yura.
Zum Wohl der Friedensfahrer ging sie auf den Handel ein. Alaska Saedelaere hatte sie später als Kommandantin der Kosmokraten-Walze LEUCHTKRAFT kennengelernt.
Und nun stand sie vor Perry Rhodan, in der Werft APERAS KOKKAIA, dem Ort des Wandels, einer der Bastionen QIN SHIS in Chanda?
Das konnte kein Zufall sein!
Zögernd trat Rhodan einen Schritt näher zu ihr ...
... und blieb abrupt wieder stehen.
Als Alaska Saedelaere der Frau Samburi Yura zum ersten Mal begegnet war, hatte sie eine geheimnisvolle Faszination auf ihn ausgestrahlt. Er hatte sie als überirdisch schönes Wesen empfunden, als Göttin oder als Engel. Sie schien für ihn die Reinheit selbst zu verkörpern.
Diesen Eindruck hatte Perry Rhodan auf den ersten Blick ebenfalls gehabt, als sie gerade vor ihm erschienen war. Doch der eine Schritt, den er getan hatte, stellte seine Wahrnehmung unvermittelt auf den Kopf.
Plötzlich schwankte die Gehilfin der Ordnungsmächte, riss die Augen auf, streckte in einer hilflosen Geste die Arme nach ihm aus. Sie verlor von einem Augenblick zum anderen jegliche Haltung, jede ... Würde. So erhaben ihre Erscheinung gerade noch gewesen war, so hilflos und erbärmlich wirkte sie im nächsten.
Rhodan machte einen zweiten Schritt auf sie zu und einen dritten. Und je näher er Samburi Yura kam, desto schlimmer schien es um sie bestellt zu sein. Sie wurde zum Schatten ihrer selbst. Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Sie taumelte, konnte sich kaum auf den Beinen halten.
Der Terraner blieb wieder stehen. Was passierte? Lag das an ihm? Verschuldete er etwa diesen Zusammenbruch der Enthonin? Und wie konnte es überhaupt dazu kommen? War sie von diesem ... Hypergespinst beeinträchtigt worden? Hatte es sie langsam getötet, ihren Körper zerstört?
»Gucky?«, fragte er. »Kannst du ihre Gedanken lesen? Weißt du, was mit ihr geschieht?«
»Nein. Sie ist ... nicht gerade mentalstabilisert, aber für mich so gut wie nicht vorhanden.«
»Ennerhahl, Nemo, irgendwelche Ideen?«
Keiner der beiden sagte etwas.
Rhodan wartete darauf, dass der Anzug der Universen sich wieder bei ihm meldete, seine Geheimnistuerei aufgab, ihm Informationen lieferte, doch er vernahm nicht einmal den Hauch eines Wisperns.
Rhodan konnte nicht mehr länger warten. Die Zeit drängte, die Truppen der QIN-SHI-Garde kamen immer näher.
Die Vermutung, dass Samburi Yuras körperlicher Zerfall von ihm verschuldet wurde, war einfach lächerlich. Er setzte sich wieder in Bewegung, lief zu ihr, packte sie an den Schultern und stützte sie. Ihr Körper fühlte sich ganz leicht an, viel zu leicht, selbst für eine Frau von ihrer zarten Gestalt.
Und merkwürdig kalt.
Ihr Kopf sackte gegen seine Brust, und er spürte ihren Atem, warm und übel riechend, als leide sie an irgendeiner Magenkrankheit. Rhodan hörte ein leises, kaum verständliches Flüstern, doch er konnte ihm keinen Sinn
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