PR 2656 – Das Feynman-Kommando
träumte von zwei Kamelen, die, ein unverschämt glückseliges Lächeln auf den breiten Lippen, einer Oase entgegenmarschierten und ihr zuriefen: »Wir sind das Feynman-Kommando. Wir machen Regen, wo wir nur können.«
Sie wäre gerne mitgelaufen, aber eine Frage quälte sie und fixierte bewegungslos an Ort und Stelle: Wohin war nur Toufecs Regenschirm verschwunden?
6.
Erdtaucher
Shanda Sarmotte mochte das Evolutionstheater vom ersten Augenblick an nicht. Sie hätte nicht zu sagen gewusst, woher ihr Widerwille rührte. Vielleicht verstimmte der Ort sie einfach, weil sie dort auf Phaemonoe Eghoo warten mussten, der sie alles andere als Respekt entgegenbrachte.
Vielleicht lag es aber auch an dem, was das Theater präsentierte: In großzügig gestalteten holografischen Szenen wurde gezeigt, welche anderen Wege die Evolution auf der Erde hätte nehmen können. Sarmotte betrachtete die Szenarien mit Widerwillen. All diese phantasmatischen Alternativwelten, in denen übergroße Insekten den Planeten dominierten oder intelligente, selbstbewusste und ach so soziale Echsenwesen, die doch nur den wirklichen Topsidern wie aus dem Gesicht geschnitten waren.
Warum nicht akrobatische Luftschnecken? Singende Kakteen?, dachte sie abfällig. Raumschiff bauende Pantoffeltierchen in Symbiose mit künstlerisch begabten Kartoffeln? Nichts als Wirrwarr.
Andraes würde über so viel Phantasielosigkeit bedauernd den Kopf schütteln. Und Rence? Und Reginald?
Am Boden, an den Wänden und an der Decke der Hallen wuselten metallisch blaue Reparaturroboter, vier- bis achtbeinige Maschinen, von denen die meisten handgroß waren, etliche deutlich kleiner, wenige echte Giganten von zwei oder drei Metern Durchmesser.
Toufec hatte ihnen den Zugang ins Gebäude problemlos verschafft. Ob mit oder ohne Pazuzus Hilfe, hatte Sarmotte nicht erkennen können.
Das Zelt jedenfalls und – wie sie zu ihrem Erschrecken bemerkt hatte – auch die Essensreste waren nach Gebrauch förmlich zu nichts zerfallen oder besser: zu einem feinen und fortschreitend feiner werdenden Staub, der von der Flasche an Toufecs Gürtel eingesogen worden war.
Phaemonoe Eghoo erschien einige Minuten früher als verabredet. Sie lächelte Toufec müde zu, als habe sie eben eine Schlacht verloren.
Sie trug ein hellrotes Kleid, das bis über die Fußknöchel reichte, über den Schultern ein Thermocape. Ihre linke Hand hielt sie locker geballt.
Sarmotte klinkte sich kurz in Eghoos Bewusstsein ein. Deren Gedanken flackerten zwar ein wenig, aber es gab keine Spur eines Plans, der gegen Delorian oder Toufec gerichtet gewesen wäre. Sarmotte entdeckte auch kein Anzeichen für eine mentale Manipulation durch die Auguren.
Eghoo rief erstaunt Sarmottes Namen. Sarmotte nickte ihr grüßend zu.
»Sie wird dich nicht stören«, versprach Toufec der Journalistin.
»Das habe ich auch nicht befürchtet.« Sarmotte spürte, wie Eghoo sich anspannte, als sie auf Delorian zuging. »Wir hätten alles an Bord deines Schiffes erledigen können«, erinnerte ihn die Journalistin.
Shanda Sarmotte dachte nach. Delorian und Toufec samt Eghoo mussten sich im Weltraum getroffen haben. Warum hatte Toufec seinem Herrn nicht einfach die Koordinaten des Kastells über Funk vermittelt? Wollte man das Risiko nicht eingehen, abgehört zu werden? Ein Schutz für das Kastell womöglich?
»Natürlich«, sagte Delorian. »Aber ich möchte, dass die Stadt hinter mir zu sehen ist.« Er nickte Sarmotte zu. »Die wirkliche Stadt, keine Simulation.«
Eghoo hatte die blonden Haare zu einem kurzen Zopf zusammengebunden; ihr Gesicht lag entblößt. Sie lachte lautlos und mit weit hochgezogenen Mundwinkeln. Ihre weißen Zähne leuchteten förmlich auf. »Wer redet von Simulationen? Mir ist der Symbolgehalt klar.«
Eghoo öffnete die linke Hand. Auf ihrer Handfläche lagen zwei winzige, kreisrunde Folien, die türkis schimmerten.
Sarmotte streifte kurz Eghoos Gedanken. Es waren Mediofolien, wie Journalisten sie benutzten, um Dinge aufzuzeichnen, Bilder, Interviews. Die Speicherfolien lagen beide genau zwischen Herz- und Kopflinie ihrer linken Hand. Wie passend, hörte sie Eghoo denken. Die Journalistin empfand ein Gefühl, das irgendwo zwischen Feierlichkeit und Ironie schwankte. Neugierde. Erwartungsfreude. Und – Sarmotte zuckte kurz zurück – Angst, gleich einen Schritt zu tun, der sie jenseits aller Hoffnungen bringen würde.
Sie fuhren zu viert mit dem Lift ins oberste Stockwerk des Theaters und
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