PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan

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traten auf den Dachgarten.
    Auch dort wuselten ihnen die Restaurationsroboter um die Beine. Das Dach stülpte sich einseitig – und zwar südlich – fast zweihundert Meter zu einer trapezförmigen Aussichtsplattform aus.
    Die kleine Gruppe brauchte einige Minuten, bis sie das Ende der Plattform erreicht hatte, eine zwei Meter hohe Brüstung aus rauchfarbenem Glassit. Unter ihr verlief die Khooloi Road, die Aldebaran City mit dem Stadtzentrum Terranias verband.
    Der Sonnenpulk stand im Zenit seiner Bahn; aber der Haufen künstlicher Sonnen schien kraftlos und ausgezehrt. Schon kurz nach der ersten öffentlichen Tagung des Umbrischen Rats am 18. November 1469 NGZ war die Leuchtkraft der Kunstsonnen deutlich vermindert worden. Seitdem herrschte selbst am Mittag nur trübrotes Dämmerlicht.
    Immerhin lieferten die Kunstsonnen aus anderen Frequenzen noch genug Lichtnahrung für die Pflanzen des Planeten, um die Fotosynthese in Gang zu halten.
    In der Ferne erhob sich die Stahlorchidee.
    »Bitte, stell dich vor die Solare Residenz«, sagte Eghoo. Während Delorian sich in Position begab, nahm sie die Mediofolien zwischen Daumen und Zeigefinger und löste sie von der Handfläche. Sie hielt die Folien in Augenhöhe und ließ sie los.
    Beide Folien rutschten ein wenig in der Luft hin und her, bis sie sich auf Delorian eingestellt hatten. Sie waren so winzig, dass Sarmotte sie kurz darauf aus den Augen verlor.
    »Seid so gut«, bat Delorian.
    Toufec berührte Sarmotte sanft am Ellenbogen. »Wir gehen zurück zum Eingang ins Gebäude«, sagte er.
    »Ich will hören, was er zu sagen hat.«
    »Das wirst du unbedingt. Aber nicht eben jetzt.«
    Sie folgte ihm nur widerstrebend. »Welche Geheimnisse hat er?«
    »Wie soll ich sie zählen? Da sie doch geheim sind.«
    »Wie ist es, mit einem solchen geheimnisumwitterten Mystifikator zu arbeiten?«
    »Wer Honig essen will, der ertrage das Stechen der Bienen. – Pazuzu, melde dich!« Gleich darauf fädelte sich der Schatten aus Toufecs Flasche und nahm Gestalt an. »Mein Dschinn«, sagte Toufec und zwinkerte ihr zu.
    »Prima«, sagte sie. Sie stippte kurz in Eghoos Gedanken, in der sich Delorians Rede spiegelte: ... seit einigen Tagen im Solsystem. Manche wissen, dass ES mich zum Chronisten bestellt hat. Es war eine Zeit voller Wunder und Staunen. Aber ich bin kein Chronist mehr.
    Toufec riss sie aus den Gedanken, als er sagte: »Wir schicken einen Falken aus.«
    Pazuzu spreizte die Finger der linken Hand. Die Hand löste sich in ein Flirren auf und verwandelte sich in eine neue Gestalt, halb Vogel, halb Maschine. Rumpf und Schwanz der Kreatur leuchteten in einem metallischen Rostrot, die Oberflügeldecken in Graublau. Sie schrie etwas, das wie helles Klirren klang, und entfaltete kurze, spitze Flügel.
    Pazuzu warf die Gestalt in die Luft. Während der Falke seine ersten Flügelschläge tat, restaurierte sich die Hand des Dschinns.
    »Du solltest tun, was er tut«, wandte sich Toufec an Sarmotte.
    »Fliegen?«
    »Ausschau halten.« Er tippte sich an die Schläfen. »Mit deinem hellhörigen Geist. Sie werden nicht mehr lange brauchen, um hier zu sein.«
    »Wer?«
    Toufec blickte sie fast ungläubig an. »Fydor Riordans Leute natürlich«, sagte er. »Oder glaubst du, sie hätten Eghoo ganz aus den Augen verloren?«

    *

    Der Falke kehrte keine fünf Minuten später im Sturzflug zurück. Er landete auf Pazuzus ausgestrecktem Arm und sagte mit klirrender Stimme, aber gut verständlich: »Zwölf TARAS VII-UH im Anflug aus dem TLD-Tower. In ihrem Gefolge fünf schwere Kampfgleiter. Der Konvoi passiert soeben den Fomalhaut Freeway. Die voranfliegenden TARAS setzen ihren Gravopuls-Antrieb ein und werden in längstens acht Minuten eintreffen. Die Gleiter drei bis vier Minuten später.«
    »Die Stille Ve ist eine fähige Frau«, sagte Toufec voller Respekt.
    »Delorian hat die Möglichkeit, Eghoo mental abzuschirmen«, behauptete Sarmotte. Und als Toufec schwieg, ergänzte sie: »Was bei dir doch bestens funktioniert. Warum hat er sie nicht so in Schutz genommen?«
    »Das würde nicht genügen. Die Stille Ve liest auch die Gedanken derer, die Eghoo zu Gesicht bekommen. Der TLD hat Milliarden Augen, und wenn niemand sie trübt, sehen sie sehr hell.«
    »Wir sind also entdeckt«, unterbrach sie ihn. »Werden wir fliehen?«
    »Natürlich werden wir fliehen. Was sollen wir sonst tun?«
    »Kämpfen?«
    Toufec lachte. »Du solltest Riordan nicht unterschätzen, so wenig wie die Sayporaner.