PR 2656 – Das Feynman-Kommando
nach. Eine verzweifelte und sinnlose Wut überkam sie, den Gong nicht mehr zu hören.
Sie brauchte eine Weile, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie bemerkte, dass Delorian ihre Züge geradezu studierte.
»Der Umbrische Gong«, sagte er. »Mein Emissär hat die erste Version dieser Waffe vernichtet.«
»Eine Waffe?«, empörte sich Sarmotte.
»Was sonst? Wenn ein Feind dich manipuliert, ihn als Freund zu sehen, als Schenker liebenswerter Gaben, muss man das nicht als feindliche Tat deuten?«
Sarmotte winkte ab. »Vielleicht ist nicht alles schlecht, was die Sayporaner bringen. Vielleicht sind nicht alle Sayporaner schlecht.«
»Ich habe nicht von Schlechtigkeit geredet«, murmelte Delorian und stieg in den Gleiter.
Sarmotte setzte sich neben ihn. »Wohin fliegen wir?«
»Ein Stück weit nach Aldebaran City hinein. Kennst du diesen Stadtteil?«
Sarmotte schüttelte den Kopf. Sie lebte zwar seit gut sechs Jahren in der Stadt, war aber alles andere als eine echte Kennerin der Metropole.
Aldebaran City gehörte nicht zu den Orten, die sie zusammen mit Rence Ebion erkundet hatte. Sie dachte an Rence, flüchtig; sie dachte an Andraes Bolanden, ebenfalls flüchtig. Es war viel geschehen in den letzten zehn Wochen seit der Versetzung des Solsystems. Auch ihr eigenes Leben fühlte sich versetzt an. Sie dachte an Reginald, nicht ganz so flüchtig.
Der Gleiter flog in niedriger Höhe über ein Stück Steppenlandschaft. Weit östlich von ihnen verlief der City-Ring, im Westen der Canal Grande, einige Kilometer jenseits des Flusses lag das Ernst-Ellert-Mausoleum, zu dem Rence sie hin und wieder eingeladen hatte, aber eine unbestimmte Scheu hatte sie jedes Mal davon abgehalten, diese Einladung anzunehmen.
Sie hatte gehört, dass sich in den ersten Wochen nach der Versetzung immer mehr Menschen zum Mausoleum begeben hatten, als erwarteten sie Hilfe und Beistand von dort und seine Rückkehr – wider alle Vernunft, denn Ellert war mittlerweile untrennbar mit ES verschmolzen.
Diese unauslöschliche Sehnsucht der Menschen nach Erlösern, dachte Sarmotte. Sie warf Delorian einen Blick zu, der, sie wusste nicht, wie, den Gleiter steuerte, ohne einen Finger zu rühren.
*
Es regnete in Aldebaran City. Der Gleiter landete in einem Park auf einer kleinen Lichtung zwischen dunklen, nach Regen duftenden Bäumen. Wenn Sarmotte sich richtig orientiert hatte, lag der Park leicht nördlich der Stelle, wo der City-Ring die Khooloi Road schnitt. Für einen Moment gönnte Sarmotte sich, den Regentropfen zu lauschen, die auf das Kabinendach prasselten.
»Wir warten«, sagte Delorian.
Es dauerte eine Weile. Sarmotte versuchte sich zu entspannen. Delorians Gegenwart jedoch war alles andere als entspannend. Sie fühlte sich erleichtert, als Rhodans greisenhafter Sohn endlich ein Zeichen gab. Sie stellte ihre Kleidung auf Wasser abweisend und stieg aus. Den Holoschleier schaltete sie aus.
Der Park lag in einem eigentümlich diffusen, aber nicht unangenehmen Licht.
Das sind ja Gaslaternen, erkannte sie verdutzt.
Ein Mann stand regungslos unter einem schwarzen Regenschirm. Der Schirm war ausladend wie der eines Anglers; von seinem Rand stürzten kleine Bäche. Die Gestalt war kompakt, eine Handbreit kleiner als sie, vielleicht 1,70 Meter groß; die Haare mussten schwarz sein, der urwüchsige Bart ebenfalls. Er musterte Sarmotte aus dunklen Augen.
Sarmotte schätzte, dass sie und dieser Emissär Delorians ungefähr gleichaltrig sein mussten. Sie war 30; der Mann mochte geringfügig älter oder jünger sein.
Er rührte sich nicht, aber sie gewann den Eindruck, dass jeder Muskel in ihm gespannt war, ganz so, als würde er gleich vorspringen wie ein Raubtier.
An seinem Gürtel entdeckte sie ein Mittelding aus Flasche und Öllampe, ein fast rührend altväterliches Ding, das paradoxerweise zugleich absolut technisch wirkte. Auf seiner anderen Seite hing ein lederner Beutel.
»Toufec«, stellte Delorian ihn knapp vor. »Shanda Sarmotte.«
Sie nickten einander kaum merklich zu. Toufec strich sich kurz über seinen Kaftan. Sarmotte versuchte, seine Gedanken zu lesen, war aber nicht weiter erstaunt, als sie keinen Erfolgt hatte.
Allerdings unterschied sich Toufecs mentale Unzugänglichkeit von der Delorians. Sie tippte bei Toufec auf etwas Künstliches, ein paramechanisches Hilfsmittel, das ihn vor telepathischen Zugriffen schützte.
»Es richtet sich nicht gegen dich«, sagte Delorian. Perry Rhodans Sohn schien, im
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