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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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sie etwa 90 Kilometer zurücklegen; die Fahrt würde sie auf dieser Spur laut Tourenkalkulator fast eine halbe Stunde kosten.
    Sie hätte auf eine der Expressspuren wechseln können, aber ihr war nicht nach Eile. Am Rand des Gobiparks stand ein Schiff der JUPITER-Klasse; die obere Hälfte der Stahlkugel ragte in die Wolken. Eghoo las den Namen des Schiffes: HARTOM MANIS. Das Omniträgerschiff strahlte eine enorme Wärme aus; mächtige Scheinwerfer standen in den weit geöffneten Schleusen und spendeten den Pflanzen des Parks Licht.
    Als wäre die Erde greis geworden: Ihre Kinder müssen sie ernähren, dachte Eghoo. Wie gut das Bild der greisen Erde zum greisen Rhodan passte.
    Sie passierte das Ale, das populärste Erholungszentrum von Neu-Alashan, in dessen Luxushotel El Que Faltaba sie eine Nacht mit Shamsur verbracht hatte – damals ihr Geburtstagsgeschenk an ihn.
    Dann kam der Hyperion-Park in Sicht mit seinen Mammutbäumen.
    Zwischen den Bäumen glühten ein paar Space-Jets. Der Wohnanlage Gee Ghy warf sie nur einen flüchtigen Blick zu. Dort oben, auf der 25. Etage der Wohnanlage, hatte Shamsur seine Wohnung gehabt.
    Shamsur hatte die Erde verlassen, um seine Tochter zu suchen. Seine Tochter war zurückgekehrt.
    Shamsur nicht.
    Endlich kam der SIN-Tower in Sicht. Die Kurzformel für ihren Sender – SIN stand für Solares Informations-Netzwerk – hatte Eghoo immer amüsiert. Schließlich gehörte sin – also Sünde – zu den nicht wenigen Wörtern englischen Ursprungs, die ihren Weg ins Interkosmo gefunden hatten.
    Routh hatte das Gebäude gelegentlich als größenwahnsinnigen Champignon verspottet. Für Eghoo hatte das tausend Meter hohe, schlanke Bauwerk mit seinem weiten, diskusförmigen Dach immer etwas wie Schutz und Schirm symbolisiert.
    Auf der Plaza vor dem Haupteingang standen zwei Fagesy in ihren Rüstgeleiten auf dem Posten. Die beiden Fremden wirkten wie ungeheure Schlangensterne, die es aus den Tiefen eines Urozeans in die Menschenwelt verschlagen hatte.
    Die Tragflächen der Rüstgeleite lagen zusammengefaltet und bildeten eine Art Schildkrötenpanzer über dem Körperzentrum der beiden. Vier ihrer fünf Arme waren aufgerollt; den jeweils fünften und letzten Arm hielten sie ausgestreckt, die Spitzen ineinander verschlungen wie ein trautes Paar.
    Romeo und Julia von den Sternen, durchfuhr es Eghoo.
    Die beiden verbundenen Arme wirkten wie ein Sperrseil; Eghoo hätte dieses Hindernis an beiden Seiten leicht umgehen können.
    Sie tat es nicht. Sie stellte sich zwischen die beiden und sagte: »Lasst mich vorbei.«
    »Name und Funktion«, klang die künstliche Stimme eines Translators auf. Eghoo konnte nicht erkennen, welcher der beiden Fagesy gesprochen hatte.
    »Anicee Ybarri vom Umbrischen Rat. Ich komme, um die Leiche ALLDARS zu holen, die in diesem Gebäude verborgen liegt.«
    »Lüge wie Lüge«, klang es aus dem Translator. »Zu welchem Zweck lügst du?«
    »Es war ein Scherz«, sagte sie. »Ich wollte euch erheitern.«
    »Versuch gescheitert«, urteilte die Stimme.
    Sie stieg über die beiden Arme. Die Fagesy hielten sie nicht auf. Das Gescheitert klang in ihr nach. Sie spürte trotz der Betäubung ihres linken Augapfels, wie die Speicherfolien langsam nach vorn flossen.
    Sie betrat das Gebäude, dann den Lift. Sie fuhr in das 142. Stockwerk hoch. Die Folien glitten über ihre Pupille. Gleich würden sie sich lösen. Eghoo blickte nach unten und hielt die geöffnete Hand unter das Auge. Die Folien fielen unmittelbar nacheinander genau auf die Lebenslinie ihrer Hand.
    Der Lift hielt; sie stieg aus. Sie hatte nur wenige Schritte bis zu ihrer Dienstwohnung. Sie hatte einige Stunden zu überbrücken. Sie würde schlafen. Schlafen, vielleicht auch träumen.
    Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, aktivierte sie sämtliche Sicherheitssiegel. Sie befahl der positronischen Verwaltung des Appartements, auf eingehende Kontaktbitten weiterhin mit der Abwesenheitsnotiz zu antworten.
    Sie stand eine Weile reglos im Raum. Dann ging sie in ihr Schlafzimmer, legte sich auf das Bett und aktivierte den Trauminduktor.
    Was sie träumte? Dies und das. Der Trauminduktor führte sie durch eine alte Stadt, in der alles aus Holz war. Eine alte Frau trat auf sie zu, sie kam vom Brunnen und trug einen hölzernen Eimer, aus dem etwas Wasser schwappte. Die Frau sagte: »Früher war alles besser. Früher war alles aus Holz.«
    »Wirklich alles?«, fragte Eghoo.
    »Ja«, sagte die Alte, und da sah Eghoo,

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