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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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eingeredet.
    Anicee streckte die Hand aus. Riordan gab ihr die Münze. »Das ist ein Drache«, erkannte sie. Sie wog die Münze kurz in der Hand; sie war überraschend schwer. Dann reichte sie ihm das Silber zurück. »Ein Fabelwesen.«
    »Er kann fliegen« sagte Riordan.
    »Können das nicht alle Fabelwesen?«
    »Oh – ich meinte nicht das Fabelwesen«, sagte Riordan. Sein Lächeln war so blass wie sein Gesicht. »Ich meinte diesen wirklichen Drachen.«
    »Das würde ich gern sehen.«
    »Wünsch es dir besser nicht«, sagte Riordan und ließ die Münze in die Hosentasche gleiten.

9.
    Das Verhör/Im Kastell
    23. November 1469 NGZ, 11 Uhr
     
    Reginald Bull saß Chourtaird gegenüber. Die Stirnseite des Besprechungsraums wurde von einer Holoprojektion eingenommen. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, sie zeige nichts als ein leeres Stück Weltraum. Erst nach und nach wurden einige Konturen sichtbar. Das Bild zeigte die Matrix von Neo-Ganymed.
    Bull löste sich von dem hypnotisch dunklen Anblick und schaute auf Chourtaird und Kirte Otorongo. Der Mediker stand wie eine lang gestreckte, pfahlartige Skulptur aus Ebenholz neben dem Sayporaner. Dann beugte er sich zu ihm hinab. Mit der linken Hand, die im Medo-Operator steckte, glitt er über dessen Brustregion.
    Chourtaird wiegte den Kopf langsam hin und her. In seinem lackweißen Gesicht spielten Regenbogenfarben. Otorongo summte leise vor sich hin.
    Bull konnte und wollte sich nicht gegen den Zauber dieser Melodie wehren, und wie jedes Mal, wenn der Mediker summte, versuchte er auch dieses Mal, sich die Tonfolge einzuprägen. Wie jedes Mal war sie zu verschachtelt, viel zu raffiniert.
    Er hoffte, dass OTHERWISE bereits mit der Aufzeichnung begonnen hatte. Dann würde er sich die Melodie später noch einmal anhören können.
    Eine Minute oder zwei verstrichen.
    Der Mediker richtete sich wieder auf.
    Chourtaird lächelte matt. »Hast du herausgefunden, welche eurer Nahrungsmittel ich vertrage und welche nicht?«
    Otorongo nickte. »Ich rate von bestimmten Milchprodukten ab. Von Koffein und anderen Purinalkaloiden. Aber das sind Bagatellen. Die Daten sind OTHERWISE jetzt bereits übermittelt. In wenigen Minuten wird etwas serviert.«
    »Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn du den Residenten auch über die eine oder andere nebenbei gewonnene Einsicht in meine Physiologie informierst«, sagte der Sayporaner ohne jeden Sarkasmus.
    Otorongo warf Bull einen Blick zu. Bull nickte auffordernd.
    »Du bist sehr alt«, sagte der Mediker. »Erstaunlich alt. Deutlich über eintausend Jahre.«
    »Verfügt er über einen technischen Vitalenergie-Speicher?«, fragte Bull.
    »Nein«, sagte Otorongo. »Das Merkwürdige ist: Ich vermag sein genaues Alter nicht festzustellen.«
    Bull runzelte die Stirn. »Was bedeutet das?«
    »Er hat kein exaktes Alter«, sagte Otorongo. »Er hat verschiedene Alter. Einige seiner Organe sind erheblich jünger als er. Ganze Geweberegionen weisen vermischte Altersstrukturen auf. Und eines seiner Augen«, er wies auf das Buhars-Auge, »ist älter als er .«
    »Gut«, lobte Chourtaird. »Sehr gut sogar.«
    Otorongo sagte: »Ähnlich verhält es sich mit seinem Erbgut. Es ist nicht homogen.«
    »Weil ihm fremde Organe und Gewebe implantiert wurden«, nahm Bull an.
    »Auch das, wahrscheinlich«, sagte Otorongo. »Aber die vermutlich eingepflanzten Organe und das umliegende Gewebe bilden genetische Überlappungszonen. Einige hundert dominante DNS-Muster wandern gewissermaßen durch den Leib; andere bilden strukturelle Inseln. Nicht einmal die Stammzellen sind kongruent. Selbst seine Gameten, die Keimzellen, sind in weitaus größerem Umfang genetisch polymorph, als dies durch Meiose möglich wäre, und ...«
    »Kürz es ab«, bat Bull den Mediker, der sich zunehmend in die Begeisterung des Entdeckers geredet hatte.
    Otorongo räusperte sich. »Etwas überspitzt formuliert könnte man behaupten: Unser Gast ist nicht nur ein Individuum seiner Art. Er ist eine eigene Art.«
    Bull blickte Chourtaird an. Der Sayporaner schwieg.
    Bull sagte: »Verstehen wir das richtig? Du bist etwas wie eine Art für dich?«
    »So lässt es sich ausdrücken«, antwortete Chourtaird.
    Bull fixierte ihn. »Es gibt, genetisch und physiologisch betrachtet, niemanden wie dich? Du bist einzigartig?«
    »Ja.«
    »Du kannst dich mit niemandem fortpflanzen«, schloss Bull.
    »Richtig.«
    »Seid ihr alle so?«
    »Fast alle. Alle Älteren. Alle, die überlebt haben«, sagte

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