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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Gravos, die auf ihrer Heimatwelt herrschten. Das Gefirtaton genannte Sternenreich ihres Volkes war mit der LFT durch einen Assoziationsvertrag verbündet.
    Oliver sah offenbar ein, dass wie so oft die Tonkunst hinter dramaturgischen Anforderungen zurückstehen musste. Er fügte Schlagwerk hinzu: anschwellende Becken, sich ebenfalls steigernde Trommelwirbel, endlich auch eine Gran Casa, die den Takt vorgab.
    Zögerlich setzte der Zug sich in Bewegung, eher schlurfend als zackig ausschreitend. Aber es war eine fröhliche, bunte Menge, mit Vertretern aller Altersstufen und verschiedenster Völker, insgesamt etwa drei- oder vierhundert Personen.
     
    *
     
    Meterhoch über den Köpfen schwebten die Holos, deren Mini-Generatoren Jonas Uklei steuerte.
    Die Hälfte davon projizierte simple Transparente. Mit Leuchtschriften aus dem Fundus seines Vaters wurden wechselnde Parolen in die Luft geschrieben wie, »Uns kriegt keiner klein« , »Sol geht wieder auf« oder »Terra hat den längeren Atem« – wobei das letzte Wort um einiges blasser erschien, sodass man es leicht überlesen konnte.
    Die Musik gewann an Schwung. Oliver blendete traditionelle lateinamerikanische Rhythmen ein. Prompt verfiel die Samba-Tanzgruppe, der auch Jonas Ukleis kleine Schwester Lea angehörte, in hübsch anzuschauende Schrittkombinationen.
    Der Applaus, den die Kinder ernteten, stachelte wiederum andere Teilnehmer an. Jongleure, Stelzengeher, Feuerschlucker zeigten ihre Künste.
    Alle hatten Spaß. Das Fest nahm Fahrt auf, umso mehr, je mehr Leute aktiv dazu beitrugen.
    Aber den Vogel schoss Jonas ab. Unzweifelhaft waren seine riesenhaften, animierten Holografien die Hauptattraktion.
     
    *
     
    Er hatte sie nur programmiert; die Entwürfe stammten von Syowan Aroes.
    Karikaturen fünfarmiger Wesen wurden mit Bewegungsmustern von Gefirnen unterlegt, was einen sehr komischen, slapstickartigen Effekt ergab. Die Hologestalten wiesen zwar weniger Ähnlichkeit zu Fagesy auf als zu einer beliebten Zeichentrickfigur, die Patrick Star hieß und einem terranischen Klappenstern nachgebildet war; aber jeder wusste, auf wen damit angespielt wurde.
    Vier solcher rosafarbenen, reichlich belämmert dreinschauenden Seesterne stolperten tollpatschig übereinander oder über die eigenen Beine. Immer wieder huldigten sie der Hauptfigur derselben Kinderserie, einem gelben Schwamm mit kurzen Hosen und lächerlich dünnen Ärmchen und Beinchen.
     



 
    Dessen Gesichtsausdruck wirkte noch viel dümmlicher. Insbesondere, da er anschwoll wie ein Ballon. Seine Anhänger pumpten ihn zu grotesker Größe auf, bis er zerplatzte. Den passenden, knallenden Soundeffekt steuerte Oliver bei.
    Gleich darauf erstand der Schwammkopf winzig klein wieder und begann neuerlich zu wachsen. Als Plattform dienten ihm blockige Majuskel aus dem uralten Schriftfont Kabel extraschwer. Sie besagten: »ALLDARS ALTAR«.
    Jonas fand weder das Wortspiel noch die Gesamtaussage sonderlich witzig und beides hart an der Grenze des guten Geschmacks. Syowan und Oliver hatten ihn jedoch überstimmt.
    Die kurze, ständig wiederholte Szene mit dem abschließenden Knalleffekt sei ein klassischer Fall von »comic relief«, meinten sie. Wer das Ganze nicht allein aufgrund des grafischen Stils als harmlose Satire erkenne, habe entweder keine Augen im Kopf oder keinen Humor.
    Genau genommen, dachte Jonas, trifft beides auf die Fagesy zu ...
     
    *
     
    Sein ungutes Gefühl wurde davon verscheucht, dass die Veranstaltung sich zu einem vollen Erfolg entwickelte.
    Der Festzug lockte immer mehr Schaulustige an, von denen sich etliche in die Gruppen der Tanzenden einreihten. Selbst die wenigen Polizisten, die vor allem auf der nördlichen, zum City-Ring hin gelegenen Seite absicherten, trugen ein breites Grinsen im Gesicht und wippten im Takt von Olivers Musik.
    Ein Blick nach oben zeigte Jonas, dass auch auf manchen Terrassen der Hängenden Gärten ausgelassen gefeiert wurde. Genau das hatten er und seine Freunde bezweckt. Heiterkeit steckte nun einmal an.
    Im Himmel, hinter dem dreistöckigen Penthouse, das die Spitze der Stufenpyramide zu seiner Rechten bildete, nahm er eine weitere Bewegung wahr. Wegen des trüben, diffusen Dämmerlichts konnte er nicht genau erkennen, was da von Osten auf sie zukam. Für eine Wolke war es jedenfalls zu schnell.
    Plötzlich mischte sich in das Lachen und Händeklatschen, in die Musik, das Stimmengewirr und die zahlreichen anderen Geräusche ein Misston. So leise und so hoch,

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