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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Adams.
    »Bist du zufrieden?«, fragte Oachono, nachdem die Aufnahmegeräte abgeschaltet worden waren.
    »Durchaus. Und du?«
    »Für einen einfachen, rhetorisch ungeschulten Marschierer war es nicht so schlecht, denke ich.«
    »Dein Einverständnis vorausgesetzt, wiederholen wir die Ausstrahlung über unsere Relais ab nun permanent und stellen deine Rede auch in alle frei zugänglichen Infonetze.«
    »Selbstverständlich. Meinen geliebten Fagesy kann man die Wahrheit gar nicht oft genug einbläuen. Wenn sie nur bereit wären, sich darauf einzulassen!«
     
    *
     
    Oachonos Appell zirkulierte wie ein Lauffeuer zwischen den Fagesy-Einheiten.
    Der Hohe Marschgeber sah nicht den geringsten Grund, die Verbreitung zu unterdrücken. Im Gegenteil, er förderte sie noch.
    Chossom benutzte die Nachricht als warnendes Musterbeispiel dafür, was aus jemandem wurde, der sich mit Abschaum wie den Terranern einließ: ein trauriges Zerrbild, ein widerlicher Verräter, eine »Nichtexistenz ohne Volk, Heimat oder Lebensinhalt«.
    Die allermeisten Fagesy schlossen sich dem vernichtenden Urteil ihres Kommandanten an. Auch Ockbech, ein Untermarschgeber dritter Ordnung, der einen etwa hundertköpfigen Trupp anführte, spreizte sich förmlich vor Abscheu über den Deserteur und dessen abstruse, an den Armstacheln herbeigezogenen Behauptungen.
    Unzählige Generationen von Fagesy sollten einem Betrug aufgesessen sein?
    Unvorstellbar!
    Ockbech war mit dem Zusammenschluss mehrerer Patrouillen von Atlan Village zum Terrania Space Port unterwegs gewesen. Entlang der Thora Road hatten sie weitere Kleingruppen aufgesammelt und in die Formation eingegliedert, bis plötzlich der Befehl erging, sie sollten Richtung Solarer Residenz abdrehen.
    Also schwenkten sie nach Norden. Eine Weile folgten sie dem Bett des Sirius River flussaufwärts, dann bogen sie an der Einmündung eines Nebenarmes ab.
    Die Stadt war von beeindruckender Größe, jedoch ein Spiegel ihrer Bewohner und deren abstoßender Hässlichkeit. Ockbech litt körperlich unter der mangelnden oder maximal bilateral ausgeprägten Symmetrie. Ihr obszöner Anblick wie auch jener ihrer Bauwerke, ja der gesamten Anlage der Stadt bereitete ihm Ekel, der sich in häufig wiederkehrenden Würgereizen niederschlug.
    Der Pulk querte den Fomalhaut Freeway und den Zoo von Terrania. Ockbech plante, die Residenz in einem weiten Bogen anzufliegen, um sowohl der Molol- als auch der Crest-Allee auszuweichen, wo die zahlreichen, dicht übereinander gestaffelten, energetischen Rollbahnen und Gleiterverkehrs-Ebenen den freien Flug mit Rüstgeleiten behinderten.
    Über einer Kette von sieben pyramidenförmigen Gebäuden mit abgestuften Terrassen richtete der Untermarschgeber seine Wahrnehmung in die Tiefe, weil er allerlei unübliche Geräusche hörte. Was er unter sich entdeckte, erschütterte Ockbech wie eine Vibrationsgranate. Er traute seinen Sinnesorganen kaum.
    Blitzartig gab er den Befehl, Fahrt wegzunehmen. Ohne die Formation zu verlieren, bremste seine Truppe ab.
    Die Fagesy mussten sich nicht lange untereinander beraten. Kein einziges Wort war vonnöten. Allen war vollkommen klar, dass ein derartiger Frevel nicht ungesühnt bleiben durfte.
    »Bereitmachen zum Angriff!«, befahl Ockbech.

5.
    Rosa Sterne
    26. November 1469 NGZ, 14.41 Uhr
     
    »Bereit zum Abmarsch?«, rief Syowan Aroes. »Dann los – Musik starten!«
    Oliver Pink hantierte an den miniaturisierten Synthesizer-Modulen, die er um die Hüfte geschlungen hatte wie eine Mischung aus Waffengurt und Bauchladen. Er machte es spannend, setzte nicht gleich mit einem treibenden Rhythmus ein, sondern mit langgezogenen, geheimnisvollen, fast Unheil verheißenden Orchesterklängen.
    »Wie soll man dazu marschieren oder tanzen?«, flüsterte ihm Jonas Uklei zu. »Oder holografische Animationen bewegen?«
    »Kommt schon noch. Erst mal Suspense aufbauen! Eine Harmoniestruktur zugrunde legen, ein Thema entwickeln ...«
    »Mann, das soll ein Umzug werden, keine tragische Symphonie!« Syowan beugte sich zu ihnen herab. Obgleich die Gefirnin noch nicht voll ausgewachsen war, überragte sie Jonas und Oliver um fast einen halben Meter. »Mir schlafen alle drei Füße ein.«
    Gefirnen wurden wegen ihres im wahrsten Wortsinn hervorragenden Riechorgans manchmal auch als Nasen-Riesen bezeichnet, was Syowan allerdings nicht so gern hörte. Obwohl sie ein gutmütiges Naturell hatte, reizte man sie besser nicht. Sie war gewaltig stark, wegen der Schwerkraft von 2,4

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