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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Zweifel, ob ich etwas bewirken kann. Mein Volk wurde so lange getäuscht und missbraucht ... Wie du weißt, habe auch ich viele Tage benötigt, bis ich die Wahrheit zu akzeptieren lernte.«
    »Dann sollten wir erst recht nicht mehr länger warten. Damit deine Leute ausreichend Zeit bekommen, die Erkenntnis einsinken zu lassen.«
    »Du bist ein gewiefter Verhandler, zäher als mancher Fagesy, und das heißt etwas. Also gut. Auch wenn ich nur sehr bedingt an einen Erfolg glauben kann – ich werde zu meinen Kameraden sprechen.«
    »Wir können alles für die Aufzeichnung vorbereiten?«
    »Keine Aufzeichnung. Es muss eine Livesendung sein. Damit man erkennt, dass es sich nicht um einen möglicherweise manipulierten Zusammenschnitt handelt, sollen zeitgleich Bilder anderer Liveübertragungen gezeigt werden. Auch so wird mir noch genügend Misstrauen entgegenschlagen.«
    »Wie du es wünschst. Verzeih, dass ich dränge, aber – wann ...?«
    »Gib mir noch etwa eine halbe Stunde eurer Zeitrechnung. Ich muss mich zurechtmachen. Außerdem ist diese Krankenmulde keine geeignete Umgebung, um den Argwohn zu zerstreuen, ich könnte unter Drogen gesetzt worden sein.«
    »Was schwebt dir stattdessen vor?«
    »Habt ihr so etwas wie ein Arboretum?«
    »Es gibt einen botanischen Garten, ja, allerdings von eher bescheidener Ausdehnung. Wir sind hier nun mal kein Superschlachtschiff.«
    Von der Dimensionierung her entsprach das Kastell in der Matrix von Neo-Ganymed nicht einmal ganz einem Leichten Hundertmeterkreuzer, wie sie von LFT-Trägerraumern als Beiboote mitgeführt wurden. Die Verhältnisse waren erträglich, aber vergleichsweise beengt.
    »Es darf nur nicht nach Lazarett oder Gefängniszelle aussehen«, sagte Oachono. »Und ich sollte mich einigermaßen frei bewegen können. Eine Botschaft an Fagesy muss von entsprechenden Gesten begleitet werden, wenn sie glaubhaft wirken soll.«
    »Ah. Aufwendiger, als ich gedacht hätte. Fühlst du dich genügend erholt, um eine solche Nummer durchzuziehen?«
    »Ich bin noch immer ein Krüppel, Bully. Aber allmählich komme ich wieder in Form.«
     
    *
     
    Um 14.31 Uhr hielt Oachono seine Hyperkom-Ansprache an die Fagesy auf Terra und in den Sternengaleonen, und er hielt sich wacker.
    Bully saß wie auf Nadeln. Bis es wirklich so weit war, hatte ihn die Sorge geplagt, Oachono könnte im letzten Moment kalte Füße beziehungsweise Tentakel bekommen.
    Der Fagesy ging gleich auf die Verstümmelungen ein, die ihm im Rahmen des Überfalls am Silverbridge-Hotel zugefügt worden waren. Er beschönigte nichts. Trocken schilderte er, wie die Attentäter, die seiner Patrouille aufgelauert hatten, ihn aus dem Rüstgeleit schnitten, um ihn für einen eventuellen Geiselaustausch mitschleppen zu können.
    Oachono erzählte aber auch, wie er sich später mit seinen Entführern angefreundet hatte. Zum Beweis, dass ihn die Terraner, in deren Obhut er nun stand, vortrefflich behandelten, vollführte er einige komplizierte Figuren mit den beiden betroffenen, inzwischen großteils nachgewachsenen Schlangenarmen.
    Er besäße nicht mehr den Status einer Geisel, erklärte er, und wäre momentan auch gar nicht auf einen Austausch erpicht. Vordringlich wolle er die Erkenntnisse, die er gewonnen habe, mit seinem Volk teilen.
    »Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass die Bewohner Terras und des Solsystems unschuldig sind, was den vermissten Korpus von ALLDAR angeht. Hingegen besteht der begründete Verdacht, dass die Allgegenwärtige Nachhut beziehungsweise deren Leitung die lange zuvor geschehene Entwendung des Leichnams verhehlt hat. Ich will den Obersten Marschgeber Facao nicht explizit anklagen, an dessen Verschwinden Mitschuld zu tragen. Es könnte sich aber sehr wohl so verhalten.«
    Er sei gebeten worden, schloss Oachono, ein Friedensangebot der Terraner zu übermitteln – nicht ohne durch heftiges Gestikulieren zu unterstreichen, dass er dies aus freien Stücken tue.
    Ranghohe Amtsträger der LFT würden den Fagesy freies Geleit aus dem Solsystem offerieren. Überdies stellten sie, gleichsam als Zugabe, ihre Hilfe bei der weiteren Suche nach dem Korpus von ALLDAR in Aussicht.
    Bei der Erwähnung »ranghoher Amtsträger« verspürte Bully ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Wurde damit indirekt verraten, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hatte?
    Nein. Es waren mehrere Personen untergetaucht, auf die diese Bezeichnung zutraf, beispielsweise Attilar Leccore, der Chef des TLD. Oder Homer G.

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