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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Marrghiz. »Gleichwohl appelliere ich an dein strategisches Verständnis, Hoher Marschgeber Chossom. An den Hängenden Gärten ist kein Triumph für uns zu holen. So leicht du die dortigen Zivilisten besiegen und züchtigen kannst, so leicht verspielst du damit auch noch die letzten Sympathien in der Bevölkerung.«
    »Hältst du mich oder meine Leute, brave Soldaten wie Ockbech, der zeitlebens ALLDAR treu gedient hat, für Narren oder unmündige Schlüpflinge? Die Schmähungen bei den Pyramiden mögen für sich von minimalem Bedeutungsgehalt sein; aber das gilt gleichermaßen für den einen Tropfen, der das ganze Fass zum Überlaufen bringt.«
    Anicee Ybarri empfand ein gewisses Mitgefühl für Chossom, der seine Klagerede mit peitschenden Tentakelbewegungen untermalte. Die Fagesy empfanden die Welt der Menschen als Abscheu erregenden Sündenpfuhl. Sie litten darunter, sich im Zentrum einer Kultur aufzuhalten, die damit prahlte, dass sie sich den Hohen Mächten immer wieder erfolgreich widersetzt hatte.
    Monströser noch: Eine ihrer Leitfiguren, Perry Rhodan, wurde dafür gerühmt, die Superintelligenz Seth-Apophis »devolutioniert« und eine andere, KOLTOROC, getötet zu haben. Womit Rhodan für die Terraner ein Held, hingegen für Chossom, Ockbech und ihresgleichen ein Massenmörder war.
    »Haltet ihr es für einen Zufall«, sagte der Hohe Marschgeber, »dass fast gleichzeitig die Ansprache des Verräters Oachono ausgestrahlt und öffentlich das Heiligste meines Volkes verhöhnt wird? Ich nicht. Die Gegenseite will unsere Moral unterminieren und meine Marschierer zur Desertion verleiten. Dem nicht mit aller Härte gegenzusteuern, wäre sträflicher Leichtsinn.«
    »Eure Empörung hat sich bereits manifestiert«, versuchte Anicee zu beruhigen. »Meiner Meinung nach hat Ockbech überreagiert, aber ich mache ihm deswegen keinen Vorwurf. Glücklicherweise gab es bis jetzt keine Todesopfer.«
    »Weil Untermarschgeber Ockbech in bewundernswerter Zurückhaltung nur Blend- und Betäubungswaffen einsetzen ließ, jedoch keine Desintegratoren.«
    »Was wir ihm hoch anrechnen«, sagte Marrghiz. »Trotzdem bitte ich dich, deine Truppen nun wieder von den Hängenden Gärten abzuziehen, ehe nicht wieder gutzumachender Schaden angerichtet wird.«
    »Du verstehst mich nicht. Du hast dich noch nie bemüht, uns Fagesy zu verstehen.«
    »Das ist nicht wahr, und du weißt es. Treuere Verbündete als die Sayporaner hat dein Volk nie gehabt.«
    »Ich bin mir keineswegs sicher, ob wir nicht bereits mehr als einmal zu oft euren Ratschlägen gefolgt sind. – Wie auch immer. Der Frevel muss gesühnt werden, und die Strafe darf nicht zu gering ausfallen. Ich denke nicht daran, Ockbech zurückzurufen. Im Gegenteil, ich werde ihm weitere Truppen sowie eines der Utrofarischen Ovoide als Verstärkung schicken.«
     
    *
     
    Anicees Zuversicht sank. Ihre Hoffnung auf Deeskalation hatte soeben einen herben Dämpfer erhalten.
    Was sie unbedingt hatte vermeiden wollen, war eingetreten. Aus einem an sich lächerlichen Vorfall war in der aufgeheizten Stimmung ein symbolhaft überfrachteter Konflikt geworden.
    Dahinter standen entscheidende, bislang ungelöste Fragen: Wer hatte seit dem Ende der Beben-Erpressung auf Terra das Sagen? Wer besaß die Definitionsmacht, wer bestimmte die Grenze zwischen etwas derbem Humor und sträflicher Beleidigung eines ganzen Volkes?
    »Die Fagesy lassen sich und ALLDAR nicht länger ungestraft verspotten«, beharrte Chossom. »Wir stünden als Schwächlinge da. Das darf nicht sein. Daher werde ich nicht scheuen, Ockbech die festgenommenen Delinquenten töten zu lassen, falls die Terraner nicht ausreichend Buße tun – oder ihr eine angemessene Strafe verhängt.«
    Marrghiz sah Anicee an. Sein Lächeln wirkte unecht. »Ein Zeichen muss gesetzt werden, fürchte ich. Der Hohe Marschgeber ist im Recht.«
    »Gewalt zieht nur wieder mehr Gewalt nach sich«, sagte sie traurig.
    »Deswegen schlage ich etwas Eleganteres vor. Mit dem Befehl Winterstille können wir die Tätigkeit der terranischen Raumschiffe als Behelfsheizkörper aussetzen. Wir könnten diesen Effekt verstärken und bis auf Weiteres auch den Betrieb der Kunstsonnen einstellen.«
    »Er ist bereits reduziert«, erinnerte Anicee den Sayporaner.
    »Ich sagte: bis auf Weiteres. Niemand will diesen Planeten zerstören. Aber der drohende Winter würde den Aufständischen eine Denkpause auferlegen und ganz allgemein, wie man auf Terra sagt, die Mütchen

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