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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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kein Weiß und schimmerten in allen Regenbogenfarben. In einer Hand trug der Dschinn die Flasche, die seine Heimat war.
    »Pazuzu!«, stieß Toufec hervor, der einen Schritt zurückgewichen war.
    »Keine üble Kopie unseres Freundes«, sagte Delorian zu dem Dschinn.
    »Ein Upgrade«, sagte Pazuzu. »Ich habe das Vorbild aufgewertet.« Seine Lippen bewegten sich wie üblich nicht ganz synchron zu seinen Worten. Toufec bürstete unwillkürlich mit der Hand über einen alten Palmölfleck auf seinem Mantel.
    Pazuzu deutete auf Toufecs zerzausten Bart. »Hier sehe ich den größten Aufwertungsbedarf.«
    »Der Bart bleibt dran!«, schnappte Toufec, der plötzlich das Gefühl hatte, sich an etwas festhalten zu müssen, was aus seinem alten Leben stammte. »Und er bleibt so, wie er ist!«
     
     
    4.
     
    Die Welt, die Aures beherbergte, war nicht Dschinnistan. Sie hieß Sanhaba. Sie wurde von einem Mond umlaufen, der nicht weniger pockennarbig am Nachthimmel hing wie der irdische, aber viel größer war und einen intensiven roten Widerschein abgab. Die Größe kam daher, dass er in einer engeren Kreisbahn um Sanhaba unterwegs war als der irdische Mond. Sanhaba selbst war geringfügig kleiner als die Erde, weshalb alle Bewegungen weniger Kraftaufwand erforderten: Die Anziehungskraft war etwas geringer als zu Hause. Die Sonne, der kleine, extrem helle Lichtspender am Firmament, hieß Khayd.
    All das lernte Toufec in Gesprächen mit Delorian und Pazuzu, und er lernte es, ohne zu merken, dass er lernte. Anfangs waren ihm all die Begriffe fremd, die Konzepte unverständlich. Was waren astronomische Gegebenheiten? Was waren physikalische Gesetze? Aber er besaß einen Vorteil – den Vorteil eines Menschen, der in der Wüste aufgewachsen war.
    Auch die Wüste hatte Gesetzmäßigkeiten, die ein Mensch nicht verstehen konnte. Doch er konnte lernen, mit ihnen zu leben und sie zu akzeptieren. Er musste sie verinnerlichen, sonst konnte schon der nächste Ausritt aus der Stadt tödlich sein. Auf diese Art und Weise verdaute Toufec auch die Lektionen Delorians und Pazuzus – er hörte sie, merkte sie sich, brachte sie miteinander in Bezug und verinnerlichte sie, ohne sie wirklich zu verstehen und ohne dass ihm dieser Prozess der Wissensverarbeitung bewusst gewesen wäre.
    Nach ein paar Tagen nahm Delorian seinen Schützling in ein Gebäude mit, das er das Langsame Haus nannte. Toufec war der Bau bereits aufgefallen; er erhob sich nicht weit von seinem Wohnhaus entfernt. Von außen wirkte der Bau mächtig; seine Kuppel erhob sich fast vierzig Mannshöhen über den Boden. Um um sie herumzuschreiten, würde Toufec an die zweihundert Schritte benötigen, behauptete Delorian. Innen wirkte der Bau überraschend luftig; von drei Seiten fiel das Sonnenlicht durch riesige bunte Glasfenster in den einzigen Raum, die gewaltige Halle, und verwandelte die weißen Wände und den Boden in ein Mosaik langsam mit dem Sonnenstand wandernder Farbflächen.
    An den Wänden standen aufgereiht Dutzende von Schlafstätten, so breit, dass mehrere Menschen nebeneinander hätten darin liegen können. Eine Mulde in der Mitte zeigte, dass sie jedoch nur für jeweils einen Schläfer vorgesehen waren.
    Delorian sagte nichts, daher wanderte Toufec zu einer der Schlafstätten und drückte darauf. Die Auflage gab widerstrebend nach und formte sich dann um seine Hand. Toufec verstand, dass das Bett sich der Körperform dessen anpassen würde, der sich hineinlegte. Er sah Delorian fragend an.
    »Das Langsame Haus«, sagte Delorian, »setzt deine Lebensfunktionen im Faktor eins zu tausend herab, wenn du hier schläfst. Während etwa drei Jahre vergehen, altert dein Körper in Wahrheit nur um einen Tag. Die Geräte versorgen dich während deines Schlafs mit den nötigen Nährstoffen, regen deine Muskeln in der Aufwachphase mit Energiestößen an und sorgen dafür, dass du, wenn du erwachst, keine allzu lange Trainingsphase benötigst, um wieder fit zu sein.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Ich möchte, dass du dich hier schlafen legst, wann immer ich Aures verlassen muss.«
    »Hast du Angst, ich mache was kaputt, wenn du nicht hier bist?«, fragte Toufec zynisch.
    »Nein, ich möchte dich gern lebend antreffen, wenn ich zurückkehre. Es kann sein, dass ich sehr lange abwesend sein muss.«
    Toufec dachte darüber nach. »Wie lange ist sehr lange?«
    »Ein paar hundert Jahre nach deiner Zeitrechnung können es schon sein.«
    Toufec schluckte. »Und wie willst du

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