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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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trotz seiner Ehrfurcht vor dem Alten war auch er nun zu aufgebracht, um die Bitte um Entschuldigung zu akzeptieren. Er wandte sich ab und schaute hinaus.
    Die Blase näherte sich nun einem Bereich, der wirkte, als habe ein Kind versucht, die phantastische Architektur der Stadt mit groben Klötzen nachzubauen.
    »Dieser Bezirk ist ein Rohling«, sagte Delorian. Er musterte Toufec von der Seite. »In Tiamat – welches Gebäude hat dir dort am besten gefallen? Beschreib es mir.«
    Toufec schluckte seinen Ärger auf den Alten hinunter und beschrieb ihm den Palast des Oheims – den wuchtigen Sockel des Gebäudes, zu dessen erster Etage eine Treppe hinaufführte; das eigentliche Wohnhaus, das an allen Seiten zurückgesetzt auf dem Sockel stand und eine ringsum laufende, breite Fläche frei ließ.
    Er beschrieb die gemauerten Kanäle, die dort verliefen, und die Schatten spendenden Palmen an jeder Ecke des Sockels; die tiefen Nischen mit den halbrunden Bögen, die auf der Vorderseite des Wohnbaus angebracht waren und, in der Mitte der Vorderfront, die tiefe, bis oben hinein ausgesparte Nische des Eingangs, die himmelblauen Kacheln, mit denen der Eingang bis weit über mannshoch verkleidet war.
    Er erzählte vom Innenhof, der den Kern des Wohnbaus bildete, in Dachhöhe mit Tauen überspannt, damit man Tücher aufziehen konnte, um die Sonne am Mittag auszusperren ...
    Delorian wies nach draußen. »Es wird besser werden, je mehr du mit Aures kommunizierst«, sagte er.
    Toufec erblickte erstaunt eine plump und fremdartig wirkende Kopie des Palastes seines Oheims in Tiamat. Zuvor hatte an dieser Stelle ein gestaltloser Klotz gestanden. Während er hinsah, flimmerte die Umgebung des Palastes, und weitere gemauerte, gekachelte Kanäle entstanden, wo vorher keine gewesen waren, Palmen schälten sich aus schlanken, nichtssagenden Säulen und schüttelten ihre Wedel aus. Die Blase stand nun direkt über dem Palast. Toufec konnte in den Innenhof blicken, sah einen Brunnen entstehen, aus dem glasklares Wasser in ein Becken quoll.
    »Das Haus des Oheims ist viel weniger schön«, sagte er. Er hatte prächtig sagen wollen, aber das hätte es nicht getroffen. In all seiner Schönheit war das Haus dort unten tatsächlich ... schlicht. Man wollte auf Anhieb darin leben. Im Haus des Oheims hatte es sich nur residieren lassen.
    »Natürlich. Aures gestaltet dein Heim nach deinen Vorstellungen, nicht nach denen des Oheims.«
    »Dieses Haus ist für mich?«
    »Ich will, dass du dich wohlfühlst, bevor ich dich der Stadt zum Fraß vorwerfe«, sagte Delorian.
    Toufec starrte ihn an. In Delorians Stimme hatte noch ein Rest von Ärger mitgeklungen, doch nun zwinkerte der Alte ihm zu. Toufec wagte ein Lächeln.
    »Wo wäre die Menschheit, wenn es nicht andauernd Missverständnisse geben würde?«, sagte Delorian mehr zu sich selbst. »Wahrscheinlich immer noch als Amöbe im Urmeer.« Er seufzte.
    Die Blase sank hinab und brachte Toufec und Delorian in den Innenhof des Hauses. Die schimmernde Haut ließ sie passieren. Toufec stolperte nach den ersten Schritten; ihm schien, als habe er auf einmal zu viel Kraft, um zu gehen.
    Er roch zum ersten Mal den Duft der Stadt. Er war kaum beschreiblich. Wenn es für den Begriff »alt« einen Duft gegeben hätte, hätte man ihn für diesen Ort verwenden können. Aures war alt. Uralt.
    Toufec trat an den Brunnen mit der genetisch verankerten Faszination des Wüstenbewohners für frisches Wasser. Das Wasser hatte einen leichten honigfarbenen Schimmer. Er tauchte die Hand in das Becken, aber es gelang ihm nicht, etwas herauszuschöpfen. Seine Hand war trocken, als sie aus dem »Wasser« kam.
    Delorian zuckte die Achseln. Toufec starrte die Flüssigkeit an, und je mehr er hinsah, desto mehr erschien es ihm, dass darin Milliarden winziger, kristallklarer Lebewesen wimmelten, dass das »Wasser« in Wahrheit aus ihnen zusammengesetzt war. Er spürte, wie ihm schwindlig wurde, wie diese mehr geahnte als tatsächlich gesehene Welt innerhalb des Beckens ihn anzog ...
    »Willkommen bei dir zu Hause«, sagte eine Stimme, die Toufec erkannte. Er riss sich von dem Brunnen los.
    Ein Mann kam mit fließenden Bewegungen in den Innenhof und blieb vor Toufec stehen. Er war ebenso groß wie Toufec, ebenso breitschultrig-wuchtig gebaut und ebenso gekleidet, nur dass sein Gewand weder zerknittert noch voller Flecken war. Einzig das Antlitz des Mannes war anders: wie aus Stein gehauen, würdevoll, in sich ruhend. Die Augen hatten

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