PR 2659 – Toufec
doch sachlich bleiben«, sagte Pazuzu. »Das sind Nanogenten, die nur eine Form zu erschaffen haben. Ich bin ...«
»Ja?«, fragte Toufec.
»Ungenügende ...«, begann Pazuzu.
»Schon gut. Bring mich nach Hause. Hier fühle ich mich nicht wohl.«
Toufec fühlte sich auch in den Bereichen der Stadt, die eine Form gebildet hatten, nicht wohl. Obwohl sich dort nichts regte und kein Lebewesen zu erblicken war, hatte er den Eindruck, in jemandes Haus einzubrechen. Oder schlimmer noch, in dessen Seele. Er mied auch diese Bezirke, und bald schon hörten die Ausflüge mit Pazuzu vollkommen auf.
7.
Aures hielt einen Lieblingsplatz für Toufec bereit: den Brunnen mit dem seltsamen honigfarbenen Wasser, das einen nicht nass machte. Toufec hatte in Tiamat beim Großen Brunnen geträumt; nun träumte er bei seinem eigenen Brunnen in seinem eigenen, großen, wunderschönen, einsamen Haus.
Nach der ersten Zeit hatte sich Delorian bloß selten blicken lassen, und es gab ganze Tage, an denen Toufec die Anwesenheit des Alten lediglich daran erkannte, dass fern hinter den Türmen des Stadtzentrums der Reflex des Sonnenlichts auf der Außenhaut der TOLBA blitzte. Toufec starrte in das Wasser, überließ seine auditive Wahrnehmung ganz dem Plätschern und Gluckern und ergab sich dem Sog, den die Ahnung von milliardenfach wimmelndem, unverständliche Muster bildendem, winzigstem Leben in der Flüssigkeit auf ihn ausübte.
Es war, wie wenn einen der Heiler mit dem Rauch seiner Kräuter und Hölzer in eine Trance versetzte, um nachher ein gebrochenes Gelenk zu richten oder eine Pfeilspitze aus dem Leib zu schneiden. Man wusste, dass man existierte und einen Körper besaß, aber irgendwie war es nebensächlich.
Es lag so nah, dass Toufec sich nicht mal verrückt vorkam; eines Tages wisperte er: »Und was bist du? Auch ein Komplex?«
Das wirbelnde, tanzende, nur geahnte Muster vor seinen Augen änderte sich nicht, aber auf einmal hatte er das Gefühl, dass das Plätschern des Brunnens eine neue Qualität annahm. Es waren keine Worte, die er hörte, und doch ergab das Geräusch einen Sinn in seinem Kopf; wie ein Lied, dessen Melodie eine Nachricht enthielt, wie ein Muster aus Farben, das eine Botschaft übermittelte.
Er hörte das Plätschern, und in seinem Kopf setzten sich Informationen zusammen. Es geschah nicht schlagartig. Es war wie ein Wachstumsvorgang, das Werden einer Pflanze, das man nicht direkt beobachten konnte – aber wenn einige Zeit vergangen war, hatte sich der Schössling in einen Baum verwandelt.
»Was sind die Zeitgefährten?«, fragte Toufec Pazuzu.
Der Dschinn horchte in sich hinein. »Woher kennst du diesen Ausdruck?«
»Stimmt es, dass Aures die Stadt der Zeitgefährten ist?«
»Ist – war – sein wird ... Wer kann das beantworten an einem Ort wie hier?«, fragte Pazuzu zurück. »Woher stammt die Information?«
»Ungenügende Basis für eine vernünftige Erklärung«, erwiderte Toufec.
Pazuzu hielt eine ganze Weile sehr still. Dann legte er den Kopf schief in einer überraschend menschlichen Geste und sagte: »Tief drinnen lache ich wie verrückt.«
Toufec grinste. Er begann den Dschinn, der keiner war, zu mögen.
An diesem Abend suchte Pazuzu Toufec auf, der auf dem Boden seines Innenhofs neben dem Brunnen lag und in den fremden Sternenhimmel blickte, während der Brunnen zu ihm flüsterte. Der Dschinn setzte sich neben Toufec, überkreuzte die Beine, wie es die Geschichtenerzähler taten, und wartete, bis Toufec sich halb aufrichtete und ihn ansah.
»Delorian hat sehr lange nach einem Ort wie Aures gesucht«, sagte Pazuzu. »Dies hier ist nicht unbedingt der Nabel des Universums; das Khayd-System liegt in der Zwerggalaxis Ecloos, und wo diese liegt, wissen die wenigsten, und noch weniger sind daran interessiert.«
Toufec hütete sich, eine Frage zu stellen, die Pazuzu die Gelegenheit gab, mit »ungenügende Datenbasis« zu antworten.
»Aures und Delorian haben ein Abkommen miteinander geschlossen: den Vertrag von Sanhaba. Delorian sorgt dafür, dass sie wieder Bewohner bekommt ...«
»... zum Beispiel mich«, sagte Toufec, aber seine Bitterkeit klang ihm selbst aufgesetzt.
»... und Aures versorgt ihn dafür mit höchstentwickelter, einzigartiger Technik mit atemberaubenden Fähigkeiten.« Pazuzu machte eine Pause, aber diesmal horchte er nicht in sich hinein. Sein steinernes, unbewegtes Gesicht schien beinahe schelmisch zu blicken. Toufec hatte das Gefühl, dass Pazuzu ihm ein
Weitere Kostenlose Bücher