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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dich.«
    »Glaubst du? Keiner kann es nachvollziehen! Niemand, dem nicht dasselbe angetan wurde. Wer bin ich denn, Mondra? Eine Züchtung! Kein echtes Lebewesen. Meine Intelligenz stammt aus dem Labor eines Quallenwesens, das vor schieren Ewigkeiten gelebt hat.«
    »Wann war es? Wie lange liegt all das zurück?«
    »Ich weiß es nicht. Ich ... ich war in Stasis, ehe du mich im Museum der Halbspur-Changeure gefunden hast.«
    Ein Lächeln stahl sich unwillkürlich auf ihre Lippen; sie merkte es erst gar nicht. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Augenblick, als das kleine, zutrauliche Wesen auf sie zugesprungen war – im selben Raum, in dem MIKRU-JON seit einer Ewigkeit als Museumsschiff verrottete. Die angenehme Erinnerung verging so schnell, wie sie gekommen war.
    Ramoz stützte beide Hände gegen die Wand, legte die Stirn ebenfalls dagegen. »Ich machte weiter, damals. Ich war ein Pilot, große Aufgaben lagen vor mir. Ich vergaß Sajon nie, aber ich verdrängte ihn. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich lebte, und ich flog. Ich genoss mein Geld und meine Stellung. Irgendwann überzog ein Krieg unser Heimatsystem, und die Oraccameo vertrauten mir die oberste Führung der militärischen Flotte an. Ich steuerte eine Hundertschaft im Synchronflug, all die Schiffe dachten wie ein einziges Wesen. Wo ich auftauchte, brachte ich den Sieg.«
    »Und den Tod über die Feinde.«
    Er stutzte. »Auch das. Es war Krieg. Wir schlugen die Angreifer zurück. Ich vernichtete sie, indem ich Kriegsschiffe durch Viibad-Klüfte steuerte. Ich beschleunigte Robotdrohnen voller Sprengkörper in Hyperstürmen auf irrsinnige Werte und führte sie auf Kollisionskurs mit den größten Schlachtschiffen der Feinde. Als alles vorüber war, ernannte mich Wörgut Gooswart zum Chalkada-Piloten, dem einzigen, den es je mit diesem Titel gab. Auch andere trugen inzwischen Augendorne, aber keiner war wie ich. Noch immer und mehr denn je war ich einzigartig, der beste Pilot der gesamten Doppelgalaxis. Aber alles änderte sich für mich, als ich zum ersten Mal vom Herrn der Gesichter hörte.«
    »Dem Herrn der Gesichter?«
    »Du kennst diesen Namen, Mondra. Nur nicht in der Sprache der alten Zasa, aus der ich ihn mit dieser Umschreibung übersetzt habe ...«

8.
    Vergangenheit:
    Ramoz
     
    Die Siegesfeier tobte, und Ramoz wurde umjubelt wie ein König, als Nijas zum ersten Mal versuchte, zu ihm zu gelangen. Der Zasa trug schlichte Kleidung, sein Gesicht war nichtssagend, und zu allem Überfluss hatte er gerade erst die Pilotenprüfung abgelegt.
    Eine unwürdige Kreatur, mit der sich Ramoz nicht abgeben wollte. Er hasste Zeitverschwendung, seit dem Krieg noch mehr als vorher. Er flog, er schlief, er aß oder er kopulierte. Das füllte seine Tage bis ins Letzte, und er würde ganz gewiss nicht mit einem unbedeutenden Möchtegernpiloten sprechen.
    Doch Nijas blieb hartnäckig. Überall tauchte er in den nächsten Tagen auf. Am Raumhafen, vor den Schiffen, in den Erdhöhlen – die Kavernen-Tavernen besuchte Ramoz inzwischen oft – und schließlich sogar in der Abenddämmerung vor Ramoz' privater Villa im schwebenden Park über dem See.
    »Das genügt!«, schrie er den ungebetenen Besucher an. »Du hast auf meinem Grund und Boden nichts zu suchen!«
    »Ramoz«, sagte Nijas. »Bei deiner Prüfung bist du tiefer in den Asteroidenschwarm eingeflogen, als es eigentlich nötig gewesen wäre.«
    Er stutzte. »Woher weißt du das? Hat es sich herumgesprochen? Schnüffelst du in meiner Vergangenheit herum?«
    »Ehe dein Freund Sajon verurteilt wurde, weil er versehentlich die Zerstörung eines springenden Sterns auslöste, habt ihr euch auf einem Plateau im Gebirge zerstritten.«
    Ramoz musterte den kleinen Piloten. »Wer bist du?«
    »Ist das nicht auch die Frage, die Wörgut Gooswart dir gestellt hat?«
    »Das genügt! Sag mir sofort, wer ...« Er brach mitten im Satz ab, als er Nijas zum ersten Mal in die Augen sah.
    »Hast du mich erkannt?«
    »Wie ... wie ist das möglich?«
    »Ich wurde begnadigt«, sagte Nijas, der in einem anderen Leben, in einer früheren Form seiner Existenz den Namen Sajon getragen hatte. »Die Oraccameo erinnerten sich an mich. Ich bin ein sehr guter Pilot, fast so gut wie du. In der Endphase des Krieges konnten sie nicht auf jemanden wie mich verzichten. Deshalb haben sich mich zurückgeholt. Das genetische Programm läuft jedes Mal anders ab. Ich sehe nicht mehr aus wie damals, aber ich bin derselbe. Ich erinnere mich an alles ... nur

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