Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Verhandlung teilnehmen. Ich halte es allerdings für möglich, dass dir nicht gefällt, was du sehen wirst. Aber vielleicht ist es ohnehin so weit.«
    »Wie weit?«, fragte Ramoz.
    Der Oraccameo legte seine richterliche Halskette um und aktivierte die holografische Funktion. Sein Gesicht verschwand hinter einem undurchdringlichen, projizierten Nebelschleier. Zwar wussten alle Beteiligten, wer bei dieser Verhandlung den entscheidenden Vorsitz führte, doch die Kette und die Verschleierung gehörten zum Brauch bei allen Prozessen.
    »Vielleicht ist es an der Zeit«, sagte Gooswart, »dass du die Wahrheit erkennst.«
     
    *
     
    Mündliche Aufzeichnung. Direkt vor Beginn der Verhandlung gegen Sajon
     
    Es bleiben nur wenige Augenblicke. Wörgut Gooswart hat mich angewiesen, den Beginn des Prozesses im Richterraum abzuwarten.
    Ich war überrascht, wie schnell er eingewilligt hat, dass ich an der Verhandlung teilnehmen darf. Dass er meinen Argumenten gegenüber zugänglich war, gibt mir Hoffnung für Sajon.
    Er hingegen ist sehr mutlos. Er befürchtet, bald zu jenen Zasa zu gehören, die spurlos verschwinden. Aber ich lasse das nicht zu. Mit aller Kraft werde ich dagegen ankämpfen.
    Ich bin Ramoz, und es wird mir gelingen.
    Notfalls drohe ich damit, meine Dienste als Pilot nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Es wird sich weisen, wie die Oraccameo darauf reagieren. Sie brauchen mich, und das wissen sie genau.
    Sajon hat einen Fehler gemacht und das auch zugegeben. Eine angemessene Bestrafung wird er annehmen und ich ebenso. Ich bin mir sicher, dass es ein gutes Ende nehmen wird.
    Es war ein Unfall, mehr nicht.
    Für die Kettenreaktion, die den springenden Stern zerstört hat, kann man ihn nicht zur Verantwortung ziehen.
     
    *
     
    Die Verhandlung nahm ihren Lauf, und Wörgut Gooswart erwies sich als geduldiger Richter. Er hörte sich an, was Sajon zu sagen hatte; er musterte das Holobild-Material; er lauschte Ramoz' Schilderungen über die Verwendung des Augendorns.
    Aber er wies auch mehrfach darauf hin, dass der Angeklagte seine Kompetenzen überschritten hatte. Dass er zu weit gegangen war, als er ohne Auftrag eine Untersuchung der Sonnentarnung vorgenommen hatte.
    »Er ist ein exzellenter Pilot«, sagte Ramoz schließlich. »Er darf nicht zu hart bestraft werden, nur weil er übereifrig reagiert hat.«
    Der Oraccameo antwortete nicht darauf, sondern deutete auf Sajon. »Begib dich in die Urteilsmulde.«
    Sajon gehorchte. Diese zweite, weitaus größere Mulde lag derjenigen, in der der Angeklagte das Verfahren erlebt hatte, direkt gegenüber. Sie durchmaß drei Meter, und sie fiel von den Rändern her etwa eine halbe Mannshöhe steil ab. Er stellte sich in ihr Zentrum.
    »Du bist schuldig«, sagte Gooswart ohne weitere Erklärung.
    Eine flirrende Energiewand baute sich um die Mulde auf.
    Ramoz schrie auf. »Was ...«
    »Das Urteil wird sofort nach der Verkündung vollstreckt.« Gooswarts Mimik war hinter dem Holoschleier nicht zu erahnen. Seine Stimme blieb ausdruckslos, sachlich und distanziert. »Du hättest nicht eigenmächtig eine ...«
    »Halt!«, rief Ramoz. Es war ihm gleichgültig, ob es in dieser Situation ungeheuerlich war, den Richter zu unterbrechen. »Sajon hat denselben Fehler begangen wie damals ich, als ich während meiner Prüfung tiefer in das Asteroidenfeld eingeflogen bin! Er sah eine Möglichkeit und beschloss, sie zu nutzen! Er gab sich nicht mit dem zufrieden, was bisher als machbar galt, sondern ging auf eigene Initiative einen Schritt weiter. Haben wir nicht genau das von den Oraccameo und von dir gelernt? Nur so werden bahnbrechende Erfolge erzielt!«
    »Ein Erfolg wie die Zerstörung des Handelssterns, der eine unendlich wertvolle Ressource der Forschung darstellt?«, fragte Gooswart bissig. Keine Spur mehr von der Gelassenheit, die er bislang zur Schau stellte.
    »Wäre es gelungen, hätte er großen Gewinn erzielt! Ohne Risiko kein Fortschritt. Wir müssen ...«
    »Es ist gut«, unterbrach Sajon aus der Urteilsmulde heraus. Die Energiewand hinderte den Schall nicht. »Das Urteil ist gefällt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als das Maß der Strafe zu akzeptieren. Wie immer es lauten wird.«
    »Der Energievorhang ist kein gutes Zeichen«, sprach Ramoz das Offensichtliche aus. »Wir müssen versuchen, ihn ...«
    »Schweig!« Die Stimme des Oraccameo erinnerte nicht mehr an hinfälliges Rascheln, sondern besaß die Schärfe und Gewalt eines jungen Mannes. »Ich habe dich nur aus einem

Weitere Kostenlose Bücher