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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Hintergründe der Mission wirst du nur erfahren, was du unbedingt wissen musst.«
    »Ja, Herrin.«
    »Und gewöhne dich schnell an dieses Prozedere«, fuhr die Morgenschwester fort. »Wenn du mich als Leibwächterin begleitest, wird es immer so ablaufen. Niemand weiß von dir, niemand erfährt von dir, und du behältst mich ständig im Auge.«
    »Ja, Herrin.«
    Anaree fiel auf, dass die Morgenschwester nervös wirkte. War das etwa auch ihr erster großer Einsatz?
    Die Morgenschwester öffnete einen Funkkanal. »Commo'Dyr Baltus Dreiklang!«
    Einer der fünf bewaffneten Zwergandroiden stand stramm und salutierte. Offensichtlich hatte er das Kommando über die anderen Bewaffneten.
    »Wir treffen uns in der ROTOR-A. Achte darauf, den Zeitplan genau einzuhalten.« Die Morgenschwester beendete die Funkverbindung und desaktivierte das Holo. Dann trat sie zum Fenster. »Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Natürlich, Herrin.« Anaree folgte ihr.
     
    *
     
    Die ROTOR-A war ein kobaltblaues, walzenförmiges Beiboot von einhundertundzwanzig Metern Länge. Ihre Optik wirkte auf Anaree diffus verschachtelt, als existiere die Walze in einer anderen Dimension.
    Anaree bekam sie nur ganz kurz von außen zu sehen. Vor dem Beiboot wartete schon ein Fenster darauf, dass man es benutzte. Die Morgenschwester trat als Erste hindurch, und die Tochter des Tagvolks folgte ihr auf dem Fuße, ohne dass die fünf Androiden es bemerkten.
    Das Fenster führte sie direkt in die Zentrale der kleinen Walze. Deren Besatzung nahm sie nicht zur Kenntnis; lediglich der Befehlshabende begrüßte die Morgenschwester respektvoll und teilte ihr mit, dass sie startbereit waren.
    Vom Start selbst bekam Anaree nichts mit. Unvermittelt befand sich das Beiboot im freien Raum, und zahlreiche Holos bildeten sich in der Zentrale.
    Der Tochter des Tagvolks fiel auf, dass ihre Göttin in der Tat angespannt wie nie zuvor wirkte. Sie beugte sich gespannt vor, betrachtete die Holos, stellte dem Kommandanten der ROTOR-A immer wieder Fragen und rief Daten auf.
    Entweder nimmt die Morgenschwester nicht oft an solchen Missionen teil, dachte Anaree, oder das ist in der Tat ihre erste.
    Im Beiboot befand die Morgenschwester sich wohl kaum in Gefahr, was Anaree Gelegenheit bot, sich den Holos zu widmen. So verlangte es auch ihre Ausbildung: Sie musste Informationen sammeln, um den Einsatzort so gut wie möglich einschätzen zu können.
    Die Holos zeigten drei Objekte im All: ein Schwarzes Loch, einen gelben G-Stern und ein kosmisches Phänomen, die gemeinsam ein gleichseitiges Dreieck von 1,8 Lichtjahren Seitenlänge bildeten.
    Umkreisradius 1,04 Lichtjahre. Distanz vom Eckpunkt zum geometrischen Mittelpunkt ebenfalls 1,04 Lichtjahre, errechnete Anaree automatisch die betreffenden Werte.
    Das Phänomen verstand Anaree erst, als unvermittelt das nötige Wissen in sie floss. Es handelte sich um eine offenbar künstliche, hyperphysikalisch in sich selbst gekrümmte Hyper- oder gar Ultradimperforation, einen Dimensionsdurchgang oder Riss im Raum-Zeit-Kontinuum.
    Vom einzigen Planeten der gelben Sonne ging eine Strahlung aus, die eine mehrere Lichtjahre durchmessende Raumkugel erfüllte und das Schwarze Loch in einer Art Hyperresonanz wechselnder Stärke mitschwingen ließ. Das sind ... Gesänge, dachte Anaree. Das Schwarze Loch singt!
    Ein durchdringender, an- und abschwellender Ton erklang.
    Alarm!
    Anaree studierte die Datenholos, die die Morgenschwester aufrief.
    Genau diese Strahlung störte die Ortungseinrichtungen, aber auch weitere Anlagen der ROTOR-A. Ein Holo verkündete, dass auch der Diffusoreffekt versagte, der das Schiff verbergen sollte.
    Nun wusste Anaree, warum sie nicht mit der LEUCHTKRAFT geflogen waren, sondern ein Beiboot genommen hatten. Die Morgenschwester wollte das Mutterschiff nicht in Gefahr bringen.
    »Triebwerkstatus?«, fragte die Morgenschwester.
    »Funktionsfähig, wenn auch mit Einschränkungen«, antwortete der Kommandant der ROTOR-A. Seine Stimme klang brüchig; wohl in seiner Haut schien dem kleinen Androiden nicht zu sein. Offenbar machte er zum ersten Mal die Erfahrung, dass die Einrichtungen der LEUCHTKRAFT oder eines ihrer Beiboote nicht einwandfrei arbeiteten.
    »Ist der Weiterflug gefahrlos möglich?«
    »Ich ... kann ihn vertreten.«
    Anaree bemerkte das Zögern des Kommandanten, und auch der Morgenschwester blieb es nicht verborgen. Jedenfalls erfolgte ihre Antwort nach Anarees Empfinden zwei, drei Atemzüge zu spät.

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