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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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ich hoffen.« Die Herrin des Tagvolks betrachtete Anaree weiterhin eindringlich, eher Neugier als Amüsement in ihrem Blick. »Aber sag mir ... weshalb bist du hier?«
    »Da war ein Ultradim-Fenster ...«
    »Das ist mir klar. Warum hast du es benutzt?«
    »Nun ... es war da, und ich ...«
    »Wolltest du die LEUCHTKRAFT erkunden? Oder gar vor mir fliehen?«
    »Ich ...«, setzte Anaree hilflos an und verstummte dann.
    »Du kannst mich nicht verlassen«, fuhr die Morgenschwester fort. »Du musst dich deinem Schicksal stellen. Irgendwann wird es dich ereilen. Wie, weiß ich noch nicht. Aber es wird geschehen. Irgendwann, in fernster Ferne, in nächster Nähe.«
    Anaree fragte sich, was sie damit sagen wollte. »Ich habe nicht vor, dich zu verlassen.«
    »Gut. Ich verfolge die Fortschritte, die du machst.« Die Morgenschwester klang eher gelangweilt. »Sie sind ...«
    Sie verstummte, als sich ein weiteres UHF-Fenster in dem Raum bildete.
    Aus dem silbernen Licht stieg das weiße Kaninchen. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug es ein kariertes Sakko, doch es hoppelte nicht, sondern bewegte sich wie einer aus dem Tagvolk.
    Es öffnete den Mund, schnaubte, als es Anaree sah, und schaute die Morgenschwester vorwurfsvoll an.
    »Das ist nicht akzeptabel, Sa...« Es hielt inne, und im nächsten Augenblick legte sich ein milchiges Feld um die Herrin des Tagvolks und das Kaninchen.
    Anaree konnte die beiden nur undeutlich ausmachen. Ihre Körpersprache verriet, dass sie ein hektisches Wortgefecht führten, wütend aufeinander einredeten.
    Die Frau aus dem Tagvolk fragte sich, in welcher Beziehung die Morgenschwester und das Kaninchen zueinander standen. Bislang hatte sie die Frau in dem Wickelkleid für diejenige gehalten, die an Bord der LEUCHTKRAFT das meiste zu sagen hatte. Lag sie mit dieser Vermutung falsch?
    Welche Rolle spielte das Kaninchen an Bord?
    Das Gespräch der beiden wurde hitziger. Anaree schienen sie völlig vergessen zu haben.
    Anaree sah zu der Antigravplatte mit den Juwelen. Das vom Baum hatte sie nicht bekommen. Sie wäre fast verbrannt, als sie es berührte.
    Geschah das immer, wenn ein Unbefugter solch ein Juwel anfasste? War es ein allgemeiner Schutzmechanismus? Oder war das Juwel am Baum ein Sonderfall gewesen, eigens dazu gedacht, sie auf die Probe zu stellen?
    Trotz allem, was Anaree mit dem Juwel am Baum erlebt hatte, war die Verlockung, die diese Handvoll Sternjuwelen auf der Antigravplatte darstellten, schier unwiderstehlich. Bekam sie eine zweite Chance? Sollte sie es wagen?
    Nein!, dachte sie. Mit dem Stein am Baum hat die Herrin des Tagvolks einen bestimmten Zweck betrieben. Diese Juwelen hier sind ... sind ...
    Sie brachte den Gedanken nicht zu Ende. Die Juwelen lagen vor ihr, zum Greifen nah, und sie musste nur zugreifen, um sie ...
    Nein!
    Sie müsste nicht einmal das Gespinst des Kampfkokons aktivieren, um einen der Steine an sich zu nehmen. Aber sie konnte den Stein im Kokon verbergen. Sie musste nur die Hand ausstrecken, nur ... nur ...
    Sie streckte die Hand aus, legte sie auf ein Sternjuwel auf der Antigravplatte, einen Sternsaphir wie den am verbotenen Baum. Fast hatte sie erwartet, dass die Berührung sie töten oder zumindest wieder in Flammen setzen würde, doch nichts dergleichen geschah. Sie schloss die Finger um den Stein, zog die Hand zurück und steckte das Juwel in eine Tasche ihres Kampfanzugs.
    Die Morgenschwester und das Kaninchen beendeten ihre erregte Unterredung, und das milchige Feld erlosch.
    Das Kaninchen stampfte wortlos zu dem zweiten Fenster und stieg hinein, und es schloss sich hinter ihm.
    Die Herrin des Tagvolks funkelte Anaree wütend an. »Geh jetzt! Ich habe keine Zeit mehr für dich. Ich werde dich bald rufen lassen. M'ian Mor meint, dass du fast so weit bist. Dein erster Einsatz steht kurz bevor.«
    »Ja, Herrin.« Anaree nickte und trat zu ihrem UHF-Fenster. Sie erwartete, jeden Augenblick zurückgerufen zu werden, von einer wütenden Morgenschwester zur Rede gestellt und zurechtgewiesen zu werden. Doch sie stieg in das gleißende Licht, und das Fenster schloss sich hinter ihr.
    Sie konnte es nicht fassen. War es wirklich so einfach gewesen? Hatte sie tatsächlich so großes Glück gehabt?
    Hatte die Morgenschwester, so aufgebracht sie auch sein mochte, tatsächlich nicht bemerkt, dass ein Sternjuwel fehlte?
    Sosehr Anaree es auch hoffte, sie konnte es beim besten Willen nicht glauben.

5.
    Die Bühne
     
    Nachdenklich betrachtete Anaree den gestohlenen

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