PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton

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»Wir fliegen weiter.«
    Ein neues Holo bildete sich. Es zeigte, wie Anaree den Daten entnahm, eine rund 15 Kilometer lange, neun Kilometer breite und einen Kilometer dicke rechteckige Plattform mit zahlreichen gewaltigen Aufbauten, die allerdings wie Kulissen wirkten, wie Bühnenaufbauten. Sie war genau im Mittelpunkt des gleichseitigen Dreiecks platziert.
    Eine Raumstation!, dachte Anaree. Wo blieb das verankerte Wissen, das bei dem Anblick eigentlich hätte freigesetzt werden müssen? Die Morgenschwester wollte also nicht, dass sie vorab erfuhr, worum genau es sich handelte. Oder dass sie etwas über die Hintergründe, die Geschichte der Plattform erfuhr ...
    »Die Bühne«, sagte die Göttin des Tagvolks in diesem Augenblick. »Die fliegende Bühne im Weltall, und das Bühnenbild steht im Vordergrund der Wahrnehmung. Der Schauplatz des Mahnenden Schauspiels vom See der Tränen.«
    Anaree hörte deutlich die Anspannung in ihrer Stimme.
    Quälend langsam, so kam es zumindest Anaree vor, näherte die ROTOR-A sich der Plattform und hielt schließlich an ihrem Rand.
    Neue Holos bildeten sich. Sie zeigten fünf Gestalten, die bewegungslos auf der Plattform standen. Es waren allesamt Humanoide, doch keine gewöhnlichen. Sie wirkten – Anaree suchte nach einem passenden Begriff – sehr idealisiert. Das Tagvolk bestand aus Humanoiden, die Morgenschwester war eine Humanoide. Doch diese Humanoiden waren schön.
    »Faszinierend«, murmelte sie. Und das, obwohl keineswegs alle ein körperliches Idealbild aufwiesen.
    Einer von ihnen war zwar ein Hüne von Mann, aber auch schwergewichtig und stämmig. Ein Zweiter war eher zierlich und machte den Eindruck, dass er nicht annähernd so jovial oder freundlich wie der Riese war. Irgendwie erinnerte er Anaree an M'ian Mor.
    Die einzige Frau hingegen war eine hinreißende Schönheit, die Verkörperung von Liebreiz und Eleganz. Ihr gewagtes Kleid war züchtig und erotisch zugleich.
    Die beiden anderen Gestalten waren ... indifferent. Der eine Mann zeichnete sich hauptsächlich dadurch aus, dass er alt und gebrechlich, der andere, dass er aalglatt wirkte, elegant und kultiviert, aber irgendwie auch ... gerissen.
    Aber sie alle wiesen, selbst in der Holo-Darstellung, ein unglaubliches Charisma auf. Von ihnen ging eine überwältigende Ausstrahlung aus, und Anaree fragte sich, ob es sich bei ihnen um paranormal Begabte handelte, die ihre Befähigung auch über größere Entfernungen einsetzen konnten.
    Sie ahnte, dass ihre Mission vielleicht nicht so einfach werden würde, wie sie vermutet hatte. Hatte ihre Ausbildung genügt, sie auf eine mögliche Konfrontation mit solchen Geschöpfen vorzubereiten?
    Neue Datenholos bildeten sich. Ihre Informationen ließen Anaree nach Luft schnappen.
    Vier der fünf waren Projektionsgestalten. Sie waren nicht real, kaum mehr als Holos, obwohl dieser Vergleich gewaltig hinkte.
    Und die fünfte Gestalt, der Hüne ... Die Ortung konnte sich keinen Reim auf sie machen. Die Auswertung war noch nicht abgeschlossen. Aber in dieser Gestalt manifestierten sich Kräfte, die für Anaree unvorstellbar waren und sogar den Bordrechner bei einer schnellen Analyse überforderten.
    Die Morgenschwester sah nachdenklich zu den Holos der fünf Gestalten, zu den Datenholos und wieder zurück zu den Personen. Anaree spürte förmlich, dass es sie Überwindung kostete, den erwarteten Befehl zu erteilen.
    »Wir nehmen eine Schwebeplattform«, sagte sie schließlich.

    *

    Die Morgenschwester stieg von der Plattform, und Anaree betrat zugleich mit ihr die Bühne. Die fünf Zwergandroiden folgten auf dem Fuße und scharten sich um sie.
    Zwanzig Meter waren die fünf Gestalten von ihnen entfernt, vielleicht dreißig. Als würden sie die Ankunft des neuen Publikums bemerken, kam plötzlich Leben in sie. Sie alle drehten sich zu den Neuankömmlingen um.
    Der Hüne von Mann trat vor und verbeugte sich. »Gestatten, Orsen Tafalla. Ich spiele die Rolle des Kanzlers.«
    Der Gebrechliche trat vor und verbeugte sich. »Gestatten, Noser Netbura. Ich spiele die Rolle des alten Königs.«
    Der Zierliche trat vor und verbeugte sich. »Gestatten, Gommrich Dranat. Ich spiele die Rolle des Hofnarren.«
    Die wunderschöne Frau trat vor und verbeugte sich. »Gestatten, Arden Drabbuh. Ich spiele die Rolle der Prinzessin.«
    Der Elegante trat vor und verbeugte sich. »Gestatten, Renyi Hemdebb. Ich spiele die Rolle des Boten der Hohen Mächte.«
    »Es reicht.« Die Morgenschwester wandte