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PR 2662 – Kaowens Entscheidung

PR 2662 – Kaowens Entscheidung

Titel: PR 2662 – Kaowens Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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taumelten halb zerfetzte Werftplattformen und hin und wieder quaderähnliche Gebilde, aus denen Luft entwich. Es handelte sich um Wohncontainer von Technikern und Ingenieuren.
    Er entdeckte eine Wolke Kristallsplitter, von der Hitze hinten zu einem einzigen Klumpen zusammengeschmolzen. Es waren die Reste einer Kristallkugel.
    Fast gleichzeitig schlugen die Orter und Taster der RADONJU durch. Eine zweite Strukturerschütterung breitete sich aus, nicht ganz so gewaltig wie die erste, aber stark genug, um APERAS KOKKAIA den Todesstoß zu versetzen.
    Für Kaowen war klar, dass in diesem Augenblick die zweite Kugel der BASIS verschwunden war, nach Escalian oder wohin auch immer.
    »Ortung stark beeinträchtigt«, meldete eine verzerrte Automatenstimme.
    »Rückzug!«, ordnete der Protektor an. »Das gilt für alle Einheiten der versammelten Flotte mit Ausnahme meines Geschwaders.«
    QIN SHI hatte sie gerufen, aber ihre Aufgabe hatte sich erledigt. Kaowen schickte ihnen die Koordinaten des Zielsektors.
    Nach und nach erloschen die Sammelechos der einzelnen Flotten. Sie zogen sich auf eine Position in zehn Lichtstunden Entfernung zurück, weit genug, um nicht von den unmittelbaren Auswirkungen der Katastrophe betroffen zu sein.
    Nur die RADONJU und ihre Begleitschiffe hielt Kaowen an der Stelle. Er wusste selbst nicht, warum er auf Flüchtlinge aus dem Inneren der Werft wartete. Sentimentalität war es nicht. Vielleicht hoffte er immer noch auf Informationen zu den Vorgängen der letzten Stunden und Tage, die ein klares Bild ergaben. QIN SHI selbst hatte dazu wenig beigetragen.
    Der letzte mentale Befehl der Superintelligenz hatte ihn in dem Auftrag bekräftigt, den er einst erhalten hatte. Er sollte das Multiversum-Okular sowie den Anzug der Universen bergen und zu QIN SHI bringen. Dann war die Superintelligenz dorthin gegangen, wo sie die BASIS-Kugeln vermutete und wo sich nach Kaowens Dafürhalten auch die beiden gesuchten Gegenstände befanden.
    Der Protektor schloss den Gedanken daran vorerst mit der Erkenntnis ab, dass sich die Gedanken eines körperlosen Superwesens dem Normalsterblichen nicht immer erschlossen.
    Die Infrarottaster meldeten rasch ansteigende Temperaturen im Innern der Werft. Wenig später drang ein rotes Glühen durch die Öffnungen der Hohlkugel. APERAS KOKKAIA verwandelte sich in einen Sonnenofen. Die Hitze fraß sich in den Mantel um die Hohlkugel und löste die natürlich gewachsenen Strukturen des Materials auf. Die Außenhülle der Werft fing von innen an zu leuchten. Nach und nach verflüssigte sie sich, bis die Oberfläche einem Magmasee beziehungsweise – ein passenderes Bild – der Oberfläche einer orangefarbenen Zwergsonne glich.
    Erstes glühendes Material drängte nach außen. Die Poren vergrößerten sich rasend schnell. Der aufgestaute Innendruck der Werft entwich durch die vorhandenen Öffnungen und riss das aufgeweichte Material mit sich.
    Die Hohlkugel waberte und wallte wie eine riesige Amöbe.
    Dann zerplatzte APERAS KOKKAIA förmlich. Die Werft blähte sich auf, bis die letzten Verbindungen noch fester Materie rissen. Im Zeitlupentempo verfloss die Hohlkugel ins All. Die Ausdehnungsgeschwindigkeit lag deutlich unter der, mit der eine Sonne ihre Protuberanzen ins All schleuderte. Kaowen schätzte sie auf maximal 300 Meter pro Sekunde.
    Der Protektor zog den kleinen Verband dennoch ein paar Lichtminuten weiter hinaus ins All, wo es außer ein paar Funkbojen und Wächtersonden nichts gab. Er konnte selbst nicht genau sagen, warum er noch immer ausharrte. Es lag wohl daran, dass QIN SHI verschwunden war und ihm den Auftrag gegeben hatte, die Stellung zu halten. Kaowen sollte den Untergang bis zur bitteren Neige auskosten, denn es war sein Versagen, seine Schuld. Es war ihm nicht gelungen, seinen Auftrag zu erledigen, nämlich das Multiversum-Okular und den Anzug der Universen zu beschaffen.
    Wieder hörte Kaowen die Stimme, diesmal deutlich näher.
    »Protektor, wir haben ein deutliches Ortungsecho der Anomalie. Sie bewegt sich aus dem Zentrum der Werft nach außen. Und sie bewegt sich schneller, als APERAS KOKKAIA sich ausdehnt.«
    »Der Weg nach Escalian«, sinnierte Kaowen.
    »Er steht uns bald wieder offen.«
    Der Protektor überlegte ziemlich lange.
    »Wir haben keinen Befehl dazu. Vergiss es.«
     
    *
     
    Stumm beobachtete Kaowen den Untergang der Werft. Dort drinnen hatte er nach der Explosion der Sonnenbombe seinen letzten Klonkörper verloren. Im vorletzten steckte er,

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