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PR 2662 – Kaowens Entscheidung

PR 2662 – Kaowens Entscheidung

Titel: PR 2662 – Kaowens Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Traktorstrahlprojektoren in die Höhe schnellen.
    Nichts! Sie aktivierten sich nicht.
    »Die Distanz für den Einsatz der Strahlen ist noch nicht erreicht«, meldete die Ortungsabteilung.
    Kaowens Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Die drei Millionen Kilometer mussten längst überwunden sein, aber die Anzeige blieb bei 2.990.000 stehen.
    Inzwischen schien man in der KOLLARON DREI den Ernst der Lage begriffen zu haben. Die Feldtriebwerke arbeiteten ebenfalls unter Höchstlast. Man versuchte, dem Flaggschiff entgegenzukommen beziehungsweise einen möglichst nahen, gemeinsamen Schnittpunkt der beiden Flugbahnen zu erreichen.
    Die Automaten der RADONJU bemühten sich um eine grafische Darstellung der Kräfte, die auf das andere Schiff wirkten. Es sah aus, als würden energetische Finger an dem Zapfenschiff mit seinen vielen Ecken und Spitzen zerren.
    Kaowen erkannte es mit einem einzigen Blick: Das sah alles andere als gut aus.
     
    *
     
    Innerhalb von Sekunden veränderten sich die physikalischen Bedingungen der Umgebung. Kräfte aus einem übergeordneten Kontinuum entfalteten sich. Eine Zone erhöhter Gravitation entstand. Die RADONJU schüttelte sich. Die Automaten des Schiffes setzten den Alarm auf die höchste Stufe.
    Die erhöhte Gravitation krümmte den Raum stärker, die Distanz zur KOLLARON DREI schrumpfte um 6000 Kilometer. Noch immer reichte es nicht. Die aktivierten Projektoren bekamen den Zapfenraumer nicht zu fassen. Von den übrigen Schiffen des Geschwaders traf ein Warnruf ein. »Die Veränderungen des Raum-Zeit-Kontinuums werden größer!«
    Kaowen sah es auf den Diagrammen seines Terminals. Die Peaks der Kurven tanzten auf und ab. Aus den Akustikfeldern drang ein gleichmäßiges, dumpfes Pochen, dessen Rhythmus schneller wurde. Die Töne besaßen eine niederfrequente Komponente, die dem Protektor eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Bom-Bom-Bom ...
    Kaowen ignorierte die Gefahr.
    Die Taster identifizierten violette Blitze. Sie entstanden aus dem Nichts mitten in der Schwärze, nur wenige Lichtminuten von der Werft entfernt.
    Bom-Bom-Bom ... Die Töne hallten lauter und mit einem blechernen Nachklang – Signale aus einer fremden Welt.
    Das violette Leuchten wurde intensiver. Ein gezackter Riss entstand in der Dunkelheit. Kaowen kannte das nur zu gut. Im Kontinuum bildete sich eine Öffnung, durch die Hyperenergie in den Normalraum brach.
    »Rückzug!«, schrie Lywena mit heiserer Stimme.
    Kaowen schickte die Schiffe weg – mit einer Ausnahme. Die RADONJU blieb und kämpfte weiter um jeden Kilometer bis zur KOLLARON DREI. Der Protektor musterte verstohlen den Adjutanten im Sessel des Funkerchefs. Das tätowierte Riesenauge starrte ihn irgendwie vorwurfsvoll an. Dabei rutschte der kleine Xylthe unruhig auf der Sitzfläche hin und her. Angst?
    »Wir bleiben!«, befahl der Protektor betont ruhig.
    Xylthen besaßen eine weiße Haut. Lywena konnte also nicht blasser werden. In seinem Gesicht bildeten sich jedoch winzige Fältchen, weil das Blut in seinem Körper nach unten sackte.
    Die Diagramme der Orter und Taster projizierten Wellenberge, die sich zu einer durchgehenden Mauer vereinigten. Kaowen interpretierte es als eine Art hyperphysikalischen Tsunami, der ihnen entgegenraste.
    In der optischen Beobachtung war gar nichts zu sehen außer den Kristallkugeln, die sich weiter ins All zurückgezogen hatten. Die Transitparkette arbeiteten immer noch, die Kugeln entließen ununterbrochen Schiffe ins All.
    Kaowen fixierte wieder den entstandenen Riss. Auf halber Länge klaffte er auseinander. Der Protektor zoomte den Bereich. Was er sah, ähnelte spiegelnden Flächen, die sich nach Art von Fraktalen geometrisch auseinanderklappten und sich auf diese Weise vervielfältigten. Starke Gravitationskräfte wirkten auf die Gebilde ein und bogen sie nach und nach zu einem Trichter mit ovalem Grundriss, der nach hinten schmaler wurde.
    Die Taster lieferten die typischen Energiemuster eines Tryortan-Schlundes.
    »Es ist ein Minitryortan«, sagte Kaowen.
    Den Traktorstrahlen fehlten noch immer tausend Kilometer. Kaowen rechnete fieberhaft. Der Tryortan-Schlund beeinflusste die zunehmende Gravitation sowie die daraus resultierende Raumkrümmung. Die Chancen standen 50 zu 50, dass sich die KOLLARON DREI wieder von ihnen entfernte oder ihnen näher kam.
    Der Protektor zog Energie aus der Schirmstaffel und von den Antriebssystemen ab und legte sie in die Traktorprojektoren. Es reichte, um diese mit dreißig Prozent zu

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