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PR 2662 – Kaowens Entscheidung

PR 2662 – Kaowens Entscheidung

Titel: PR 2662 – Kaowens Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Entweder war niemand mehr am Leben, oder die Insassen hatten sich aufgegeben.
    Der Blick des Protektors fraß sich an den Triebwerksanzeigen fest. 48 Prozent Lichtgeschwindigkeit. Die RADONJU schüttelte sich. Schläge gegen den Kuppelbug stauchten die Soldaten in die Sitze. 49 Prozent.
    Mit einem Schnippen zweier Finger aktivierte Kaowen die Energiezufuhr für die Linearsysteme.
    Der Antrieb stotterte. Erste hyperenergetische Einflüsse schlugen durch das Schirmsystem und beeinflussten die Maschinen. Überall, wo die Instrumente Störungen anzeigten, steckten sie.
    50 Prozent. Endlich sprangen die Konverter an, wenn auch mit Leistungsschwankungen. Kaowen hielt den Atem an, wartete angespannt auf den Wechsel in das übergeordnete Kontinuum. Es klappte nicht. Das laute Summen der Geräte verwandelte sich übergangslos in ein Dröhnen. Das Schiff beschleunigte weiter – 52, 53 Prozent. 54 Prozent. Die Geräte liefen nun ruhiger, aber sie waren dem Minischlund schon viel zu nah.
    Die gewaltige Anziehungskraft riss und zerrte an der RADONJU. Die Schiffshülle ächzte. Auf der Optikdarstellung sah Kaowen, wie die Zentralröhre der KOLLARON DREI in der Mitte auseinanderbrach. Die einzelnen Segmente lösten sich und rasten dem Schlund entgegen.
    Die Gedanken des Protektors jagten sich. Falsche Entscheidung, richtige Entscheidung – es spielte in diesem Augenblick keine Rolle mehr. Ein gewaltiger Energieblitz blendete ihn, ein plötzliches Bersten und Krachen machte ihn taub.
    Kaowen schloss mit dem Leben ab.
    Als Letztes, bevor das Licht in der Zentrale erlosch, sah er den vorwurfsvollen Blick des Adjutanten aus diesem riesigen Tattoo.

2.
     
    Ramoz lag gekrümmt da, er hatte sich – wahrscheinlich instinktiv – zusammengerollt wie ein Tier. Am sachten Heben und Senken seines Brustkorbs erkannte Mondra Diamond, dass er sich in einen Ruhezustand versetzt hatte.
    Verdenken konnte sie es ihm nicht. Seine Erzählung hatte ihn angestrengt.
    Und ihr war sie nahegegangen.
    Ramoz rührte sich nicht, als sie sich erhob. Einzig sein rechtes Ohr zuckte, als ob er jede ihrer Bewegungen überwachte.
    Unruhig ging sie in der Schaltzentrale umher und beobachtete die Anzeigen und Skalen. Nach wie vor keine Veränderung. Alle Werte blieben konstant bei null.
    Perry und MIKRU-JON, wo konnten sie sein? Sie vermisste Perry, seine Nähe und Ruhe, die er ausstrahlte. Gerade in diesem Augenblick hätte sie seine Unterstützung nötig gehabt.
    Müde reckte sie sich. Der SERUN zeigte 3.15 Uhr Terranischer Standardzeit an. Doch was bedeutete das schon hier, im Kalten Raum? Diesem Miniaturuniversum? Bei ihren Bemühungen, die »Wände« des Gebildes zu erfassen, kamen sie auf einen ungefähren Wert von 4,26 Millionen Kilometern im Durchmesser.
    Gigantisch.
    Das Gestöber auf dem Holo nahm zu. Mondra beobachtete das Tanzen der bläulich schimmernden Kristalle. Sie versuchte, in dem Treiben etwas zu erkennen. Doch wie die Ortungsgeräte sich auch mühten, ihre Leistung bis an die Grenzen des Möglichen hochzufahren und das Letzte herauszukitzeln, das Bild blieb verschleiert. So hatte sie nur eine grobe Ahnung davon, wie viele Raumschiffe im Kalten Raum versteckt waren.
    Täuschte sie sich? Oder verklumpten sich die Kristalle? Mondra stellte ihrem SERUN die entsprechende Frage. Und dieser bestätigte ihre Vermutung. Dennoch verwehrten die Kristalle ihr einen exakten Blick auf die konservierte Flotte. Nur der Tunnel mit seinen 800 Kilometern Durchmesser blieb unverändert bestehen. Ihre Verbindung in das Standarduniversum.
    Ein leises Geräusch ließ Mondra Diamond herumfahren. Ramoz erhob sich von seiner improvisierten Liegestatt und kam auf sie zu. Sein ehemals mit Fell bedecktes Gesicht war nun mit einem weichen, dünnen Flaum bedeckt. Als er sie anlächelte, blitzten seine extrem spitzen Reißzähne auf. Bedrohlich ragte der Dorn in seinem Auge hervor.
    Unwillkürlich trat Mondra einen Schritt zurück. Das luchsartige Haustier, das sie so sehr gemocht hatte, gab es nur noch in ihrer Erinnerung. Der humanoide Ramoz dagegen war ihr fremd. Ein Wesen, das Unvorstellbares erlebt hatte. Zwar fürchtete sie sich nicht vor ihm, doch sie wäre über Perrys moralische Unterstützung dankbar gewesen.
    »Wir müssen die Flotte der Oraccameo aktivieren!« Ramoz packte sie an den Schultern. Mondra spannte ihre Muskeln an, es würde nur einer einzigen, kleinen Bewegung bedürfen, um Ramoz auf Abstand zu halten. Dieser spürte ihre Anspannung, nahm die Hände

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