PR 2662 – Kaowens Entscheidung
»interessanten« und vielseitig nutzbaren wie genutzten Bereich des hyperenergetischen Spektrums handelte, wollte er nicht zu viel hineininterpretieren.
»Die Lichtzelle bietet uns schier unermessliche Möglichkeiten an Messverfahren und Auswertungskapazität«, sagte der Hyperphysiker mit Begeisterung in der Stimme. »Eine erste quintadim-topologische Strukturanalyse der Hyperenergieballung hat jedenfalls ein zwar noch unverständliches, aber sehr faszinierendes Ergebnis beschert. Das Gebilde scheint aus dichten Hyperenergiesträngen zu bestehen, die sonderbar verdreht oder verdrillt sind, andererseits frei schwingende Ausleger aufweisen, die zum Teil in sechsdimensionale Bereiche ragen.«
Insbesondere diese Sextadim-Ausleger wiesen nach seinen Worten Charakteristika auf, die er so noch nie gesehen hatte.
Es gab quintadim-topologische Interpretationen – vorerst nicht mehr als bloße Spekulation. Sie legten nahe, dass an den Enden der Ausleger miniaturisierte Blasen existieren konnten, die einem Hyperkokon vergleichbar waren. In ihrem Inneren wiesen sie möglicherweise normale raumzeitliche Struktur auf und boten vielleicht für Nanomaschinen oder Ähnliches Platz.
»Als Nächstes«, sagte Nemo Partijan abschließend, »stehen Resonanzmessungen an. Wir bestrahlen den Kristall mit langsam wachsender Hyperfrequenz, beginnend bei der der Dakkar-Grundschwingung, in geringer Intensität. Es wird eine Weile dauern, bis Ergebnisse vorliegen ...«
Er ließ den Satz ausklingen, als verstünde er, dass er seinen Zuhörer überforderte. Dann aber raffte er sich noch einmal auf: »Abschließend vielleicht noch eines, Perry. Ja, es ist eine Fälschung. Das Ding ist alles Mögliche, bloß kein Sternsaphir. Seine Geheimnisse hat es noch lange nicht preisgegeben. Man könnte sagen, es tarnt sich als Bergkristall. Wie viel von dem Zeug liegt auf Terra herum, und keiner merkt es?«
»Wie lange dauert die Phase der Resonanzmessungen?«, fragte Rhodan.
»Ein paar Stunden sicherlich.«
Der Terraner suchte Ennerhahl auf, der sich in MIKRU-JON zurückgezogen hatte. Rhodan wunderte sich, dass dieses Wesen nicht in seinem eigenen Schiff den Untersuchungen beiwohnte. Ennerhahl verlor kein Wort dazu.
*
Im Hintergrund ragte ein naturgetreues Holo der Versuchsanordnung auf. Ennerhahl umrundete es ununterbrochen und ließ den Aufbau nicht aus den Augen.
Rhodan besprach mit dem Kommandanten des BASIS-Versorgungssegments den Ablauf des Energietransfers und die möglichen Risiken. Ennerhahl deutete auf den Kristall in seinem Kraftfeld.
»Das ist das größte Risiko«, sagte er. »Wir können es nur ausschalten, indem wir die Versuche unterbrechen und den Kristall unter einem Paratronschirm isolieren. Aber selbst dann ist nicht gewährleistet, dass er inaktiv bleibt.«
»Wir packen ihn in ein Beiboot und schicken ihn auf Reisen.«
»Das wäre ideal. Aber wir wissen nicht, was passiert, wenn wir ihn zu weit vom Kalten Raum entfernen. Vielleicht zerfällt er dann zu Staub.«
Es klang wie eine Utopie, aber Rhodan hielt es für möglich. Das Ding sah harmlos aus, hatte es aber in sich.
Sie beschlossen, es möglichst weit von der BASIS-Kugel entfernt zu deponieren, aber in der Nähe zum Kalten Raum beziehungsweise zur Öffnung des Tunnels.
Rhodan zog sich zurück. Er wollte die Stunden des Wartens nutzen und eine Mütze voll Schlaf nehmen.
Es wurden gerade einmal zwei Stunden daraus.
Als der Alarm ihn hochschrecken ließ, fühlte er sich verkatert wie nach einer durchzechten Nacht.
»Was ...?«
»Starke Explosion in der Lichtzelle«, sagte MIKRU-JON hastig.
Rhodan sprang aus dem Bett, schlüpfte in den SERUN, aktivierte den automatischen Schließmechanismus und war schon draußen im Korridor. Während sich der Helm schloss, hob der Anzug ab und raste mit ihm davon.
Auf der Innenseite der Helmscheibe verfolgte er die Aufzeichnung des Vorgangs. Er sah den grellen Blitz. Das Kraftfeld brach zusammen, erkennbar am Kristall, der zu Boden fiel.
Nemo Partijan stand in seinem SERUN ungefähr fünf Meter entfernt. Rhodan sah, wie er zusammenbrach. Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde, für das menschliche Auge also gleichzeitig. Die Notfallmechanismen der Lichtzelle griffen ein, kamen aber einen winzigen Augenblick zu spät.
Der Kristall emittierte Hyperstrahlung, und während Rhodan die angezeigten Werte musterte und sich einen Reim darauf zu machen versuchte, kam Partijan schon wieder auf die Beine.
»Nemo, alles in
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