PR 2662 – Kaowens Entscheidung
Daten zum Schaubild war das die einzige Variable. Ramoz kannte die maximal mögliche Aufnahmegeschwindigkeit der Chanda-Kristalle nicht. Zu viel Ladung pro Zeiteinheit konnte zur Überladung und damit zur Vernichtung der Kristalle führen.
Ryan schlug vor, den Energiefluss in den ersten Stunden behutsam zu steigern. Möglicherweise musste von der BASIS aus nachgeladen werden, falls die Kristalle einen Teil der Energie zur eigenen Stabilisierung benötigten.
»Die letzte Frage können wir erst beantworten, wenn es so weit ist«, sagte der Avatar. »Wie schnell lassen sich die mit Energie versorgten Schiffe reaktivieren? Und welche sind irreparabel beschädigt?«
An dieser Stelle hielt es Nemo Partijan für sinnvoll, sich einzumischen. »Ich bremse deine Euphorie nur ungern – aber mit Hyperkristallen und ihrem teilweise mimosenhaften Verhalten kenne ich mich aus. Nicht immer reagieren sie so, wie man es erwartet. Anders formuliert, sie können ganz schön unberechenbar sein, bis hin zu Energierückschlägen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn hier in der BASIS ein paar Terajoule in die Speicher einschlagen.«
»Wie sieht deine Kalkulation aus?«, fragte Rhodan.
»Mehrere Wochen. Die Zeit kommt der QIN-SHI-Garde zugute. Wenn wir den Ladevorgang mittendrin abbrechen und uns mit der BASIS-Kugel zurückziehen müssen, können wir hinterher von vorn anfangen.«
Falls es ein »Hinterher« überhaupt gab. Wenn die Xylthen diesen Raumsektor abriegelten, konnten sie das Vorhaben vergessen.
»Wir werden die Zeit für die Verhandlungen mit dem Verzweifelten Widerstand benötigen«, meinte Ennerhahl. »Danach folgt die logistische Phase, die ebenfalls viel Zeit verschlingt.«
»Danke für euren Besuch.« Ryan deutete eine Verbeugung an. »Ich leite jetzt die Hyperzapfung ein.«
»Wenn mich jemand sucht, ich bin in meinem Sternraumer«, ließ Ramoz knapp wissen.
Rhodan sah Partijan an und seufzte. »Tja, dann sollten wir wohl ...«
*
Das Innere von Ennerhahls Lichtzelle wirkte auf Rhodan ganz anders als die BASIS-Kugel, obwohl auch hier alles vom terranischen Standpunkt aus futuristisch und verschwenderisch inszeniert war, mit Räumen, die sich veränderten, weil anderswo in der Zelle Platz benötigt wurde, und mit Maschinenanlagen, die einander auf sorgsam berechneten Bahnen umschwebten und sich neu zusammensetzten, um ihrem nächsten Auftrag gerecht zu werden.
Alles im BASIS-Versorgungssegment wirkte steril. Nichts erinnerte an gute alte Terra-Technik, es gab keine heimelige Architektur, keine freundlichen Roboter, nur nüchterne Funktionalität bei gigantisch anmutender Raumaufteilung.
Während Rhodan und Partijan über den »Roten Teppich« schritten – ein Farbstreifen am Boden, der sie zum Labor mit dem Versuchsaufbau führte –, veränderte die Umgebung mehrfach ihr Gesicht. Zweimal mussten die beiden Männer stehen bleiben, weil ein Lichtsignal auf Rot schaltete und sie den Querverkehr passieren lassen mussten.
Ein Stück weiter wogte der Boden unter ihren Stiefeln. Ein Rumoren drang zu ihnen herauf, untermalt von einem Ächzen und Seufzen, als schickten altersschwache Kühe ihr Sterbelied gen Himmel.
»Die Funktionalität ähnelt den Silberkugeln aus dem Stardust-System«, stellte Partijan fest. »Die Prinzipien könnten sogar identisch sein.«
Hightech der Oldtimer, Querionen, Petronier oder Erranten. Ennerhahl schwieg sich dazu wie zu so vielem aus.
Die Lichtzelle war variabel. Die Gesamtgröße sowie die Aufteilung der einzelnen Räume, Decks und Anlagen folgten einer permanent sich aktualisierenden Soll-Kann-Funktion. Abgesehen von der circa 50 Meter durchmessenden Kernsphäre aus strukturverdichteter, feldstabilisierter Hyperenergie und zahllosen in ihre Hülle integrierten, miniaturisierten und meist mit »Erweiterungsbereichen« in Form von Hyperraumblasen-Ausstülpungen versehenen Projektoreinheiten, war nichts als endgültig und stabil anzusehen.
Je nach Bedarf, Anforderung oder Problemstellung konnten Materieprojektionen erzeugt und wieder aufgelöst werden. Hochwertige Masse-Energie-Pendler formten festmaterielle Objekte auf der Basis von Vorgabeprogrammen oder lösten sie wieder auf. Dank der integrierten Hyperzapfer war es sogar möglich, Aggregate »aus dem Nichts« entstehen zu lassen. Dabei war es belanglos, ob es sich um Nahrung, Luft, Wasser oder um ein hochkomplexes Gerät handelte. Sofern die Daten über Fein- und Grobstruktur vorlagen, wurde das Gewünschte in
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