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PR 2662 – Kaowens Entscheidung

PR 2662 – Kaowens Entscheidung

Titel: PR 2662 – Kaowens Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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in Sicherheit. Dosanthi-Raumfahrer brauchten diese Zuflucht. Der Wandschmuck bestand aus mental aufgeladenem Kristallschmuck der Familienangehörigen und Freunde, der ihnen über die Zeit der Trennung hinweghalf.
    Ein bisschen wenigstens. In Zeiten innerer Ausgeglichenheit half das.
    Tokun Gavang suchte Schutz bei diesen Amuletten. Wenn er sich mit ihnen unterhielt, hörten sie ihm zu. Wenn er verzweifelt war, gaben sie ihm Wärme. Und sie halfen ihm ein klein wenig, seine Angst zu ertragen. Allerdings nur ein wirklich wenig, wobei er sich manchmal fragte, ob er sich das nur einredete.
    Aber selbst dann wollte er damit zufrieden sein, dass es wirkte.
    Während er nach dem Tuch griff, um sich darunter zu verbergen, spürte er, dass sie da waren. Nicht in dieser Kaverne, aber in anderen auf den Ebenen weiter vorn Richtung Bug. An der Intensität ihres Okogoamo bestimmte er ihre ungefähre Zahl. Vier Dutzend. Sie gehörten wie er dem Verzweifelten Widerstand an, und sie hatten sich wenig unter Kontrolle.
    Tokun ließ das Tuch fallen und kehrte zur Öffnung seiner Höhle zurück. Einen letzten Atemzug nahm er, ehe er die Höhle dicht verschloss. Was er roch, erschreckte ihn. Die Dosanthi saßen am Zentrumszylinder vor den Einsauggittern der Klimaanlage. Das war hinterhältig und unehrenhaft. Wieso machten sie sich nicht auf den Weg zur Zentrale und versammelten sich dort?
    Tokun Gavang gestand sich ein, dass er in einem solchen Partisanenkrieg wenig Ahnung von Guerillataktik hatte. Mit Ratschlägen hielt er sich zurück, er durfte sich nicht als Rebellen outen. Die Xylthen hätten kurzen Prozess mit ihm gemacht. Und mit hoch erhobenen Dosan-Drüsen sich vor die Schergen QIN SHIS stellen und verkünden, dass er Kaowen getötet hatte, das hielt er für Angeberei. Außerdem hätte man sofort alle Dosanthi verhaftet, mit denen er in letzter Zeit in Kontakt gekommen war.
    Damit hätte er dem Verzweifelten Widerstand erst recht einen schlechten Dienst erwiesen.
    Andererseits – irgendwie fand er es unter seiner Würde, den Kopf ins Tuch zu stecken und so zu tun, als sei er gar nicht im Shikaqin-Viibad, sondern auf Meloudil am anderen Ende Chandas.
    Spätestens jetzt musste jedem Xylthen klar sein, dass es sich um einen Angriff handelte. Die Dosanthi in dem Zapfenraumer spiegelten mit ihrer Fähigkeit die eigenen Angstgefühle auf die Gegner.
    Tokun Gavang spürte es auch, aber nicht direkt von den Artgenossen in dem Schiff. Er übernahm es von Dosanthi in Zapfen, die näher am Geschehen waren oder in eindeutiger Absicht zu den Verbänden der Xylthen aufschlossen.
    »Das ist Rebellion!«, dröhnte die Stimme Vrihashers aus den Lautsprechern der KASHMAKAIDA. »Ein Umsturzversuch! Glaubt ihr, ihr könnt QIN SHI besiegen?«
    Tokun glaubte das nicht, die anderen Dosanthi auch nicht. Sie kämpften gegen die Weltengeißel und wussten dabei die Angehörigen vieler bedrohter Völker Chandas hinter sich. Damit kämpften sie indirekt natürlich auch gegen QIN SHI. Die Superintelligenz war nach geheimen Informationen weit weg vom Shikaqin-Viibad, in einer anderen Mächtigkeitsballung, in einer Galaxis namens Escalian.
    Das Okogoamo im Schiff stieg sprunghaft an. Die paranormale Absonderung der Dosanthi in den anderen Schiffen wirkte animierend.
    Tokun fing an zu zittern. Nicht lange, dann schlotterte ihm der Anzug am Leib. Nach einer Weile hielt er es nicht mehr unter dem Tuch aus. Er warf sich nach vorn, riss die Tür seiner Höhle auf und sprang hinaus in den Tunnel. Verwirrt blieb er stehen. Was wollte er hier? Es war gefährlich draußen. Voller Angstgefühle kroch er zurück, legte sich bäuchlings auf den Boden.
    Es half nichts. Die Ausdünstung der Artgenossen war zu intensiv. Er konnte sie nicht aussperren.
    Es trieb Tokun hinaus aus der Höhle und dem Tunnel in den Gemeinschaftsraum, der den Mittelpunkt der Kaverne bildete. Segehr und Agdol waren schon da, weitere Dosanthi stießen hinzu. Schweigend standen sie im Kreis, versuchten sich gegenseitig Kraft zu geben. Anfangs funktionierte das. Sie waren ein eingespieltes Team, die beste Kaverne im ganzen Schiff. Dann aber brandeten die Wellen der Angst immer wuchtiger gegen sie an und rissen sie irgendwann mit.
    Tokun wurde schnell klar, dass er hier nicht bleiben konnte. Er musste wissen, was draußen im Weltall vor sich ging. In den Kavernen gab es keine technischen Einrichtungen. Um Bild- und Funkgeräte zu nutzen, musste er den Zentrumszylinder aufsuchen.
    Zum Glück war er

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