PR 2666 – Die Pyramide der Badakk
rührte sich nicht mehr. Die dünne Umhüllung seines Zylinderkörpers zeigte an mehreren Stellen Risse, die sich schnell nach oben und unten fortsetzten. Leicht bläuliches Gas trat aus. Fast gleichzeitig hörte das Pulsieren auf.
»Exitus«, meinte die Oxtornerin.
Tek warf einen nachdenklichen Blick auf den Toten. Die Gruppe zog sich zurück, weg von der Schlucht und der Station. Der Terraner hatte eine Bodenwelle entdeckt, die ihnen optisch und ortungstechnisch Schutz bot.
Sie warteten auf die Space-Jet, die sich näherte, unsichtbar wie sie selbst.
Aus der Station trafen ununterbrochen Holoaufzeichnungen ein. Die meisten Sektionen bestanden aus Bauteilen, die man leicht wieder auseinandernehmen und in Containern verstauen konnte. Dazwischen hatten sie mit den austauschbaren Ebenen Elemente einer extremen Hightech gefunden, die nicht zum Rest der Ausrüstung passte. Hightech des geheimnisvollen QIN SHI?
Nomaden, dachte Tek. Die Agenten QIN SHIS scheinen nicht mit einem längeren Aufenthalt zu rechnen.
Wie es aussah, hatten sie sich verrechnet.
2.
»Gashwa?«
»Ich stehe bereit, Tek. Du findest mich vor dem Eingang zur Klinik.«
Ronald Tekener stieg die Treppe von COMMAND hinunter und ging zwischen dem Podest und dem Ausgang hin und her. Immer wieder warf er einen Blick auf die Zeitanzeige des Armbands. Nach einer Weile hielt er es nicht mehr aus.
»Gabriella?«
»Ich höre dich.« Gabriella Svenson war die Chefmedikerin der Bordklinik in der JV-1.
»Wann erwacht er endlich?«
»Ich bin froh, dass er noch schläft. Wir können uns hier kaum bewegen. Ständig finden Tests verschiedener Schirmkonfigurationen statt. Nach allem, was ich höre, soll es jetzt doch ein HÜ-Schirm werden.«
Die Sicherheitsvorkehrungen überstiegen alles, was die Besatzung gewohnt war. Arun Joschannan war Erster Terraner und genoss das Vertrauen aller. Und doch verhielten sie sich, als sei er das gefährlichste Wesen auf dieser Seite des Universums.
Tekener sah Joschannan im Holokubus. Er lag noch immer unter einem Prallfeld. Nach seiner Ankunft im Schiff hatten die Medoroboter ihm eine Langzeitspritze verpasst, die ihn in einen komaähnlichen Schlaf versetzte.
Joschannan war nicht das Problem. Seinetwegen machten sie sich keine derartigen Umstände.
Es war der Badakk in ihm, diese Gallerte, die als Geneseplasma bezeichnet wurde. Aus ihr bildete sich im Körper des »Wirts« ein Netz aus Strängen und Verdickungen, die das dezentrale Gehirn des Symbionten bildeten und sich im Körper des Befallenen ausbreiteten. Dieses badakkische Produkt überzog die Knochen, die Muskeln, die Organe, selbst die größeren Blutgefäße mit einer hauchdünnen, nicht erkennbaren Schicht. Diese ein Molekül dicke Monofilamentstruktur kontrollierte alsbald den Wirt. Sie wuchs und ernährte sich über dessen Nahrungsaufnahme.
Das Badakkbewusstsein war der Gegner. Wenn seine Genese abgeschlossen war, verhielt der Befallene sich wie ein Schläferagent und griff immer dann ein, wenn es dem Badakk in ihm sinnvoll erschien. Er steuerte seinen Wirt durch Mentalimpulse und zwang ihm seinen Willen auf. Zur Orientierung benutzte er die Sinne seines Wirtskörpers. Und genau da sah Tekener die Gefahr.
Ein fertig ausgebildeter Symbiont kommunizierte offenbar paramental mit anderen Symbionten in seiner Umgebung. Und er schien in Kontakt mit den Führungsoffizieren zu stehen, die sich in der Nähe aufhielten – auf demselben Planeten oder irgendwo im Umkreis von ein paar tausend Kilometern.
Auf Travnor hatte Tek es miterlebt. Das Schiff mit den Badakk hatte sich hoch über der Oberfläche selbst vernichtet. Daraufhin waren alle Wirte ins Koma gefallen. Was aus ihnen und den Symbionten wurde, blieb abzuwarten. Die Symbionten starben vermutlich ab, und die Körper schieden das Plasma mit der Zeit aus. Möglich war aber auch, dass die Wirte zusammen mit ihren Symbionten starben.
»Tek, es ist so weit«, hörte er Gabriella Svenson sagen.
»Ich komme!«
Draußen vor dem Schott wartete eine Schwebeplattform auf ihn, gerade mal einen Quadratmeter groß. Sie hatte eine Reling für den Fall, dass ein Passagier das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Mit hoher Beschleunigung sauste sie den Rundkorridor entlang bis zum Querkorridor und mit einem eleganten Schlenker hinein in die Medostation.
Tekener sprang ab und nahm den Schwung mit durch die Strukturlücke in das Foyer der Klinik.
Ein kleiner Schwebekegel erwartete ihn schon und führte ihn zum
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