PR 2667 – Der Diplomat von Maharani
im ersten Stock aufgefunden. Sie sind allesamt tot.«
Tekener schluckte. »Weiter!«, sagte er und verdrängte die Gedanken an Zorn, an Verzweiflung, an Trauer.
»Die Badakk sind entkommen, offenbar durch unterirdische Bereiche.«
»Ich brauche eine genauere Analyse. Wann, wie, wohin?«
»Allem Anschein nach bereits vor zwei Stunden. Die Explosionen wurden per Zeit verzögernden Impuls ausgelöst. Auch die Gegenwehr der Haushaltsmaschinen wurde erst aktiviert, als wir ins Innere vordrangen.«
»Sie haben also einen Vorsprung.« Sie haben einen Vorsprung!
Er nahm die Vorgänge auf dem kleinen Raumhafen in Augenschein. Fünf der sechs Schiffe hatten mittlerweile den Boden verlassen, das sechste erhielt soeben die Starterlaubnis.
»Gab's Ungewöhnliches beim Datenabgleich zwischen den Schiffen und den Leitsystemen am Raumhafen?«
NEMO schwieg ungewöhnlich lange, mindestens eine Sekunde, bevor er antwortete: »Eine Korvette hatte Startprobleme, die auf mangelhafte Beherrschung der Technik schließen ließe.«
»Kontakt aufnehmen! Und ich möchte, dass die Korvette von Begleitschiffen eskortiert wird.«
Die Badakk haben uns, haben mich reingelegt! Sie ahnten, wie meine Reaktion im Falle eines Alarms ausfallen würde, und haben ihre Vorgehensweise darauf abgestimmt. Sie wussten, dass ich den Raumhafen in aller Eile evakuieren lassen würde und in diesem Fall die Sicherheitsvorkehrungen geringer wären.
»Die Korvette verweigert Funkkontakt und beschleunigt mit Höchstwerten.« Kurze Pause. »Man hat das Feuer auf unsere Einheiten eröffnet.«
»Feuer erwidern. Das Schiff aufbringen.«
»Es befinden sich USO-Mitglieder an Bord des Schiffs«, warf Cularta Certe ein.
»Sie sind mit großer Wahrscheinlichkeit längst tot. Die Badakk agieren gnadenlos, wie wir alle wissen.«
»Dennoch ...«
»Hätten sie Gefangene gemacht und sie als Geiseln verwenden wollen, würden sie den Kontakt suchen und verhandeln.« Ronald Tekener schluckte schwer. »Die Badakk haben die Leute an Bord bei der Übernahme des Schiffs getötet.«
Die Terranerin setzte an, als wollte sie weitere Einwände vorbringen, ließ es dann aber bleiben. Sie gab seine Anweisungen mit leiser Stimme weiter.
Ronald Tekener saß da und sah zu, wie mehrere Wachschiffe, die im Orbit von T9 schwebten, beschleunigten und die Korvette in die Zange nahmen, sich ihrer Geschwindigkeit anpassten, ein klassisches Kampfmanöver ausführten.
Dem Gegner war anzumerken, dass er die Positronik der Korvette zu seinen Gunsten beeinflusst hatte. Das Schiff flog die üblichen Manöver. Ein Tanz begann, der im Jargon der USO-Waffenoffiziere als Schattenboxen bezeichnet wurde. Doch es fehlte ihm das überraschende Element: die Einflussnahme durch Kommandant und Pilot.
Zwei Minuten vergingen, dann drei. Weitere Funksprüche blieben unbeantwortet, die Korvette war gezwungen, ihre Fahrt durch Ausweichmanöver zu verringern und sich immer tiefer in jenem Netz zu verstricken, das mittlerweile zwölf Schwere Kampfraumer um sie legten. Die holografische Aufbereitung stellte den Schusswechsel in all seiner bedrückenden Klarheit dar.
»Wir haben sie!«, meldete sich der kommandierende Offizier per Funk. »Sollen wir ...?«
»Schießt das Schiff zu Schrott!«
Sekunden summierten sich zu einer weiteren Minute. In der Darstellung färbten sich Bereiche des von den Badakk übernommenen Schiffs gelb, dann rot. Es wurde von den USO-Truppen seziert und filetiert, so lange, bis nur noch ein Wrack durch den Raum trieb, das ohne Probleme aufgebracht werden konnte.
Aber ehe dies geschehen konnte, explodierte das Schiff.
Die Badakk hatten es vorgezogen, sich selbst in die Luft zu sprengen, bevor sie sich ein weiteres Mal in Gefangenschaft begaben.
»Flucht vereitelt«, meldete der Offizier mit ruhiger Stimme.
»Sehr gut«, murmelte Admiral Tekener, »sehr gute Arbeit. Aktion beenden, die Bodentruppen und die TARAS können wieder eingeschleust werden.« Er desaktivierte den Großteil der Holos.
Dann faltete er die Hände vor seinem Gesicht und starrte geradeaus. Er grinste, zeigte dieses ganz besondere Smiler-Lächeln. Ringsum herrschte Schweigen, Cularta Certe drehte sich konsterniert weg. Der Kadett war grün im Gesicht geworden; er entschuldigte sich hastig bei seiner Vorgesetzten und verließ die Zentrale in Richtung Sanitärbereich.
Fünfzig oder mehr Tote. Und alles, was ich tun kann, ist, dieses verdammte Lächeln zu zeigen ...
2.
Maharani,
zwei Tage zuvor
Arun
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