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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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»Lass ihn erzählen. Was weißt du über Sholoubwa?«
    Nikomus Neuntau sank mit dem Rücken an der Wand des Turms hinunter, bis er auf dem Boden saß. »Nachdem er ein großes Projekt fertig gestellt hatte, hier auf der Steuerwelt der Baustellenplaneten, hat er ...«
    »Du sprichst von den Blütenblättern der Zeitrose«, unterbrach Saedelaere ganz bewusst, um dem Zwergandroiden erneut zu demonstrieren, dass sie Bescheid wussten.
    »Er verließ diese Welt, um an einem neuen Auftrag zu arbeiten«, antwortete Neuntau. »In weiter Ferne. Er ging fort aus Escalian.«
    »Womit hat man ihn beauftragt?«
    »Ich hörte von Singen und Spielen, aber ich kümmerte mich nie darum«, erwiderte der alte Zwergandroide. »Viel wichtiger für mich war, dass ich zurückblieb, und das damals aus gutem Grund. Denn Sholoubwa wollte diese Welt als Stützpunkt behalten, und ich hüte sie für ihn.«
    »Aber er kehrte niemals zurück?«, fragte Saedelaere.
    »Oh doch, doch! Ja, das tat er. Aber dann hörte ich, dass es zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Der Konstrukteur zerstritt sich mit seinen Auftraggebern! Ich wusste sofort, dass das kein gutes Ende nehmen konnte, und genauso kam es auch. Mitten in der Arbeit ging er schließlich erneut fort. Er versiegelte den Turm, und er ließ sich nicht einmal genug Zeit, alle Mitarbeiter zu evakuieren. Zehn oder mehr wurden darin eingesperrt.«
    Der Terraner wandte erschrocken den Blick zu dem Bauwerk.
    »Wie lange auch immer sie überlebt haben, sie sind seit Jahrhunderten tot! Keiner von ihnen war wie ich gesegnet mit einer ausgedehnten Spanne der Existenz. Selbst wenn sie Luft und Nahrung gefunden haben sollten, sind sie vor langer Zeit als Greise gestorben.«
    »Was geschah dann?«
    »Sholoubwa wollte die SCHRAUBE-B nehmen und diese Welt verlassen, doch ich sagte ihm, das könne er nicht tun. Er hörte nicht auf mich, und als ich mich in seinen Weg stellte, hat er mich verletzt.«
    »Dein Gesicht?«, fragte Eroin Blitzer mit tonloser Stimme. »Ist es darum so ...«
    »Aber nein!« Neuntaus Hand tastete über den klaffenden Riss. »Das geschah viel später. Mein Körper zerfällt. Deshalb kann ich auch meine Schuhe nicht mehr entfernen, obwohl sie mich drücken. Wenn ihre Stützfunktion fehlt, werde ich augenblicklich vier Zehen verlieren.« Gedankenverloren nestelte er an den Stoffbahnen über seinem Brustkorb. »Er hat mit einer Laserwaffe auf mich geschossen. Genau hier. Als ich wieder erwacht bin, sah ich die SCHRAUBE-B wegfliegen.«
    »Du warst der Letzte auf dieser Welt?«
    »Man hat sie evakuiert. Ich blieb zurück. Vielleicht als Strafe.«
    »Wofür?«
    »Ungehorsam? Versagen? Ich weiß es nicht. Seitdem bin ich allein gewesen. Verstehst du, was das bedeutet, Bruder Eroin Blitzer? Ich war schon alt, als ich den Pilotenposten erhielt. Nun zerfalle ich immer mehr. Was du vor dir siehst, ist ...«
    »Ich will es nicht wissen!«
    »... deine Zukunft.«
    Diese Erzählung enttäuschte Saedelaere maßlos. Es hatte so gut begonnen mit dem überraschenden Auftauchen des Zwergandroiden, doch schon wieder war eine Spur erkaltet. Es gab keine Hoffnung mehr, Sholoubwa endlich zu finden. Sie waren zu spät gekommen.
    Die nächsten Worte des alten Neuntau überraschten ihn und stürzten ihn erneut in ein Wechselbad der Gefühle.
    »Später kam Sholoubwa noch einmal zurück. Er kümmerte sich nicht um mich, als ich ihn ansprach. Er tat, als wäre ich gar nicht vorhanden. Ich war viel zu schwach, um ihn dazu zu zwingen, mir zuzuhören.«
    Saedelaere setzte sich neben den Kleinen. »Der Konstrukteur ging in den Turm, nicht wahr?«
    »Er wollte es«, erwiderte Neuntau, und seine Stimme klang heiterer als je zuvor. »Aber er konnte ihn nicht betreten. Seine eigene Arbeitszentrale verweigerte ihm den Zutritt!«
    »Wegen des Streites mit seinen Auftraggebern«, vermutete Eroin Blitzer – zum ersten Mal schien er aktiv Anteil zu nehmen an dem, was der zweite Zwergandroide berichtete.
    Saedelaere nickte gedankenverloren. »Die Hohen Mächte sind nicht gut darauf zu sprechen, wenn sich ihnen ihre Diener widersetzen.« Er versuchte sich vorzustellen, wie Sholoubwa, der Sterne manipuliert und ganze Planeten ausgebeutet hatte, um kosmische Wunder zu erschaffen, vor einer scheinbar so einfachen Aufgabe kapitulierte. Er war daran gescheitert, eine Strukturlücke zu schalten und Zutritt zu seinem eigenen Turm zu erhalten.
    Nach allem, was er zum Verhältnis zwischen dem Konstrukteur und seinem Piloten Nikomus

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