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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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verloren, seine Brust war deformiert unter der Kleidung, und eines der Augen war halb blind, und der Zustand seiner Füße ist weitaus schlimmer, als er es angedeutet hat.«
    »Wie hast du all das bemerkt?«
    »Ich bin wie er, und ich erkenne die Zeichen eines Defekts. Wenn ich ihn sehe, empfinde ich ... Unbehagen.«
    »Das verstehe ich«, versicherte Saedelaere und suchte nach Worten, Blitzer zu trösten. Doch er fand keine.
    »Noch mehr Unbehagen«, sagte der Kleine unvermittelt, »als dieses Gespräch nun dir bereitet, Alraska.«
    »Aber ich ...«
    »Du musst nichts sagen. Ich weiß, wer und wie du bist. Die Frau Samburi glaubte dich damals schon zu kennen, doch ich kenne dich inzwischen besser, als sie dich jemals kannte.«
    »Liebte sie mich?« Alaska wunderte sich selbst über die Worte, die ohne Nachdenken über seine Lippen gekommen waren.
    »Wer bin ich, dass ich ins Herz der Samburi Yura hätte sehen können?«
    Sie erreichten den Landeplatz ihrer Kleinwalze und schleusten ein.
    Der Terraner dachte über das kurze Gespräch nach. Blitzer hatte ihn an einer empfindlichen Stelle getroffen. Aber auch ihm bereitete etwas Sorgen. Ihn beschlich ein unbehagliches Gefühl, wenn er über Neuntau nachdachte, aber aus ganz anderen Gründen. Vielleicht hatte der fremde Zwergandroide gelogen?
    Wer wusste schon, was sich tatsächlich zwischen dem angeblichen Piloten und dem Konstrukteur abgespielt hatte? Und ob Neuntau Sholoubwas damaliges Ziel wirklich kannte?
    Alaska Saedelaere musste Nikomus Neuntau vertrauen, und das fiel ihm angesichts der Situation nicht gerade leicht.
    Er steuerte die Kleinwalze über die Stadt und verharrte über den Dächern der Gebäude neben dem Turm. Danach schleuste er aus, flog hinab, nahm den alten Zwergandroiden auf und kehrte mit ihm in das Schiff zurück.
    Die SHEYAR wartete.
    Und das Nahroin-System, die nächste Etappe auf ihrer Suche nach dem Konstrukteur.

Zwischenspiel
     
    Ich bin Nikomus Neuntau, und ich habe es geschafft.
    Ich habe den Planeten verlassen. Ich habe schon lange nicht mehr damit gerechnet, oh nein, hielt es für undenkbar. So viel Zeit ist vergangen. So weit bin ich meinem eigenen Grab entgegengelaufen, mit langsamen, winzigen Schritten, aber unaufhaltsam.
    Nun sitze ich in einem Raumschiff und lasse die Welt hinter mir, die mein Ende hätte sehen sollen, wenn es nach Sholoubwas Willen gegangen wäre.
    Die SHEYAR ist ein erstaunliches Schiff. Aber wahrscheinlich würde ich alles erhebend finden, was nicht den Atem der Stadt und der Welt Sholoukanora verströmt. Es erscheint mir wie ein Wunder, obwohl ich weit Wunderbareres gesehen habe in alten Zeiten.
    Meine allgegenwärtige Wut auf den Konstrukteur, die mein Dasein vergiftet und mich ausgezehrt hat, schwindet von Minute zu Minute mehr. Meine Gedanken klären sich.
    Übrig bleibt völlig nüchterner Hass.
    Einerseits schäme ich mich dafür, weil das eines Zwergandroiden nicht würdig ist, andererseits sage ich mir, dass Sholoubwa seine Auftraggeber und damit auch meine Herren hintergangen hat.
    Er verdient eine Strafe.
    Wie auch immer sie aussehen wird.
    Ich bin bereit.

4.
    Androiden,
    die sterben und vergehen
     
    In der Zentrale der SHEYAR befragte Alaska Saedelaere Kommandant Kongaro über das Nahroin-System. Nikomus Neuntau hatte es noch auf dem Planeten als damaliges Ziel des Konstrukteurs Sholoubwa genannt. Allerdings hatte er nichts weiter dazu erklärt oder auch nur gesagt, woher er es wusste.
    Dem Kandran kam diese Bezeichnung nicht bekannt vor, und auch in den Sternkarten der SHEYAR fand er sie nicht. Also ging der Terraner zu dem alten Zwergandroiden, dem aus Sicherheitsgründen vorübergehend ein bewachtes Quartier zugewiesen worden war; Neuntau selbst hatte darum gebeten, zuerst etwas ruhen zu dürfen.
    Der Kleine saß auf der Bettkante; alle Möbel waren für ihn viel zu groß. Seine Beine erreichten den Boden nicht. Er ließ sie baumeln und erinnerte Saedelaere unwillkürlich an eine bizarre Mischung aus uraltem Mann und kleinwüchsigem terranischem Teenager. Die gelblich weiße Haut wirkte in der abgedunkelten Zimmerbeleuchtung fahl.
    Die Temperatur im Quartier war weit unter das übliche Maß gedrosselt. Saedelaere dachte nach. Hatte Eroin Blitzer jemals erwähnt, dass ihm zu heiß oder zu kalt wäre? Störten sich Zwergandroiden überhaupt an der Außentemperatur, waren sie davon abhängig? Neuntau offensichtlich schon – und auf dem Planeten war es kalt gewesen. Vielleicht hatte er sich

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