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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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wie das Blut gerade aus seinem Körper lief, würde schon bald kein Tropfen mehr davon übrig sein.
    »Und wenn ich gehen muss, dann nur ins Licht und nicht in die Dunkelheit«, murmelte er müde. »Denn das Licht ist Wissen, ist Größe, ist Macht. Die Dunkelheit hingegen ist das Vergessen, des Nichtseins ewige Tracht.«
    Mit klammen Fingern griff er in seine Uniformjacke und zog das zerfledderte Exemplar von »Liebe in Zeiten des Überflusses« hervor. Vor wenigen Tagen hatte es noch druckfrisch ausgesehen.
    Mit der Kraft seiner Worte hatte er den Mädchen der Kampfeinheit reihenweise weiche Knie beschert. Einige davon – insofern sie ihn optisch interessierten und nicht nur dem eigenen Geschlecht zugetan waren – hatten es ihm mit kurzen, heftigen Liebesakten vergütet.
    Nun glich das Buch einem graublutroten aufgequollenen Etwas, das manchmal am Wegesrand lag. Getötetes Wild. Opfer der Industrialisierung.
    Wie sagte man so schön? Das erste Opfer im Krieg war das Wort? Oder war der Krieg das letzte Opfer des Wortes? Cholaquin Port'aldonar verzog das Gesicht. Das Denken fiel ihm zunehmend schwerer.
    Mit tränenverklebten Augen starrte er auf das Buch, das er selbst geschrieben hatte. Das Werk, das ihm 4231 nach Reichsgründung mit bloß achtzehn Jahren über den Heimatplaneten Mowen hinaus zu Berühmtheit verholfen hatte.
    Mit dem Daumen seiner rechten Hand strich er zärtlich über die Figur, die auf dem Einband gerade noch zu erkennen war: die Nymphe Mowena, Inkarnation des mowischen Patriotismus.
    Sein Versepos, in dem er die bedingungslose Hingabe an die Liebe zur Heimat zelebrierte, hatte eine ganze Generation inspiriert. Und das Letzte, das absolut Letzte, was er wissen wollte, war die Anzahl derer, die sich nach der Lektüre von »Liebe in Zeiten des Überflusses« bei den Heimatstreitkräften gemeldet hatten.
    Hätte Cholaquin Port'aldonar an höhere Wesenheiten geglaubt, wäre es ihm vielleicht als gerechte Strafe vorgekommen, dass er im Begriff stand, zusammen mit seinem Versepos im Niemandsland eines unbedeutenden Planeten im Dreck zu verrecken.
    So sah er nur die Parallelen und wunderte sich, während das Buch immer schwerer und seine Gedanken leerer wurden.
    Einmal noch öffnete er die Augen, als ihm eine passende Verszeile einfiel. Aber er sah die Sinnlosigkeit seiner Bemühung ein und wehrte sich nicht mehr gegen die Dunkelheit.
     
    *
     
    Die medizinische Erste-Hilfe-Drohne M 10 flog über der Anhöhe im ihr zugewiesenen Planquadrat. Körper um Körper scannte sie und verglich die Werte mit ihren Referenztabellen, teilte in Mowener, Orfenar und Söldner ein und bestimmte den Grad der Verletzung sowie die Wahrscheinlichkeit auf Heilung.
    Nur bei Mowenern mit einer Heilungschance von über zehn Prozent wurde die Drohne aktiv. An diesem Tag war es noch nie der Fall gewesen.
    Plötzlich kam sie zum Stillstand. Die Rechnereinheit identifizierte einen jungen Mowener mit einer zwölfprozentigen Heilungswahrscheinlichkeit.
    M 10 senkte ihren kugelförmigen Körper mit den Greif- und Medizinaltentakeln auf den Verletzten, stoppte die Blutungen mit Gewebeschaum, stabilisierte den Kreislauf und hob ihn hoch. Dabei entglitt dem Mowener ein Objekt und fiel auf den Boden.
    Die Drohne ergriff das Objekt mit einem ihrer Arme, tastete es mit den optischen Sensoren ab. Die Rechnereinheit stufte das Objekt als »analogen Informationsträger auf teilorganischer Basis« ein. Und: »Begrifflichkeit in der Sprache der Mowener: Buch (kommerziell). Militärisch-strategische Bedeutung: keine«.
    M 10 ließ das Buch fallen, stabilisierte die Lage des Verletzten und beschleunigte ihre Schwebeeinheit auf den maximalen Faktor.
    Regen setzte ein und wusch den Dreck und das Blut vom Einband. Zeichen für Zeichen kam der Name des Verfassers zum Vorschein.
    Sholoubwa.

2.
    Bogen und Pfeil
    4236 NRG
     
    Cholaquin Port'aldonar setzte sich kerzengerade in seinem Bett auf.
    Ein furchtbarer Schmerz raste ihm durch den Unterleib. Schwärze flutete das spartanisch eingerichtete Zimmer im Lazarett von Zarim. Cholaquin hielt die Luft an, lauschte dem Hämmern des Blutes in seinen Ohren, konzentrierte sich auf die letzten Verszeilen aus Gesänge des Untergangs, an denen er gerade gefeilt hatte.
    Aber der Gedanke an den soeben angekündigten Besucher verdrängte die Worte des Geistes, war stärker als der Schmerz, bohrender als die Selbstzweifel.
    »Soll ich die Nervenbahnen dimmen?«, erkundigte sich M 10 .
    »Untersteh dich!«
    Die

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