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PR 2671 – Das Weltenschiff

PR 2671 – Das Weltenschiff

Titel: PR 2671 – Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Geistlosigkeit trafen die Worte Alaska mitten ins Herz. Er drehte sich um, schaute das Spinnenmodell an. »Fühlst du etwas?«
    Die Antwort kam prompt, aber auf andere Art als erwartet: »Wann ... werde ich ... weiterverarbeitet?«
    Mithilfe der SERUN-Instrumente stellte der Maskenträger eine rasche Analyse an, deren Ergebnis eindeutig ausfiel. Der unfertige Roboter konnte sich zwar artikulieren, verfügte jedoch über keinerlei Sensoren, die Außenwelt wahrzunehmen, außer einem aktivierten Bewegungsmelder, der eine Annäherung registriert hatte.
    »Wann ... werde ich ... weiterverarbeitet?«
    Saedelaere verließ die Halle. Ohne seine Gegenwart würde das Spinnenmodell wieder in Passivität versinken. Es ist nicht lebendig, sagte er sich. Und doch ähnelte es in seiner Gestalt dem echten, auch in seiner gegenwärtigen Form zumindest pseudolebendigen Sholoubwa geradezu bedrückend. Alaska fragte sich, wie der Konstrukteur einen seiner Technogardisten in derart jämmerlichem Zustand zurücklassen konnte.
    Bei seinem weiteren Rundgang durch die unterirdischen Anlagen entdeckte er immer wieder Maschinenkomplexe, die so provisorisch wie die gesamte Fertigungshalle wirkten. Der Anblick verstärkte seine Zweifel daran, dass Sholoubwa tatsächlich in der Lage war, den Freien Raum zu erschaffen.
    Vielleicht wusste es der Konstrukteur sogar selbst? War es nicht denkbar, dass er sich vor jedem neuen Versuch einredete, dass es diesmal gelingen würde? Für Alaska mochte es zwar aussehen wie das Ende einer Entwicklung, aber es konnte sich ebenso gut schon Hunderte oder gar Tausende Male ähnlich abgespielt haben.
    Ein erschreckender Gedanke.
    Jeder menschliche Wissenschaftler würde irgendwann aufgeben. Eine Positronik jedoch, und mochte sie noch so hoch entwickelt sein, würde es bis in alle Ewigkeit immer wieder versuchen, wenn man sie nicht aufhielt. Selbst wenn Sholoubwa in früheren Zeiten zweifellos geniale Dinge konstruiert hatte – niemand konnte sagen, ob er in diesem Fall nicht einem positronischen Hirngespinst nachjagte.
    Saedelaere fragte sich, ob er nicht nur seine Zeit verschwendete. Er sorgte sich um Eroin Blitzer.
    Was war mit dem ominösen Weltenschiff? Diesen Begriff kannte er nicht aus dem Bericht über Sholoubwas Leben. Handelte es sich also um ein Projekt aus jüngster Zeit? Hatte Sholoubwa einen neuen Auftraggeber gefunden? Oder hatte er schon auf eigene Faust gehandelt, weil er wusste, dass er es im Zusammenhang mit dem Freien Raum benötigen würde? Wobei Saedelaere nach wie vor schleierhaft blieb, wozu der Konstrukteur es tatsächlich brauchte und was hinter dem hochtrabenden Namen steckte.
    Vor dem einsamen Wanderer in den subterranen Anlagen unter dem Positronikwald öffnete sich unvermutet ein mindestens fünf Meter breiter Korridor, der geradeaus führte, so weit das Auge reichte. Der Blick verlor sich in unbestimmter Ferne zwischen den rund gewölbten Metallwänden.
    Weil der Maskenträger ohnehin kein bestimmtes Ziel verfolgte, wählte er diesen Weg. Mithilfe des SERUN-Flugaggregats kam er in dem schnurgeraden Korridor rasch voran. Bald beschleunigte er auf über einhundert Stundenkilometer, bremste erst ab, als sich die Lichtverhältnisse nach einigen Kilometern vor ihm änderten.
    In gemächlichem Tempo erreichte er das Ende des unterirdischen Ganges, flog ins Freie und setzte auf. Er marschierte weiter und wusste sofort, wo er sich befand. Der eigentliche Positronikwald lag hinter ihm. Rund um ihn erstreckte sich jenes Maschinental, das er von der Spitze der Pyramide aus in der Ferne hatte sehen können.
    Zahllose gewaltige Metallblöcke ragten wie unförmige Klötze auf. Aggregate summten, und kleine Überschlagsblitze zuckten zwischen den Maschinen und dem energetischen Schirm über ihnen umher.
    Schon aus der Ferne hatte das Tal wie ein maschineller Albtraum gewirkt – nun, da der Terraner sich mittendrin befand, sah er diesen Eindruck bestätigt. Risse spalteten etliche Metallwände, viele Nahtstellen waren unsauber verarbeitet.
    Aus einer Bodenplatte nicht weit vor Saedelaere stieg schwarzer Rauch lotrecht nach oben, ehe er sich in etwa zwei Metern Höhe zerkräuselte. Es stank bestialisch.
    Über dem Tal blieb der allgegenwärtige Schutzschirm des Tals durchsichtig. Alaska konnte in den Himmel über der Welt Nahroin schauen, der nach wie vor von Rauchschwaden verdampfender Miniasteroiden durchzogen wurde. Große Vögel zogen dazwischen ihre Bahn. Sie schlugen nur selten mit ihren weiten

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