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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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mir.
     
    *
     
    Toufec sah mich an.
    Voller Besorgnis, hatte es den Anschein.
    Ich war ihm dankbar dafür.
    Ich versuchte, mich wieder in die Gewalt zu bekommen, blinzelte eine Träne weg, von der ich gar nicht wusste, ob sie wirklich vorhanden war, und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande.
    Das schien die einzig mögliche Reaktion zu sein. Toufec jedenfalls wirkte seltsam gelöst, geradezu heiter, einfach locker.
    Und das bei diesem Wetter. Bei diesem unaufhörlichen Regen, der mir entsetzlich auf die Nerven ging, mich bedrückte, krank machte.
    Krank vor Angst?
    »Hast du geschlafen?«, fragte Toufec.
    »Ja«, antwortete ich. »Gib mir einen Augenblick Zeit. Die Blume, die mit Gewalt gebrochen wurde, verliert ihren Duft.«
    Er lächelte schwach. »Das schönste Geschenk, das man einem anderen Menschen machen kann, ist aufrichtige Zuwendung.«
    Ich atmete tief ein. Versuchte, die eigentliche Bedeutung seiner Antwort zu ergründen. Und mir Klarheit über etwas anderes zu verschaffen.
    Was sollte ich tun? Von der Angst erzählen, die ich empfand? Sollte ich die anderen beunruhigen, verrückt machen, verängstigen?
    Oder hatte diese Angst einen konkreten Grund? Stellte sie eine reale Bedrohung dar? Musste ich die anderen vor dem warnen, was an diesem Ort geschah?
    Ich wusste es nicht. Ich musste erst mehr herausfinden, bevor ich eine Entscheidung treffen konnte.
    »Also«, sagte ich. »Ich habe geschlafen. Was ist passiert?«
    »Wir haben den Landeplatz der sayporanischen Flugzeuge gefunden. Sie haben sich als Drohnen entpuppt.«
    Offensichtlich war ich länger weggetreten, in meinen Erinnerungen gefangen gewesen, als ich gedacht hatte.
    Toufec rief Holos auf. Der Landeplatz befand sich auf einer sumpfigen Ebene. Wir stiegen aus.
    Das konnte doch nicht wahr sein! Ein Luftwaffenstützpunkt mitten im Nichts? Und die Datenholos verrieten, dass sich in weitem Umkreis keine Lebewesen aufhielten.
    Wer parkte seine Streitkräfte im Sumpf? Und warum?
    Ich nahm die dreidimensionalen Bilder kaum wahr, konnte sie nicht einordnen oder verarbeiten. Schlamm, Gebüsch, niedrige Pflanzen, dichtes Unterholz.
    Andere Eindrücke beanspruchten meinen Geist.
    Das entnervende Plätschern des Regens. Fernes, merkwürdiges Windgeheul, ein leises Kreischen aus der Distanz.
    Und Toufecs Lächeln, nein: Grinsen, sein nerviger Spaß, seine offensichtliche Begeisterung für dieses Wetter.
    »Und? Was tun wir jetzt?«
    »Ich habe Pazuzu den Befehl gegeben, weitere Nanogenten auszuschicken, die Drohnen zu infiltrieren und ihre Positroniken auszuwerten.«
    »Gut«, sagte ich. »Wer hat ihnen den Startbefehl gegeben? Und von wo aus? Wohin haben sie Meldung gemacht?«
    »Genau das möchte ich herausfinden«, sagte Toufec. »Die Nanogenten arbeiten daran.«
    »Müssen wir das Ergebnis vor Ort abwarten?«, warf Odo Ollowa ein. Seine Stimme klang gereizt, nur mühsam beherrscht. »Oder können wir die Nanogenten eigenverantwortlich arbeiten lassen und uns zurückziehen?«
    Ich musterte den Sabotage-Spezialisten. Er zitterte leicht.
    Ein Mann wie Odo? Was machte ihm dermaßen zu schaffen?
    »Ganz meine Meinung«, schloss Daniil Veriaso sich im nächsten Augenblick dem Vorschlag an. »Ich empfehle einen vorläufigen Rückzug.«
    Ich stutzte, betrachtete die beiden. Sie waren hartgesottene Spezialisten, Experten für gezielte Zerstörung. Sie waren in ihrem Leben vermutlich über mehr Leichen gegangen, als ich jemals gesehen hatte.
    Und trotzdem wirkten ihre Gesichter grau, ihre Bewegungen fahrig, ihre Mienen gequält. Die beiden ausgebildeten Saboteure der Raumlandeverbände empfahlen einen Rückzug?
    Hier stimmt etwas nicht. Finde heraus, was es ist. Euer Leben könnte davon abhängen.
    Aus irgendeinem Grund fürchtete ich mich davor, meine paranormalen Fähigkeiten einzusetzen.
    Vielleicht, weil ich Angst vor dem hatte, was ich in Erfahrung bringen würde?
    Trotzdem drang ich kurz in den Geist der beiden ein.
    Die Eindrücke waren identisch.
    Den beiden war es nicht ... geheuer. Und zwar in einem Ausmaß, das weit über jede Normalität hinausging.
    Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war es mir das auch nicht. Mein Gefühl war zwar nicht so drängend wie das der beiden Männer, aber es war vorhanden, untergründig, bohrend.
    Das Bankett. Das Bett. Die Parade.
    Meine Eltern, kurz vor ihrem Tod.
    Dieser Ort schien negative Erinnerungen hervorzurufen, sie zu verdichten und umzusetzen. Zu nackter Angst.
    Aber das durften wir nicht einfach so

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