PR 2674 – Das Reich der Angst
von ES uns oftmals Schlimmeres widerfahren wäre. Ich weiß, wo ich leben möchte. Bei ES oder unter QIN SHI ... Die Antwort darauf fällt mir nicht schwer.«
»Hat ES nicht auch unglaubliches Leid über euch gebracht? Mussten nicht Milliarden von euch für ES sterben?«
»Das stimmt, es gab immer wieder Opfer. Du hast dich gut informiert. Aber sie sind gestorben, weil sie für ihre Freiheit und ihre Existenz kämpften.«
»Aber gestorben sind sie. Warum weigert ihr euch dann, in mir aufzugehen? Ihr würdet ja noch nicht einmal für die richtige Sache sterben. Ihr würdet in mir weiterleben ...«
»Das kommt nicht in Frage.«
»Und wenn ES das von euch verlangen würde?«
»Das ist eine rein hypothetische Frage. Unsere Entität ist kein parasitärer Schmarotzer, der seine Völker aussaugt oder auffrisst. ES hat es nicht verlangt und wird es nicht verlangen.«
Paichander seufzte schwach. »Ihr versteht nicht, seht nicht das große Bild. Gleicht eine Superintelligenz nicht einem dahinfließenden Strom? Sie ist mächtig, übermächtig sogar auf den ersten Blick und für das einzelne Individuum. Aber mit genug Geduld, Willen und Technologie kann man sie vielleicht genauso lenken und umleiten wie einen großen und mächtigen Strom.«
Das verschlug mir den Atem. Aber nur kurz. »QIN SHI ist also, so betrachtet, ein Handlanger der Sayporaner?«, spöttelte ich.
»Warum nicht? Wenn es so wäre ... wie würdet ihr dann über ein Zusammengehen mit mir denken?«
»Verstehe ich das richtig? Wie wir darüber denken, Handlanger der Sayporaner zu werden? Mithin Handlanger des Handlangers QIN SHI?«
»Ja«, sagte Paichander. »Jedermann ist jedermanns Handlanger. Das wäre eine neue Phase in der Geschichte des Neuroversums.«
»Des Neuroversums?«
Mein Gegenüber schwieg, und ich überlegte kurz. Das Gespräch war gekippt, genau wie das erste. Diesmal lag der Vorteile, aber noch immer auf unserer Seite.
»Sehr schmeichelhaft«, sagte ich. »Aber von welchem Nutzen wären wir für dich? Was sollen Toufec und ich bewirken, was die wunderbaren technischen Mittel der Sayporaner und QIN SHIS nicht vermögen? Das ist doch lächerlich!«
»Einer alten sayporanischen Erkenntnis zufolge«, antwortete Paichander gelassen, »gibt es Zeiten, in denen ein Einzelner den Unterschied macht. Und du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass ihr beide, du und dein Begleiter, durchschnittliche Terraner seid? Du mit deinem paranormal hochbegabten Gehirn und Toufec mit seinem nanotechnischen Verbund?«
»Natürlich behaupte ich das nicht. Wir sind Individuen. Das ist es, was uns ausmacht.«
»Wir könnten die Stärken beider Welten zusammenfassen. Ihr könntet die idealen Mitarbeiter für mich sein. Meine Botschafter ... Dass ihr in dieser Funktion von der enormen Medotechnik der Sayporaner profitieren würdet, versteht sich von selbst. So müsstet ihr eure Individualität nicht aufgeben. Überlegt doch! Ein Leben, das ein- oder zweitausend Jahre währt, vielleicht länger ... Davon eine mehr als tausendjährige Jugend ...«
Wieso dieses ausgeprägte Interesse an uns?, dachte ich. Welche Richtung schlug das Gespräch jetzt ein? Wir sprachen nicht mehr über eine freundliche oder unfreundliche Enthirnung, sondern über eine Zusammenarbeit zu Bedingungen, die für uns zumindest akzeptabel waren. Auch wenn wir nie auf sie eingehen würden ...
Was hatte zu diesem Umschwenken geführt?
»Müssten wir uns einer Neuformatierung unterziehen?«, fragte ich, wenngleich nur, um den Schein zu wahren.
»Nein«, antwortete Paichander. »Ich würde euch vertrauen.«
»Wie weit reicht dieses Vertrauen?«, mischte sich plötzlich Toufec ein. »Würdest du uns genug vertrauen, um uns in einen ganz besonderen Einsatz zu schicken?«
»Wovon sprichst du?«
»Davon, einen Superintelligenzen-Leichnam zu bergen«, sagte Toufec zu meiner Verblüffung.
*
Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Wovon sprach Toufec? Natürlich wussten wir, dass die Sayporaner es letzten Endes auf ARCHETIMS Korpus und auf weitere Leichen von Superintelligenzen abgesehen hatten, aber dass es bei derartigen Unternehmungen solche Schwierigkeiten gab, dass er damit sogar Paichander ködern wollte ...
Delorian, dachte ich. Delorian muss es ihm verraten haben!
Auch Paichander zeigte sich überrascht. Nicht einmal so sehr davon, dass Toufec von diesen Problemen wusste, sondern von der Maßlosigkeit des Vorschlags.
Ich hatte das Gefühl,
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