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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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wankten und fingen Feuer. Sarmotte spürte für einen Moment, wie sie stürzte. Dann fing der SERUN sie ab und hielt sie mit dem Gravo-Pak in der Schwebe.
    »Toufec!«
    »Alles gut. Pazuzu ist wach. Keine Gefahr. Wir verlassen die Herberge. Mein SERUN nimmt deinen in Schlepp, okay?«
    »Ja.«
    Während der SERUN sie durch das verheerte, brennende Bauwerk trug, sondierte Sarmotte die Gedanken der Gäste. Sie hatte Panik erwartet. Aber die Zopai, soweit sie noch lebten, wirkten gefasst, gelassen, geradezu abgeklärt.
    Als sie sich schon zurückziehen wollte, spürte sie es: Die Gedanken waren ein wenig unscharf, aber dann hatte Sarmotte sich eingelesen. Es war ein Kind, das zwei oder drei Stockwerke über ihnen irgendwo in einer lichterloh brennenden Kammer saß und mit dem Rücken an der Wand in die Flammen starrte. Das Kind spürte Schmerzen auf der Haut und in den Lungen, vermochte aber nicht mehr aufzustehen. Die Hitze hatte es so ermattet, dass es kurz vor dem Einschlafen war.
    Sarmotte löste ihren SERUN aus der gemeinsamen Steuerung mit Toufec und lotste ihn hinauf. Sie fand das Kind rasch. Es trug nichts als ein Kleid, dazu Sandalen, deren Riemen bis über das erste Kniegelenk geführt und dort zusammengeschnürt waren. Sarmotte nahm das Zopai-Kind in die Arme, in den Schutzschirm. »Schieß uns den Weg frei!«, befahl sie der Positronik.
    Der SERUN bahnte ihnen mit einigen schwachen, aber wirkungsvollen Impulsschüssen den Weg.
    Sarmotte ließ die Herberge hinter sich und flog, das Kind im Arm, in die Nacht hinaus. Nach einigen Minuten und in sicherem Abstand landeten sie. Das Kind war ein Mädchen. Es war verletzt. Augenblicke später hatte Toufec Choursterc und Aes Qimae geholt.
    Sarmotte kniete neben dem Mädchen. Sie aktivierte den Translator und sagte: »Hab keine Angst.«
    Die Zopai stand offenbar unter Schock.
    Aes Qimae trat an das Mädchen heran. Kurz darauf wirbelten seine Arme um die Zopai. »Icheiheile sie«, erklärte das Stabwesen.
    Die Augen des Kindes rollten hin und her, schauten erst Sarmotte an, danach Choursterc, Toufec, Aes Qimae.
    »Ich bin Shanda. Wie heißt du?«, fragte Sarmotte und fasste das Kind sanft an den schmalen Schultern.
    »Pauthofamy«, sagte das Mädchen.
    »Pauthofamy«, wiederholte Sarmotte. »Pauthofamy also.«

6.
    Das Mädchen
     
    Noch immer flogen die Luftschiffe ihre Angriffe. Einer der »Zeppeline« stand lichterloh in Flammen und riss die anderen Angreifer aus der Dunkelheit. Das Knistern und Krachen war bis zum Boden zu hören. Aus der Gondel sprangen winzige Gestalten, über denen sich gleich darauf Fallschirme öffneten.
    Sarmotte sah, wie auf der Straße fahrbare Katapulte in Stellung gebracht wurden und brennende Riesenpfeile abschossen; eine Gruppe von acht oder zehn Zopai trat unter rhythmischen Schreien in die Pedale einer Lafette, auf der ein Raketenwerfer montiert war.
    Kurz darauf jagten die ersten Geschosse heulend in den Nachthimmel.
    Eine Bombe detonierte in ihrer Nähe. Sarmotte hörte die Splitter jaulen. Ihr Schutzschirm kassierte zwei Einschläge.
    »Wir müssen noch weiter weg von hier«, sagte Toufec.
    Er und Sarmotte starteten ihre SERUNS. Sarmottes SERUN hatte mittlerweile einige Haltegurte generiert, die den Körper Pauthofamys sicherten.
    »Choursterc«, sagte Sarmotte ins Mikro. »Fliegt uns hinterher.«
    »Ja«, hörte sie die Achiary-Stimme sagen.
    Nach einer Weile blickte Sarmotte kurz zurück. Wie es schien, klammerte Aes Qimae sich auf dem Rücken des Sayporaners fest.
    Sie ließen die Stadt hinter sich und den Lärm der Schlacht. Nur einmal wandte sich Sarmotte telepathisch zurück und glitt durch die Gedanken der Kämpfenden. Am Boden wie in der Luft – an Bord der Luftschiffe, im Geist der Fallschirmspringer – war nichts als heitere Gelassenheit und allenfalls ein Anflug von Bedauern oder besser Ungeduld, wenn einer der Orlogpartner ums Leben kam.
    Kein Zorn. Kein Hass. Keine Angst.
    Toufec flog nicht zur getarnten Barkasse zurück. Vielleicht wollte er niemanden auf diese Spur bringen.
    Sarmotte schaute hinunter auf das nachtdunkle Land. Das Visier ihres Helms verstärkte das Restlicht. Sie sah den mäandernden Fluss. Toufec bremste den Flug. Er steuerte auf einen Umlaufberg zu, eine Insel im Fluss, vom Land getrennt durch den Hauptstrom und einen Altwasserarm.
    Sie landeten. Der SERUN hatte den Flecken nach möglicherweise gefährlichen Tieren und giftigen Pflanzen abgetastet und gab Entwarnung. Die Brände von Bhötshem waren

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