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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Möglichkeit, den Korpus der Superintelligenz wiederherzustellen.«
    Sarmotte nickte, obwohl sie keinen Anlass zu Optimismus sah. Sie wussten weder, wie viele Panfaktoren es gab, noch ob alle Panfaktoren auf diesem Planeten lagen oder über die anderen Welten des Systems verstreut waren. Oder über das ganze Universum.
    Was sollte außerdem die kritische Masse sein, die sie ansammeln müssten, um den Korpus zu rekonstruieren? Ab welcher Größenordnung würde dieser Korpus die Anomalie stabilisieren können? Was, wenn es dazu jeden einzelnen der zahllosen Panfaktoren brauchte?
    Wir werden scheitern!, durchfuhr es sie. So, wie die anderen Expeditionen vor uns. Und nicht nur das. Sie dachte an den Gedächtnisverlust der Sayporanerin Vyghodh. Sarmotte zweifelte nicht daran, dass etwas auf dem Planeten diese Amnesie herbeigeführt hatte – wahrscheinlich die Panfaktoren selbst. Ihre eigene Erschöpfung nach dem Einblick ins Innere des Fadens war kein Zufall gewesen.
    War das nur ihr klar oder auch Toufec und dem Sayporaner? Wir sollten diese Welt so rasch wie möglich verlassen, dachte sie. Das wäre klug.
    Aber da war ihre Verabredung mit Vyghodh und die Aussicht darauf, weitere Panfaktoren zu finden.
    Sie spürte, wie ihre Klugheit sich angesichts dieses stummen Versprechens, wieder einen Panfaktor in der Hand zu halten, verflüchtigte.
     
    *
     
    Vyghodh wartete auf sie. Sie besaß – zusammen mit einigen Zopai – einen Claim, einen Flecken Land, auf dem ein Zelt aus Aluminium stand, eine Traufe voller Regenwasser und als Krönung ein hölzerner Förderturm.
    Eine Dampfmaschine pumpte Wasser aus dem Schachtsumpf und leitete es in einen Rinnsal.
    Das rauchige Aroma von Holz, der Duft von Wasser beim Förderturm. Sarmotte warf einen prüfenden Blick in die Tiefe des Schachtes.
    Der Korb, der am Seil des Förderturms hing, bot Platz für höchstens drei Personen. Choursterc und Aes Qimae nahmen Abstand von einer Einfahrt. Auch Pauthofamy wollte an der Oberfläche bleiben; sie spazierte aufgeregt zwischen den Fördergerüsten und Maschinen des Lagers herum und schloss sich dann einer kleinen Gruppe an, die zwei Zopai bei einem Übungskampf mit scharfen Schwertern zuschauten und anfeuerten.
    Choursterc versprach Sarmotte mit seiner Achiary-Stimme, die junge Zopai im Blick zu behalten.
    Der Korb war aus einer Art Weidenzweigen geflochten, besaß aber eine Basis aus hartem Holz.
    Sie fuhren ein.
    Sie sanken knapp über siebzig Meter tief in die Erde und stiegen aus. Sarmotte hörte die Pumpen schlürfen und saugen. Vyghodh ging voran. Der Stollen war schmal; Fackeln an den Wänden verbreiteten mehr Hitze als Helligkeit. In der Nähe der Fackeln klebten fingerlange weiße Echsen an den Wänden, blind, auf der Suche nach Wärme. Unten und fern vom Wasser schmeckte die Luft wieder verbrannt und rauchig. Sarmotte schloss das Helmvisier und ließ sich das Restlicht verstärken.
    Die Strecke endete vor einer Felswand, an der ein Zopai arbeitete. Mit einem Löffel schabte er behutsam am Gestein. Vyghodh begrüßte ihn; der Zopai wackelte mit einem Knie, ohne sich zu ihnen umzudrehen. »Gleich, gleich«, murmelte er.
    »Kioresbol!« Vyghodh klang aufgeregt. »Ist es ...?«
    »Ja«, sagte der Zopai. »Gleich, gleich.«
    Erst jetzt entdeckte Sarmotte die beiden winzigen Lebewesen, die, kaum daumennagelgroß, wie eine Mischung aus schwarzem Schmetterling und Fledermaus wirkten und mit bebenden Flügeln am Gestein hafteten.
    Die Bewegungen des Zopai wurden noch langsamer, geradezu andächtig. Dann strömte plötzlich weiches Licht aus dem Gestein wie Wasser aus einer winzigen Quelle. Sarmotte sah, wie mehr und mehr von einem Panfaktor freigelegt wurde, fünf Millimeter, sechs, sieben, acht, neun, zehn.
    »Eine Gnade, eine Gnade«, murmelte Kioresbol. Eineinhalb Zentimeter, las Sarmotte die Angaben im Visier ab.
    Der Zopai blies etwas Gesteinsstaub vom Löffel und grub dann weiter. »Ho und ho!«, sagte er. »Ein wahrer Hüne von einem Panfaktor.«
    Zwei Zentimeter.
    »Soll ich dich ablösen?«, bot Vyghodh an.
    »Nein, nein«, flüsterte der Zopai.
    Es ist, als wären wir gar nicht hier, erkannte Sarmotte. Die beiden haben uns völlig vergessen.
    Als Kioresbol den Panfaktor endlich freigelegt hatte, gab das Visier die Fadenlänge mit 4,31 Zentimeter an.
    Der Zopai gluckste selig. »Ein großer Tag, ein großer Tag!«
    Der Faden hatte jede Verbindung zum Gestein verloren. Er schwebte losgelöst in der Luft und rotierte langsam, als

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