PR 2675 – Der Glanz der Stille
schlafen zu lassen. Wie geht es dir?«
»Wie einer unausgeschlafenen Heldin.«
Toufec musterte sie nachdenklich. »Und? Was hast du dir angeschaut?«
Sie berichtete, was sie gesehen hatte. Sie versuchte, ihm vom Markt zu berichten, aber die Begriffe für all die Abwesenden waren ihr entfallen, ebenso wie der naheliegende Name des Marktes. Ärgerlich. Andererseits: Was sollte sie Toufec von Personen berichten, von denen sie nur Fehlanzeigen hatte?
»Dieser Markt«, überlegte Toufec, »ähnelte er dem Markt von Bhötshem?«
»Alle Märkte ähneln einander«, sagte Sarmotte. Es ärgerte sie, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen war. Toufec konnte recht haben. Es waren Ähnlichkeiten da. Aber zugleich Unterschiede. Der Markt der Straßenhändler von Bhötshem wirkte kleinkrämerisch gegen den Markt, den sie im Panfaktor gesehen hatte. Dennoch konnte Toufec richtig liegen.
Für einen Augenblick erschien der Markt der Zopai wie ein Bild, das Kinder von etwas gemalt hatten, was sie nicht verstanden und gar nicht verstehen konnten. Kinder malen die Anomalie, dachte sie. Sie musste lachen.
Toufec musterte sie besorgt. »Ich werde Pazuzu den Faden untersuchen lassen«, kündigte er an.
»Tu das«, murmelte Sarmotte. Sie stand auf und sah sich um. Die Umrisse der anderen waren in der Dunkelheit unter dem sternenverlassenen Himmel kaum zu sehen. Choursterc und das Stabwesen ruhten nah beieinander. Pauthofamy lag allein. »Aber lass uns damit warten, bis Pauthofamy wieder wach ist. Schließlich ist es ihr Panfaktor, und wir wollen ihn nicht beschädigen.«
»Sollen wir sie wecken?«
»Nein. Wir reden morgen früh mit ihr.«
»Träumt sie einen so magischen Traum?«
»Ich weiß es nicht.« Sie überlegte kurz, ob sie telepathisch nachhorchen sollte, scheute aber davor zurück. Plötzliche Angst vor Träumen?, wunderte sie sich.
Dann legte sie sich neben die junge Zopai, gab dem SERUN noch die eine oder andere Anweisung und schloss die Augen.
Sonderbare Ideen kreuzten ihren Geist, fremdartig-neue Sehnsüchte. Sie wollte sich verbergen, tief in der Erde, und zugleich aufgehen in den Schätzen, die in der Verborgenheit auf sie warteten. Ja, dachte sie, und Nein, als wäre sie mit jemandem im Gespräch.
Dann sah sie sich auf einem Segelboot, das Segel schwach gebläht. Es war kein Wind, der blies, sondern etwas wie das Gegenteil eines Windes. Er zehrte vom Segel. Das Boot machte eine langsame, aber unerbittliche Fahrt. Am Himmel stand kein Stern, sondern nur – unvorstellbar weit entfernt und dennoch sichtbar – ein fadenförmiges Etwas, zugleich golden und transparent.
Wir fahren in die falsche Richtung, dachte sie noch. Jahrmillionen in die falsche Richtung. Dann war sie eingeschlafen.
7.
Im Lager der Fadenfinder
Es roch wunderbar. Shanda Sarmotte atmete tief ein: Der Duft war würzig und vielversprechend. Sie richtete ihren Oberkörper auf und reckte sich. Sie hatte etwas geträumt, aber der Traum verblasste rasch vor dem Hintergrund der jungen Farben des Tages. Sie spürte, wie der SERUN die Hygieneroutine vornahm, das Kühle, das Frische, das Massieren.
»Nicht das Gesicht«, murmelte sie. »Ich gehe zum Ufer und wasche es selbst.«
Sie stand auf. Toufec hockte an einem kleinen Feuer und briet etwas an einem Spieß. Choursterc und Aes Qimae schliefen. Pauthofamy lag unter der Decke zusammengerollt; das Tuch hob und senkte sich gleichmäßig.
Sarmotte ging zum Fluss, wusch sich das Gesicht und kostete vom Wasser. Danach trat sie ans Feuer. »Mit welcher kulinarischen Exzentrizität wird unser Gaumen gekitzelt?«, fragte sie und gähnte ausgiebig.
»Ich kannte das Tier nicht näher«, sagte er.
Es schmeckte so gut, wie es roch. Zwischen zwei Bissen bemerkte Sarmotte: »Dieser Panfaktor – ich nehme an, wir haben damit etwas vom Korpus der Superintelligenz gefunden, oder was meinst du?«
Toufec kaute bedächtig. »Ja. Ein Fragment davon.«
Sarmotte dachte an die Hökerer und Händler in der Stadt, an Eppulon, der sein Kriegsdreirad mit einem solchen Faden repariert hatte. »Wie viele dieser Panfaktoren mag es auf dem Planeten geben?«
»Milliarden?«
Sarmotte nickte und seufzte: »So viel zum Thema Bergung.«
»Warum hat das keine sayporanische Mission vor uns entdeckt? Sie hätten schon vor langer Zeit beginnen können, die Panfaktoren einzusammeln. Sie hätten ihre Fagesy schicken können, ihre Zofen und Junker. Dazu ganze Heerscharen von Robotern.«
Sarmotte hob die Schultern. »Was,
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