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PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

PR 2676 – Der Chalkada-Schrein

Titel: PR 2676 – Der Chalkada-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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kennst du überhaupt diese uralte Redewendung? Sie stammt immerhin aus einer Zeit, als die Sterne für die Terraner noch unerreichbar fern waren. Heutzutage ergibt sie ja gar keinen Sinn mehr.«
    »Um abzuschalten, betreibe ich abends ein paar sprachhistorische Studien, seit ich Perry, Mondra und dich getroffen habe.« Der Wissenschaftler tippte sich an die Stirn. »Um euch besser zu verstehen. Eure Wurzeln.«
    Gucky verzichtete auf den Hinweis, dass diese Redewendung mit seinen Wurzeln überhaupt nichts zu tun hatte. Er war ja kein biologischer Terraner, auch wenn er sich längst wie einer fühlte – seit dem späten zwanzigsten Jahrhundert alter terranischer Zeitrechnung schon, also seit über dreitausend Jahren.
    Stattdessen dachte er darüber nach, dass ausgerechnet sprachhistorische Studien eine sehr seltsame Methode waren, um abzuschalten ...
    Er gönnte sich eine letzte flapsige Bemerkung: »Wie dem auch sei – wir sind nicht hier, um zu plaudern! Also sorgen wir dafür, dass wir Trumeri auf den Fersen bleiben. Dank deiner Beschäftigung mit längst vergangenen Redewendungen wirst du bestimmt ...«
    »Ja«, unterbrach der Quintadim-Topologe. »Die Floskel mit den Fersen verstehe ich auch. Und ich gebe dir absolut recht. Wir sollten uns um unser eigentliches Ziel kümmern.«
    Partijan schreckte zusammen und fuhr sich mit der flachen Hand über die Augen, als ihm – ähnlich wie Gucky – ein Wassertropfen von der Decke genau auf die Stirn fiel und nach unten rann. Seine Pupillen weiteten sich, und einen Augenblick lang sah er aus wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    »Stehst du noch in telepathischem Kontakt mit den beiden Oracca?«
    »Ich nehme sie wahr«, sagte der Mausbiber leise. Es gelang ihm auch weiterhin nicht, exakte Gedankeninhalte zu erfassen; er erhaschte nur hin und wieder einen vagen Eindruck.
    Immerhin konnten sie Trumeri und seinen Begleiter namens Terrig Neari auf diese Art verfolgen, ohne entdeckt zu werden. Sie hielten problemlos einen so großen Abstand, dass sie nicht geortet werden konnten; gleichzeitig bestand keine Gefahr, dass sie den Anschluss verloren.
    So stapften sie schon seit etlichen Minuten durch diesen stockdunklen unterirdischen Höhlengang, auf dessen Wände Feuchtigkeit perlte. Alles um sie herum glitzerte in dunklem Grau, durchzogen von grünlichen Adern. Vereinzelt ragten wie irreale Boten einer anderen Welt metallische Stützpfeiler auf. Sie schienen mit dem kalten Gestein zu zerschmelzen.
    Gucky und Nemo Partijan nutzten die in ihre Schutzanzüge eingebauten Scheinwerfer nur mit minimaler Leuchtstärke, gerade hell genug, ihre Umgebung in ein Zwielicht zu tauchen, um halbwegs sicher voranzukommen. Zu große Helligkeit würde womöglich die Aufmerksamkeit der Zielpersonen wecken, auch wenn diese ihnen weit voraus waren.
    Der Mausbiber warf einen Blick auf den Orter des SERUNS, den er nur passiv einsetzte, um sich nicht auf diese Weise zu verraten. Er wunderte sich nicht, dass sie sich inzwischen über zweihundert Meter unter der Oberfläche befanden. Der Tunnel führte ständig bergab.
    Der Multimutant pfiff leise. »Schau dir das an!«
    Partijan kam näher, warf einen Blick auf den handtellergroßen Orterbildschirm von Guckys Multifunktionsarmband. In weniger als einem halben Kilometer Entfernung endete der unterirdische Gang – genauer gesagt: Er führte in eine Kaverne von den Ausmaßen einer kleinen Halle, zehn Meter hoch und ebenso breit.
    »Dort sind Trumeri und Neari inzwischen angekommen«, sagte Gucky. »Und sie wollten garantiert exakt dorthin. Also los!«
    »Was?«
    »Finden wir heraus, was es mit dieser Kaverne auf sich hat!«
     
    *
     
    »Die Oraccameo haben alles perfekt geplant«, sagte Högborn Trumeri zu seinem Begleiter. »Der Augenblick, auf den unser Volk seit 300.000 Jahren gewartet hat, wird sich bald erfüllen.«
    Terrig Neari schwieg. Sein Blick wanderte suchend durch die Kaverne, doch er sah nicht glücklich aus. Offenbar entdeckte er nicht, wonach er Ausschau hielt. Es schien an diesem Ort nur die kupferfarbenen Metallplatten zu geben, die sich rundum mit fingerbreiten Fugen aneinanderreihten. Weder der Boden noch die leicht nach oben gewölbte Decke boten dem Blick in dieser Hinsicht eine Abwechslung.
    Nirgends zeigte sich Technologie oder auch nur irgendetwas – die Höhle war augenscheinlich leer, ein vor Ewigkeiten verlassenes Refugium. Nicht einmal Staub lag auf oder zwischen den Platten.
    Wieso eigentlich nicht?, fragte sich

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